Wie die Trainer von Rapid und Austria ungleich gefordert sind

Wie die Trainer von Rapid und Austria ungleich gefordert sind
Dominik Thalhammer analysiert für den KURIER aktuelle Fußballthemen. Diese Woche geht es um belanglose und spannende Daten rund um Rapid und Austria.

Die Rivalität zwischen Austria und Rapid ist historisch. Während die Austria derzeit (trotz des 0:1 gegen Salzburg) abliefert, sieht sich Rapid in einer vermeintlichen Krise. Doch was verbirgt sich hinter diesen Entwicklungen?

Fußball ist ein Spiel der Leidenschaft – sie macht ihn lebendig. „Geht raus und spielt Fußball“, sagte Franz Beckenbauer – eine Aufforderung, die aber nicht die Komplexität des Spiels beschreibt. Trainer müssen die Herausforderungen des Spiels vereinfachen und den Spielern Klarheit über ihre Rollen und Aufgaben geben.

Ein häufiges Problem ist die übermäßige Fokussierung auf Ergebnisse. Für viele Vereine ist der einzige KPI (Key Performance Indicator) das Resultat. Doch wie lässt sich die tatsächliche Leistung sinnvoll analysieren? Die Verwendung von Daten wird oft kritisch hinterfragt, da viele fürchten, den Fußball zu verkomplizieren. Angesichts der Fülle an Informationen – wie Ballbesitz, Pass- und Zweikampfquoten – zeigt sich, dass viele dieser Daten irrelevant sind.

Wie die Trainer von Rapid und Austria ungleich gefordert sind

Entscheidend sind jene Daten, die mittel- und langfristig maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis haben. Erfolgreiche Vereine wie Brentford, Brighton oder FC Midtjylland belegen, dass datenbasierte Ansätze helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und den Zufall zu minimieren. Brentford, aktuell Elfter in der Premier League, hat in den letzten zwei Jahren 16 Millionen Pfund in eine eigene Forschungsabteilung investiert und 3 Millionen an Steuergeld erhalten, weil man sich in diesem Bereich erfolgreich engagiert hat.

Zahlen, bitte

Eine Analyse der Daten offenbart, dass Austria eine Overperformance aufweist. Statistisch betrachtet erzielt die Mannschaft aus weniger hochqualitativen Chancen – mit einem Expected Goals Wert (xG) von 1,37 – im Durchschnitt mehr Tore (1,58) als Rapid, das indes mit einer Underperformance kämpft (xG Wert: 1,71; durchschnittliche Tore: 1,21). Trotz der häufig besseren Chancen bleibt der Ertrag bei Rapid aus.

Im Grunde zeigen Daten nur, was passiert, aber nicht, warum es passiert. Die Verantwortlichen müssen anhand der Daten den Kontext analysieren, um Zusammenhänge zu verstehen. Wie effektiv ist das taktische Konzept? Hat man Probleme, tiefe Abwehrblöcke zu bespielen? Liegt es an der Spielerqualität? Bei der Austria sorgt Aleksandar Dragovic für defensiven Halt, während Spieler wie Dominik Fitz und Maurice Malone aus wenigen Chancen mehr generieren. Rapid hat Schwierigkeiten, an dieser Stelle den Unterschied zu machen.

Beide Trainer verfolgen unterschiedliche Ansätze. Stephan Helm, der beim LASK mein Assistent war, betont oft die Bedeutung von Teamdynamiken und Zusammenhalt. Robert Klauß indes verfolgt einen analytischeren, taktischen Ansatz. Vor dem Derby erklärte er, dass sein Team wisse, wie man den Gegner schlagen könne. Doch oft blieben diese Ideen in der Ausführung unausgereift.

Egal ob Kumpeltyp, Laptop-Trainer oder Schleifer – entscheidend ist, dass Trainer in Erfolgsphasen nicht nur auf Resultate achten und auch in Krisenzeiten die Kabine in Balance halten. Dies hat Stephan Helm zu Saisonbeginn erfolgreich bewältigt, während Robert Klauß nun gefordert ist, ähnliche Stabilität zu schaffen und die richtigen Rückschlüsse zu ziehen.

Dominik Thalhammer, ehemaliger Frauen-Teamchef und Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, analysiert für den KURIER aktuelle Fußballthemen.

X: @DominikThalham1

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