Ein altes ÖFB-Problem bringt wieder Spannung in die WM-Quali

Völlig überraschend könnte der November in der WM-Qualifikation doch noch spannend werden. Beim Spiel in Rumänien hatte ich das Gefühl, dass es die Mannschaft nicht geschafft hat, mit der nötigen Konsequenz aufzutreten. Zudem waren eben auch nicht alle bzw. die wenigsten in Normalform. Vor allem in der Zentrale, also im Mittelfeld, gab es viele Schlampigkeitsfehler und Ballverluste.
Ich habe früher selbst solche Spiele miterlebt und kann daher nachfühlen, wie es den Spielern nun geht. Sie haben eine große Chance ausgelassen. Mit einem Punkt hätte ich schon gerechnet, nun hat es nicht nur Österreich in der eigenen Hand, Platz eins zu ergattern. Bei den Interviews nach dem Spiel hatte ich schon den Eindruck, dass nun allen der Ernst der Lage bewusst ist. Denn Rumänien hatte drei gute Möglichkeiten, wir nur einen Schuss aufs Tor. Der Gegner war somit dem Sieg näher.
In Bukarest ist wieder ein altes Problem sichtbar geworden. Die Mannschaft tut sich schwer gegen gut organisierte Gegner, die wenig Räume fürs Umschalten anbieten. Da bräuchte es kreativere Ansätze im Spiel mit dem Ball, das noch nicht dort ist, wo es sein könnte. Dieses Problem tauchte in der Vergangenheit immer wieder auf.
Kreativ und individuell
Dabei könnte man ausholen und ein Grundproblem in der Ausbildung ansprechen, wo die Qualität von Spielern in der Offensive gefördert werden soll. Das neue ÖFB-Ausbildungskonzept geht mittlerweile schon in genau diese Richtung, wo die Kreativität und die Individualität gefördert werden. Österreich ist aktuell stark im Spiel gegen den Ball, wenn man als kompaktes Kollektiv agiert. Beide Dinge sind im Fußball wichtig und schließen einander nicht aus.
In Hinblick auf die verbleibenden zwei Spiele in der WM-Qualifikation auf Zypern und daheim gegen Bosnien-Herzegowina bin ich guter Dinge und überzeugt, dass wir uns als Gruppensieger für die WM 2026 qualifizieren werden. Von der Qualität sind wir klar über Zypern zu stellen, Mitte November wird dort die sonst übliche Hitze keine Rolle mehr spielen. Bosnien sehe ich auf einem ähnlichen Level wie die Türkei, Slowenien, Rumänien oder Serbien. Aber gegen diese Nationen haben wir uns in der jüngsten Vergangenheit auch schon schwergetan. Es bleibt daher spannend.
Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 42-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.
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