Matchball Österreich. Die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick hat am Freitag (20.45 Uhr/live ServusTV) im ausverkauften Happel-Stadion gegen Belgien die erste Chance, sich fix für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland zu qualifizieren.
Auf beiden Seiten fallen wichtige Spieler aus, jene bei Österreich schmerzen durchaus und zwingen den Teamchef, sich seiner Improvisationskünste zu bedienen. Nicht nur bei der Aufstellung an sich, sondern auch in Sachen Ausrichtung. Was die Personalsituation für Freitag zu bedeuten hat.
Österreich spielt daheim, ist gegen Belgien aber nicht nur aufgrund der Ausfälle von Alaba, Arnautovic, Posch, Gregoritsch, Trauner, Onisiwo und Mwene Außenseiter. Was das bedeutet? Nichts. Zumindest für den Teamchef und seine mutige Grundeinstellung, die Österreichs Kicker längst verinnerlicht haben.
Was die Aufgabe erleichtert: Der ganz große Druck ist nicht da aufgrund des prall gefüllten Punktekontos. Rangnick will davon aber nichts wissen. „Es ist nicht egal, ob wir Erster oder Zweiter werden in Hinblick auf die Auslosung bei der EM. Wir wollen Gruppensieger werden.“
Zu erwarten ist ein offener Schlagabtausch, über 45.000 Fans im vollen Ernst-Happel-Stadion werden auf ihre Kosten kommen.
Auf Österreichs Spiel gegen den Ball, also die Defensivarbeit, werden die Ausfälle weniger Auswirkung haben. In welcher Formation (4-2-3-1 oder 4-2-2-2) das ÖFB-Team auch auf- und anlaufen wird, es wird die Belgier möglichst hoch anpressen wollen. Vielleicht wird das Pressing ob der Personalsituation noch intensiver als sonst, weil Alternativen wie Grüll oder Baumgartner für hohe Ballgewinne eher geeignet sind als der vermisste Arnautovic.
Sehr wohl könnte allerdings das Offensivspiel unter den Ausfällen leiden. Ohne Gregoritsch und Arnautovic fehlt es nicht nur an Strafraumpräsenz, das Duo hat sechs der zwölf bisherigen Tore in der laufenden Qualifikation geschossen. Die Qualität der beiden robusten Mittelstürmer wird auch fehlen, wenn es darum geht, unter dem Druck der technisch überlegenen Belgier auch selbst einmal Bälle zu behaupten und für Entlastung zu sorgen.
Die Frage, wie sich die Spielweise ändern könnte, um ohne echte Nummer neun hinter die belgische Abwehr zu kommen, wollte Rangnick nicht beantworten. Gut möglich, dass Österreich aber ohnehin im eigenen Stadion viele Konter fahren wird.
Alaba überzeugte zuletzt vor allem als Führungsspieler. Mit Arnautovic fehlt der zweite Kapitän, der dritte ist mit Sabitzer fraglich. Vermutlich wird Konrad Laimer die berühmte Schleife am Arm tragen. Die Zeit ist reif für einige Herren, als Leader in die Bresche zu springen. Dass der Teamgeist am Leben ist, zeigt auch folgender Aspekt: Alaba und Arnautovic werden immerhin extra aus Madrid und Mailand anreisen, um das Team in Wien zu unterstützen, möglicherweise um die Kollegen vor der Partie in der Kabine noch einmal richtig heißzumachen. Ein Schelm, wer glaubt, das Duo würde zum Feiern nach Wien kommen. Einen Grund dazu könnten ihnen immerhin die Kollegen auf dem Platz servieren.
Mit Alaba fehlt nicht nur der große Leader, sondern auch der Mann der meisten ruhenden Bälle im ÖFB-Team. Das schmerzt bei Freistößen von der Strafraumgrenze schon eher, als etwa bei Ecken. Nicolas Seiwald gilt als ausgewiesener Standard-Schütze, auch Marcel Sabitzer würde Präzision vorweisen. Beim 1:1 in Brüssel ging man nach einer Ecke in Führung, die von Patrick Wimmer getreten worden war. In puncto Lufthoheit wird man allerdings ohne Gregoritsch, Arnautovic und Posch im Nachteil sein, selbst wenn mit Kevin Danso anstelle von Alaba ein Kopfballungeheuer nachrückt. Das Duell des Lens-Legionärs mit Sturmtank Lukaku wird in beiden Strafräumen eines, auf das man sich freuen darf.
Obwohl die zwei prominentesten Lieblinge der österreichischen Fans nicht spielen können, wartet ein Spektakel: Schon lange nicht mehr war ein Länderspiel im Prater so schnell ausverkauft wie die Belgien-Partie – nach nicht einmal drei Stunden. Das Publikum möchte mit dem Team die fixe EM-Teilnahme feiern und könnte dazu einen kleinen oder großen Beitrag leisten. Christoph Baumgartner freut sich: „Das wird eine Mega-Atmosphäre. Es liegt aber uns, das Ganze auch zu entzünden.“
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