Zum Derby-Skandal: Es braucht eine neue Fan-Kultur im Fußball

Das 3:0 von Rapid im Derby gegen die Wiener Austria wurde zum Pyrrhussieg mit einer Pyro-Niederlage. Die Bundesliga argumentierte den Punkteabzug für die kommende Saison unter anderem mit „diffamierenden Fangesängen“ und könnte sich damit wöchentliche Arbeit einhandeln, auch wenn dieses Vergehen nur zu einer Geldstrafe führte.
Die Playlist nicht nur der Wiener Sängerknaben beinhaltet Lieder auf einem Niveau, das unterirdischer ist als die U-Bahn fährt. Denn viel lieber wird immer noch der Gegner beschimpft und diffamiert als die eigene Mannschaft konstruktiv angefeuert.
Was, wenn es irgendwann nicht nur bei Worten bleibt?
Die einen wünschen sich, dass „Rapid verrecke“, singen von „Hütteldorfer Hurensöhnen“ oder „grünen Parasiten“. Die anderen grölen vom „schwulen FAK“ oder rufen gleich zu Gewalt auf mit „Schlagt die Austria tot“ und „Tod und Hass dem FAK“. Einfach niveaulos, widerwärtig und gefährlich, zumal die Sprache das Aufwärmprogramm für spätere Handlungen sein kann.
Was, wenn es irgendwann nicht nur bei Worten und Liedern bleibt, sondern die Bundesliga Gewaltdelikte behandeln muss? Genau dann werden alle ihrem Erstaunen Ausdruck verleihen und versichern, dass sie nie damit gerechnet hätten. Vielleicht sollte man im Hier und Jetzt in Erwägung ziehen, dass es vielleicht nur eine Frage der Zeit sein könnte, bis derartiges geschieht.
Es geht in erster Linie um antisemitische, rassistische und homophobe Äußerungen, verbaler oder schriftlicher Natur. Nichts davon braucht man, schon gar nicht bei einem Fußballspiel in einem Stadion. Wenn dieser Versuch der Bundesliga, Vergehen dieser Art zu ahnden und zu bestrafen, eine Veränderung der Fan-Kultur auf den Tribünen mit sich bringt, dann lohnt sich der Aufwand allemal. Wie zum Beispiel die Mühen der Austria, weshalb homophobe Gesänge seit einem Jahr gegen null tendieren.
Auch wenn nie alle gewünschten Ziele erreicht werden können, es braucht eine neue Fan-Kultur. Eine, die nicht unterirdisch ist.
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