Nur vier Heimsiege: Minus-Rekord und Enttäuschung bei Rapid
Der TSV Hartberg darf weiter von einem Europacup-Startplatz träumen. Mit einem 3:0-Erfolg beim SK Rapid lösten die Steirer das Ticket für das Finale des Liga-Play-off am Sonntag in souveräner Manier.
Die Wiener machten den in der Meistergruppen-Endabrechnung punktgleich dahinter fünftplatzierten Gästen die Sache mit einer schwachen Darbietung aber auch alles andere als schwer. Die Stimmung bei Trainer Robert Klauß und Co. war dementsprechend, die Enttäuschung sehr groß.
„Wir sind alle sehr enttäuscht über das Spiel, das Ergebnis, die Leistung und vor allen Dingen darüber, dass wir den vielen Fans zum Saisonende keinen schönen Abschluss bereitet haben, wie auch den Spielern, die uns verlassen. Das tut schon weh“, sagte Klauß. Er hatte im Vorfeld auf einen „versöhnlichen“ Abschluss gehofft, sich alles ganz anders vorgestellt. „Das trifft mich schon sehr, dass wir so eine Leistung gebracht haben.“
Ohne die angeschlagen auf der Bank mitfiebernden Guido Burgstaller und Lukas Grgic fanden die Hütteldorfer vor 21.200 Zuschauern nie richtig zum eigenen Spiel. „Wir hatten eine vernünftige Phase nach der Halbzeit, nach dem 0:2 war auch die wieder dahin“, resümierte der Deutsche. Da traf Tobias Kainz (59.), nachdem zuvor Donis Avdijaj (25.) den TSV-Führungstreffer erzielt hatte. Dominik Frieser (92.) machte spät noch Tor Nummer drei.
Klauß zog leistungstechnisch einen Vergleich zur zuvor schlechtesten Darbietung beim Auswärts-0:5 beim LASK am 28. April. „Über 90 Minuten, würde ich sagen, kommt es dem LASK-Spiel schon sehr nahe.“ Personelle Ausfälle sind nur ein Grund dafür. „Es gab einfach zu große Schwankungen in den Leistungen bei einzelnen Spielern. Einige waren weit weg von dem, was sie schon geleistet haben in dieser Saison“, begründete Rapids Trainer. Das Spiel hätte noch einmal gezeigt, wo die Baustellen seien, wo man die Finger in die Wunden legen müsse.
Saison-Toptorschütze Grüll blieb wie sechs anderen scheidenden Akteuren ein erfolgreicher Abschied verwehrt. „Das war sehr schlecht von uns. Hartberg war ein bis zwei Klassen stärker. Die Luft war draußen bei uns. Trotzdem können wir so nicht auftreten“, ärgerte sich der kommende Werder-Bremen-Kicker. Er dürfte nicht der letzte Stammspieler sein, der den „Grün-Weißen“ den Rücken kehrt. Abwehrchef Leopold Querfeld dürfte folgen. „Jetzt ist die Saison zu Ende. Jetzt kann man sich Gedanken dazu machen, aber es gibt noch nichts Neues“, hielt sich der ÖFB-Teamspieler bedeckt.
Rapids Statistik ist wenig ruhmreich. Nur 2021/22 (10) konnten weniger als die diesmal elf Saisonsiege eingefahren werden, so viele waren es sonst auch 1979/80 und 2001/02. Die nur vier Heimsiege sind ein Minusrekord. Klauß sah trotzdem das Glas eher als halbvoll, denn als halbleer, auch da er das Team nach seinem Start am 20. November 2023 vom achten auf den vierten Platz und auch ins ÖFB-Cup-Finale geführt hat. „Wir müssen daran arbeiten, dass wir die Highlights weiterbehalten und die Lowlights verringern“, forderte der 39-Jährige.
Einen Top-Zwei-Platz als Ziel auszugeben, sei mit Blick auf die Konkurrenz utopisch. Einnahmentechnisch darf sich Meister Sturm Graz durch die fixe Teilnahme an der Champions League genauso wie Club-WM-Starter Salzburg über einen Millionenregen freuen. „Es wird nicht einfacher nächstes Jahr. Wir haben noch die Chance uns für eine Gruppenphase zu qualifizieren, das würde den Abstand etwas weniger groß werden lassen“, sagte Klauß, der sich kommende Woche in den Urlaub verabschiedet. Die Wiener starten in der 2. Quali-Runde zur Europa League.
Hartberg hofft darauf in der 2. Quali-Runde zur Conference League mitmischen zu dürfen. Dafür muss am 24. und 28. Mai im Liga-Play-off-Finale der WAC oder die Wiener Austria bezwungen werden. „Wir sind absolut zufrieden mit dem was wir bisher geleistet haben, können uns richtig glücklich schätzen. Jetzt haben wir zwei Finalspiele, da wollen wir alles rausholen“, verlautete Avdijaj. Das Selbstvertrauen könnte nach dem 12. Saisonsieg - einer mehr als Rapid - kaum größer sein. „Gegen eine Mannschaft, die einen richtigen 12. Mann hat, so ein Spiel abzuliefern, war bemerkenswert“, meinte der Offensivspieler.
Begeistert von der Performance war auch Trainer Markus Schopp. „Es war in Wahrheit von Tag eins eine richtig tolle Geschichte, wie wir uns entwickelt haben. Das Erreichen der Meistergruppe war das eine, aber auch wie wir uns in der Meistergruppe verkauft haben. Das ist für einen Verein wie Hartberg nicht selbstverständlich“, resümierte der Steirer. Auch punktgleich mit Rapid abzuschließen, sei eine „riesengroße Geschichte“. Mit einer Europacup-Teilnahme würde die noch einmal wachsen.
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