Rangnick-Assistent Kornetka: "Jetzt haben wir die Qual der Wahl“

Lars Kornetka mit Marko Arnautovic
Wo Ralf Rangnick ist, da ist auch Lars Kornetka. Das war seit 2006 fast immer so. Der 47-Jährige assistierte seit Beginn seiner Trainerkarriere auch Starcoaches wie Pep Guardiola, Julian Nagelsmann oder Roger Schmidt. Seit 2022 ist er als engster Vertrauter des Teamchefs beim ÖFB. Für den Auftakt in die WM-Qualifikation am Samstag gegen Rumänien ist er sehr positiv gestimmt.
KURIER: Sieben Trainingseinheiten mit dem Team gab es schon lange nicht mehr. Wie wurde die Zeit genützt?
Lars Kornetka: Wir haben uns extra 3 Tage früher getroffen, um mehr Zeit zu haben. In den letzten Spielen ließen wir ein paar Dinge vermissen, die wir besser können. Wir haben zwar gut und dominant gespielt, aber die Spiele nicht für uns entschieden. Wir wollen die Chancen, die wir uns erarbeiten, auch veredeln.

Lars Kornetka
Und wie?
Wir haben die Jungs sehr viel aufs Tor schießen lassen und Situationen im Training kreiert, die das Spiel im letzten Drittel abbilden. In dieser Endzone sind Details wichtig, um zum Abschluss zu kommen. Man braucht abgestimmte Abläufe und ein Verständnis füreinander. Wir machen das, weil wir mehr Tore sehen wollen. Und das nicht nur, weil wir ergebnisorientiert agieren müssen.
Sondern?
Einfach weil es das Schönste ist am Spiel, Tore zu schießen. Zuletzt hatten wir kaum Zeit und mussten darauf achten, in welcher Verfassung die Jungs waren. Viele kamen aus Verletzungen, dann hatten viele Spieler ganz viele Spiele in den Beinen und wir hatten Spieler dabei, die gar nicht gespielt haben bei ihren Vereinen. Diesmal hatten wir die Chance, sie auf Herz und Nieren zu testen, um zu gucken: Wo steht jeder? Und wie können wir ins Rennen gehen?
Besteht beim Thema Chancenauswertung die Gefahr, dass man verkrampft, wenn man es zu viel thematisiert?
Es ist ja nicht so, dass wir uns keine Chancen erspielen. Wir ordnen das vernünftig ein. Unsere letzten drei Spiele waren dominant, aber das Ergebnis stimmte nicht. Wir wollen den Faktor Zufall im Fußball minimieren. Deshalb haben wir im Training viele Spielformen gewählt, in denen es immer um das Erzielen von Toren geht. Am schnellsten kommt man nach Ballgewinn zu Tormöglichkeiten, also durch Kontermomente. Daher haben wir auch eine Video-Sitzung zum Thema Umschalten gemacht und das trainiert. Wir erobern mehr Bälle als fast jede andere Nationalmannschaft in Europa und sind sehr gut darin, ins Tempo zu kommen. Und auch hier gilt: Wir wollen noch besser werden.
Und wie positiv stimmt Sie das Training in Hinblick auf das Spiel am Samstag?
Was ich sagen kann: Die Einheiten waren super und ich war – am Ende einer langen Saison – auch überrascht über den Zustand der Jungs. Physisch wie mental. Da war total viel positive Energie in jedem Training.
Ist die Mannschaft weiter als nach dem EM-Aus?
Das kann man so nicht sagen. Es sind ein paar Spieler weg, dafür sind andere neu dabei. Wir müssen uns immer weiterentwickeln in der Art und Weise, wie wir verteidigen, wie wir umschalten und wie wir mit dem Ball Fußball spielen und ins letzte Drittel kommen. Ganz entscheidend ist es immer, hungrig zu bleiben. Wir sind genauso fokussiert wie bei der EM und haben ein Riesenziel vor Augen.
Wie würden Sie die personelle Situation beschreiben?
Ich finde, dass alle super trainiert haben. Spieler wie Laimer haben nochmal einen richtigen Schritt gemacht in ihrer Entwicklung. Marcel Sabitzer ist wieder da, er tut uns einfach gut, ist ein brutal wichtiger Spieler. Romano Schmid hat eine super Saison gespielt, Patrick Wimmer auch. Auch Gregoritsch und Arnautovic, die bei ihren Vereinen wenig gespielt haben, haben gute Trainingseindrücke gemacht. Insofern haben wir jetzt die Qual der Wahl und nicht die Situation, dass sich die Mannschaft von selbst aufstellt.
Wie läuft die Gegnervorbereitung ab?
Wir haben einen Scout, der sieht sich die Gegner vor Ort an, mindestens einmal. Dann schickt er einen Bericht und dann besprechen wir den mit ihm. Wenn wir nicht zugleich spielen, beobachten wir die Gegner auch selbst. Dann gibt es eine klassische Video- und Datenanalyse. Wir haben für jeden Gegner einen Experten im Trainerteam zugeteilt.
Was ist von Rumänien zu erwarten?
Sie wollen Fußball spielen und haben auch eine klare Idee davon, wie das auszusehen hat. Sie spielen ein 4-3-3, eher einen holländischen Stil, sehr breit gefächert über ihre klaren Positionen. Zwei schnelle Flügelstürmer ganz oben, die stark im eins gegen eins sind. Eine klassische zentrale Spitze, die gut darin ist, Bälle abzulegen, festzumachen und auch tief zu gehen. Und drei zentrale Mittelfeldspieler, die sich variabel verhalten, mit gutem Passspiel und die gut darin sind, Bälle zu verwalten. Und da gilt es für uns anzusetzen.
Und zwar wie?
Wir haben gesehen wie gut sie bei der EM und in den letzten Spielen waren. Ihr Fußball ist etwas, worauf wir uns trotzdem freuen. Wir wollen zeigen, wie wir attackieren und Bälle erobern können und wie wir Fußball spielen können.
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