Das erste selbst gesteckte Ziel hat Markus Katzer nicht erreicht. Weil die Stammkräfte Koscelnik (Knieverletzung) und Schick (Schambeinentzündung) lange bzw. sehr lange fehlen werden, wollte der Sportdirektor noch im Trainingslager einen neuen Rechtsverteidiger begrüßen.
Das geht sich nicht aus, Katzers erster Transfer soll Ende Jänner – also nach dem Rückflug – finalisiert werden.
Was sich bei Rapid für solche Notsituationen ändern muss und wie sich der Ex-Teamverteidiger selbst verändert hat, erklärt der 43-Jährige im KURIER-Interview.
KURIER: Sie betonen, wie viel Freude der Start bei Rapid gemacht hat, und dass auf ein Vertrauensverhältnis zu allen Entscheidungsträgern gebaut werden kann. Sie werden aber auch unangenehme Entscheidungen treffen müssen. Geht das ohne Rücksicht auf freundschaftliche Verbindungen?
Markus Katzer: Ja, ganz klar. Ich bin extrem professionell – das ist auch mein Anspruch an alle anderen. Wenn ich umstrittene, vielleicht auch unpopuläre Entscheidungen treffe, denke ich dabei nur an das Wohl des Vereins.
Macht es einen Unterschied, ob der Vienna-Sportchef anruft oder jener von Rapid?
Ja, in der Sekunde bin ich auf einer anderen Ebene. Ich spüre sofort die Kraft von Rapid. Ich habe mich mit Vereinen aus England, Deutschland und Italien ausgetauscht – da hätte ich früher als Spielerberater oder Vienna-Sportchef keine Aufmerksamkeit erhalten. Die Arbeit an sich wird aber nicht leichter.
Warum?
Weil es immer darum geht, die besten Spieler für dein Level zu bekommen. Das war in der vierten Liga beim Vienna-Start so und ist jetzt mit Rapid so. Nur die Gesprächspartner und die gebotenen Summen ändern sich.
Hat es im Triumvirat Geschäftsführer Hofmann, Sportchef Katzer und Trainer Barisic schon eine Meinungsverschiedenheit gegeben?
Nein. Wir haben das Vertrauen, dass jeder in seinem Bereich seine Arbeit macht. Bei aller Harmonie: Ich habe ein klares Bild und gehe ein hohes Tempo. Ganz einfach, weil ich Dinge erledigt bekommen will. Ich bin nicht mehr der liebe Katzer Mecki, der links hinten verteidigt hat – auch wenn mich viele so in Erinnerung haben. Ich bin schon lang in der Arbeitswelt angekommen und genauso ehrgeizig wie als Spieler.
Apropos hohes Tempo: Warum hat Trainer Barisic noch immer seinen alten Geschäftsführer-Vertrag?
Wir haben ausgemacht, das nach Ende des Trainingslagers zu besprechen, dann sollte das bald erledigt sein. Es gibt da keine Probleme.
Rapid hat Probleme, Verträge rechtzeitig zu verlängern. Wie wollen Sie das ändern?
Ich will nicht beurteilen, wie’s früher war. Klar ist: Je näher das Vertragsende rückt, umso teurer wird es – während im Gegenzug die mögliche Ablöse sinkt. Deswegen müssen wir da sehr früh agieren. Ich habe das im Auge.
Der Umgang mit ersten Hürden kann Ihr Image prägen. Dementsprechend wichtig wären Verlängerungen des auslaufenden Vertrags von Querfeld und jenes von Hedl, der bis 2024 läuft. Werden Sie da Grenzen verschieben?
Das ist ein schmaler Grat. Ich könnte es mir einfach machen und heftig mit Geld reinfahren – nur um nach Verlängerungen selbst gut dazustehen. Ich bin wirklich bemüht, vertrete aber die Vereinsinteressen – das habe ich allen Beteiligten mitgeteilt.
Also wird Querfeld im Sommer ablösefrei gehen?
Es geht um einen begehrten 19-Jährigen, dessen Vertrag in einem halben Jahr ausläuft – und ich bin kein Zauberer. Ich habe aber schon ein gutes Gefühl. Es geht bei Leo – wie bei Niki Hedl – auch darum, dass es sicher gut für sie wäre, noch über den Sommer hinaus bei Rapid Erfahrungen zu sammeln. Dieser Faktor wird bei Leos Entscheidung wichtig sein.
„Rapid soll wieder leiwand sein“ hat Steffen Hofmann angekündigt. Wollen Sie auch auf die Außenwirkung des Vereins einwirken?
Ich werde deswegen nichts extra über Instagram machen. Die beste Medienarbeit ist ohnehin sportlicher Erfolg. Es ist wichtig, dass wir als professionell und hart arbeitend wahrgenommen werden. Dafür muss nicht jeder Stein umgedreht werden. Und manche geplante Veränderung ist auch nicht für die Öffentlichkeit gedacht.
Was auf jeden Fall verändert werden soll, ist das Scouting, besonders für Legionäre. Wie wird das ablaufen?
Wir brauchen ausreichend Leute im Scouting, um alle Bereiche gut abdecken zu können. Beispiel Schattenmannschaft: Da muss es künftig wirklich für jede Position realistische Varianten 1, 2, 3 und 4 geben. Damit wir sofort reagieren können, wenn ein Unglück passiert – wie aktuell rechts hinten.
Sie sprechen von Ihrer hohen Arbeitsmoral, sind aber auch zweifacher Vater. Haben Sie Ihr Umfeld auf viele Arbeitsstunden vorbereitet?
Der Vorteil – und in diesem Fall ist es wirklich ein Vorteil – ist, dass ich Single bin. Ich versuche, mit meinen Kindern so viel Kontakt wie möglich zu halten. Das kann künftig auch im Rahmen eines Spielbesuchs sein.
Dennoch, Sie haben es aus nächster Nähe erlebt: Rapid kann Führungskräfte fertigmachen. Sind Sie ohne Sorge?
Wenn ich die hätte, hätte ich das Angebot nicht annehmen dürfen. Ich bin ein Freund meines Lebens – ich weiß, dass ich nur eines habe. Mein Job ist extrem stressig, aber ich mach das wirklich gerne. Ich werde es hinkriegen, auch auf mich zu achten.
Markus Katzer
wurde am 11. Dezember 1979 geboren. Er spielte im Nachwuchs des ASK Erlaa.
Bei der Admira wurde der linke Verteidiger Profi (2000 –2004 und 2013–2015), mit Rapid (2004–2013) wurde er zwei Mal Meister
11Teamspiele
absolvierte er von 2004–’08 und war bei der EM ’08 dabei
Nach der Karriere
Mit dem Wechsel zur Vienna 2015 startete Katzer als Spielerberater, danach war er Sportdirektor und kickte bis 2020 parallel. Seit Jänner ist er Sportdirektor bei Rapid
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