Mit einem „harten Schlag ins Gesicht“ (© Trainer Gerhard Struber) ist für Salzburg das Jahr anders zu Ende gegangen als erhofft. Das Tor zum 3:1 für Benfica Lissabon in der 92. Minute hat die Reise des österreichischen Meisters durch Europa beendet. Zum ersten Mal seit sieben Jahren überwintert Salzburg nicht im internationalen Geschäft.
Und irgendwie passt dieses Ende zu einem Herbst, in dem beim Serienmeister längst nicht alles rund lief.
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„Die letzten Wochen und Monate haben uns alle gefordert. Ich glaube, dass uns diese Auszeit ein Stück weit gut tut, um zu reflektieren und durchzuschnaufen“, blickte Struber nach seiner ersten Halbsaison bei Salzburg der Winterpause mit einer gewissen Erleichterung entgegen. Die Zwischenbilanz fiel ihm direkt nach der bitteren Niederlage nicht leicht.
Natürlich hätte man gerne international überwintert, aber in dieser starken Gruppe müsse man sich nach zumeist starken Auftritten fürs Ausscheiden „nicht schämen“, wie auch Keeper Alexander Schlager anmerkte. Salzburg habe es hier auch an Reife und Erfahrung gefehlt. Außerdem haderte der Trainer immer wieder mit der Verfügbarkeit, das Verletzungspech zog sich wie ein roter Faden durch die Herbstsaison.
National hat Salzburg das Ziel zwar erreicht, ist Winterkönig und geht mit zwei Punkten Vorsprung auf Sturm ins neue Jahr. Struber muss jedoch zugeben: „Wir haben zwar Ergebnisse geschafft, aber nicht mit der Dominanz, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Das liegt nicht nur an der angesprochenen Verfügbarkeit des Kaders, sondern auch daran, dass Salzburg ein richtiger Torjäger gefehlt hat.
Das gilt für die nationale und die internationale Bühne. Was Struber wiederrum auf die – erraten – Verfügbarkeit zurückführt. Zum Beispiel hätten es Ratkov und Nene gegen Benfica „brav gemacht. Aber mit Koita und Fernando ist schon deutlich mehr Durchschlagskraft gekommen.“ Die beiden Letztgenannten waren im Herbst die längste Zeit verletzt.
Verkehrtes Bild in der Red-Bull-Welt: Während es im Spiel nach vorne oft haperte, hat es zumindest hinten ganz gut geklappt in den letzten Monaten. „Defensiv haben wir viel richtig gemacht“, analysierte Struber zufrieden. Auch mental sah er eine gute Entwicklung in seiner jungen Mannschaft: „Die Jungs haben trotz schwieriger Bedingungen den Glauben gehabt, das immer wieder hinzubekommen.“
Ähnlich groß wie die Enttäuschung nach dem Aus ist bei Struber aber die Vorfreude auf die Vorbereitung, die am 4. Jänner startet. Auch, weil man keine internationalen Spiele mehr zu absolvieren hat, hat man mehr Trainingszeit. „Da wollen wir den Jungs unsere DNA noch mehr verinnerlichen.“ Jene DNA mit dem für Red Bull so typischen Pressing-Fußball, die zuletzt nicht immer erkennbar war. Teilweise auch beabsichtigt, wie beim 0:0 gegen Real Sociedad.
Wenn der Coach zwei Wünsche ans Christkind hätte, wäre das auf der einen Seite mehr Verfügbarkeit im Frühjahr. „Ich hoffe, dass beim Trainingsstart alle Jungs fit sind und das auch bleiben.“ Auf der anderen Seite, dass keiner den Verein verlässt. „Es gibt natürlich Jungs, die einen gewissen Markt haben, und wo auch Anfragen da sind. Das ist nichts Neues“, betonte Struber. „Gleichzeitig ist meine Erwartungshaltung und mein Wunsch, dass wir so beisammen bleiben.“ In den vergangenen Jahren hatte der Verein mit zumindest einem internationalen Highlight im Frühjahr allerdings ein gewichtiges Argument bei den Vertragsverhandlungen, das diesmal wegfällt.
Einer, der bei vielen Topklubs am Wunschzettel ganz oben steht, ist Abwehrchef Strahinja Pavlovic. Der hat allerdings noch einiges vor mit Salzburg: „Wir werden im Jänner stärker zurückkommen. Wir haben noch viele Spiele zu gewinnen im nächsten Jahr.“ Das sieht auch Struber so. Sein Ziel in seiner ersten Vorbereitung mit Salzburg: „Wir werden im Frühjahr in Bundesliga und Cup versuchen, klarer den Ton anzugeben als das in den letzten Wochen der Fall war.“ Mit dem elften Meistertitel in Folge und der Rückkehr auf den Cup-Thron würde ihm die Bilanz im Sommer sicher leichter fallen.
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