Klub-WM: Die Kugel rollt auf Saudi-Arabien, der Kick bleibt schlecht
Die FIFA ermittelt den Klub-Weltmeister in Saudi-Arabien. Benzema & Co. enttäuschen. Trotz prekärer Menschenrechtslage zieht es den Weltsport immer stärker ins Königreich.
Manchester City spielt am Samstag daheim gegen Crystal Palace und fliegt danach von 9 Grad Celsius in Richtung 33 Grad. Denn am Dienstag tritt der Titelträger in der Champions League im Semifinale der Klub-WM in Saudi-Arabien an.
Gegner sind die Urawa Reds, die Mexikos Club Leon 1:0 geschlagen haben. Fluminense aus Brasilien greift am Montag im Semifinale ein, spielt gegen Al Ahly. Der lockere 3:1-Sieg der von Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller betreuten Ägypter gegen die Saudis von Ittihad zeigte einmal mehr, dass mit dem vielen Geld (noch) nicht genug Klasse eingekauft wurde.
Ehrentor durch Benzema
Seit Dienstag läuft in der Küstenstadt Dschidda das Turnier der besten Fußballvereine aller Kontinente. Der Veranstalter wird von Al Ittihad vertreten.
Die französischen Weltstars Karim Benzema (verschoss einen Elfmeter, traf in letzter Minute zum Endstand) und N’Golo Kanté, sowie der Brasilianer Fabinho, konnten die klare Niederlage Ittihads nicht verhindern.
Die Investitionen in den Sport, für die vor allem Kronprinz Mohammed bin Salman verantwortlich ist, dienen dazu, „die vom Ölexport abhängige Wirtschaft des Königreichs zu diversifizieren und das Überleben bin Salmans als faktischer und zukünftiger Herrscher des Landes zu sichern“, sagt der britische Nahostexperte James M. Dorsey in einer Aussendung von Amnesty International.
Nach einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsfirma Ernst & Young wächst der Wert der Sporteventbranche in Saudi-Arabien jährlich um acht Prozent: 2018 betrug er zwei Milliarden Euro, 2024 wird er schätzungsweise bei drei Milliarden Euro liegen.
Fußball nimmt eine zentrale Rolle in dieser Sportstrategie ein. „Der Sport ist ein wichtiger Motor für Saudi-Arabiens fortschreitenden Umbruch im Rahmen des Plans Vision 2030, das das Königreich als eines der am schnellsten wachsenden und für den Weltsport interessantesten Länder etabliert hat“, sagte der Präsident des saudi-arabischen Fußballverbandes, Yasser Al Misehal, laut FIFA-Mitteilung.
Auch die Weltmeisterschaft kommt nach Saudi-Arabien
2034 wird sogar die Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien stattfinden. Die wird zwar erst nächstes Jahr vergeben, doch die FIFA hat schon bestätigt, dass Saudi-Arabien der einzige Bewerber ist. Sportminister Prinz Abdulaziz bin Turki Al-Faisal sagte in einem Interview mit der BBC: „Für uns spielt es keine Rolle, ob es im Sommer oder im Winter stattfindet.“ Wie in Katar hat es im Sommer in der Hauptstadt Riad mehr als 40 Grad und in Dschidda 38 Grad.
Die Times berichtete kürzlich, dass die FIFA mit dem saudi-arabischen Öl-Konzern Aramco über einen Sponsor-Deal verhandelt – es soll um 96 Millionen Euro im Jahr gehen. Aramco ist bereits Hauptsponsor der Formel 1 und Titelsponsor von Aston Martins Formel-1-Team sowie Geldgeber im Frauen-Golf.
Außerhalb des Landes kaufte der staatliche „Public Investment Fund“ 2021 den englischen Fußball-Traditionsverein Newcastle United. Zudem wird die neu gegründete Fluggesellschaft Riyadh Air nicht nur zahlreiche Flugzeuge in Europa kaufen.
Der Newcomer auf dem Himmel, der erst 2025 abheben wird, wird als Sponsor für europäische Spitzenvereine auftreten. Atletico Madrid wirbt schon seit Sommer auf den Trikots für die Fluglinie. Firmen aus Saudi-Arabien sind auch Sponsoren von Real Madrid oder AS Rom.
Die Millionen für den Sport lenken von Menschenrechtsverletzungen ab. 2022 wurden in Saudi-Arabien 196 Menschen hingerichtet, dieses Jahr waren es schon weit mehr als 100. Frauen dürfen erst seit 2018 mit dem Auto fahren. Neuerdings investiert Saudi-Arabien auch enorm in den Frauenfußball. Es gibt ein Nationalteam, das von einer Deutschen trainiert wird.
(kurier.at, pa)
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Aktualisiert am 15.12.2023, 21:01
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