Warum Geschäftsführer Knipping gehen muss und Rapid vorerst schweigt

Marcus Knipping
Angespannte Mienen auf dem Flughafen. Aber nicht wegen sportlicher Sorgen vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Conference League gegen Banja Luka. Sondern wegen einer heiklen Personalie.
Die zahlreich mitreisenden Präsidiumsmitglieder beißen sich auf die Lippen, die beiden noch im Amt befindlichen Geschäftsführer ebenso.
Nicht mehr im Amt, ganz plötzlich, ist hingegen Marcus Knipping.
Rapid hat sich vom Geschäftsführer Wirtschaft getrennt. Trotz der finanziellen Wende ins Positive, die der Deutsche mit teils heftigen internen Einsparungen abseits vom Sport vorangetrieben hat.
Was ist da passiert?

Das Führungstrio Knipping, Hofmann und Katzer
Am Dienstagvormittag fand noch die übliche Geschäftsführersitzung statt, mit Steffen Hofmann, Markus Katzer und auch Knipping. Es soll konstruktiv wie üblich abgelaufen sein.
Später am Dienstag ist das Präsidium zusammengetreten.
Es gab etwas zu diskutieren – und auch zu entscheiden. Marcus Knipping muss gehen. Das wurde einstimmig entschieden.
Dabei hatte der 60-Jährige vor wenigen Wochen im KURIER-Interview, in seinem ersten und auch letzten längeren Zeitungsinterview, noch so positiv geklungen und auch einen Pensionsantritt in Hütteldorf als möglich erachtet.

Dass sich der jahrzehntelange Dortmund-Manager mit seinem Sparkurs und einer direkten Art nicht nur Freunde im Verein gemacht hat, wird nicht abgestritten. Aber keiner der Verantwortlichen würde deswegen eine Trennung in Betracht ziehen – noch dazu so plötzlich und vor einem wichtigen Europacupspiel.
Finanzdirektor rückt vorerst auf
Was sich mit Sicherheit sagen lässt: Die Lizenz ist wieder gesichert, der Ablauf war professionell bis zur Abgabe am Montag. Finanzdirektor Hannes Magedler wird sich in den kommenden Wochen um die Verwaltung des entstehenden Jahresüberschusses kümmern.
Die nötigen Beschlüsse können auch die beiden verbliebenen Geschäftsführer absegnen.
Einvernehmliche Trennung als Ziel
Aber was war dann?
Dass der Verein zu den näheren Gründen schweigt, hat laut KURIER-Recherchen einen klaren Grund: Es wird eine einvernehmliche Trennung angestrebt. Nur wenn das scheitert, würden die Rapid-Verantwortlichen vor Gericht reinen Tisch machen.
Ein Verantwortlicher, der mit Knipping eng zusammen gearbeitet hat, spricht von einer Enttäuschung und einer notwendigen sofortigen Trennung.
Was alle im Verein betonen: Es gab weder Veruntreuung, kein gestohlenes Geld noch persönliche Verfehlungen wie etwa sexuelle Belästigung oder ähnliche Kündigungsgründe.
Aber: Es muss etwas zutage getreten sein, das das nötige Vertrauen grundlegend erschüttert hat. Aus arbeitsrechtlichen Gründen darf (noch) nicht darüber gesprochen werden.
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