Der ORF vergrault die Fußballfans: Wie lange noch?

Seit einigen Jahren ist klar: Wer das Runde Leder regelmäßig über seinen Bildschirm rollen lassen möchte, der muss in die Tasche greifen. Wie sämtliche Top-Ligen Europas läuft auch die österreichische Bundesliga seit Jahren im Pay-TV. Die letzte Ausnahme im Klubfußball hierzulande ist der ÖFB-Cup, den der ORF seinen Sehern noch ins Wohnzimmer liefern darf.
Ob das für die Konsumenten und Fans gut ist, darüber darf seit Sonntagabend wieder einmal gestritten werden. Um 18.10 Uhr wollte der Rundfunk den Erstauftritt von Rapid im neuen Jahr gegen St. Pölten ins Bild rücken. Blöd, dass man die Rechnung ohne Frau Holle gemacht hatte.
Wind, Schnee und Regen hatten beim Skispringen in Willingen, wo die Österreicher von den Top-Platzierungen weit entfernt waren, für Verzögerungen und deshalb für Stress auf dem Küniglberg gesorgt.
Dort musste man nun entscheiden und verbannte König Fußball aus dem Einser. Doch wer glaubte, die Rapid-Partie mittels zwei Mal umschalten auf dem Spartenkanal Sport + zu finden, der wurde erneut überrascht. Denn während auf dem Spartenkanal die Springreiter vom Jumping World Cup aus Basel mit englischem Originalkommentar ausgestrahlt wurden, liefen die Kicker aus Hütteldorf und St. Pölten nur im Internet und selbst dort, in der TV-Thek, in versteckter Zweit-Option.
Gut möglich, dass dem einen oder anderen Fußballfan beim verzweifelten Suchen die Fernbedienung wütend entglitten ist. Mit Sicherheit nicht erfreut war man beim ÖFB und dessen Sponsoren, die eben nicht wie vertraglich vereinbart ins Bild gerückt wurden.
Um die Übertragungsrechte künftig anders zu vergeben, fehlen dem Fußball-Bund allerdings die Optionen, weil alternativen Sendern das nötige Kleingeld ausgeht. Schlag nach bei Puls4, das gerade erst Europa-League-Rechte an ServusTV verscherbelt und die Option bei der Eishockeyliga nicht gezogen hat.
Vielleicht kann man sich Entscheidungen wie jene vom Sonntag beim ORF auch deshalb weiterhin ganz einfach leisten. Immerhin: Mit 20 Minuten Verspätung wurde am Einser dann doch Fußball gespielt. Wer sich am Streaming-Dienst bis dahin nicht zurechtgefunden hatte, versäumte einen umkämpften Beginn inklusive Streiterei um einen Hand-Elfer. Immerhin prognostizierte Experte Herbert Prohaska in der Pausen-Analyse treffsicher, dass Rapid nach dem Rückstand mit "einen" blauen Auge davon kommen werde. Wie oft das dem ORF mit seinen Fußball-Übertragungen noch gelingen wird, bleibt abzuwarten.
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