Napoli, Inter, Lazio plus englische Vereine – sie alle wollen Kevin Danso, 24. Zum besten Verteidiger und ins Team der Saison von Frankreichs Ligue 1 gewählt wurde der ÖFB-Nationalspieler bereits.
Jetzt könnte Danso auch zum teuerst verkauften Österreicher werden, wenn... ja wenn ihm der Abschied aus Lens nicht gar so schwer fiele. Dabei ist die nordfranzösische Stadt, die 5.000 Einwohner weniger als ihr Stadion Sitzplätze hat, eine verglichen mit Rom, Mailand, Neapel eher triste Adresse. Aber:
Lens ist als Vizemeister hinter Paris SG fix für die Champions League qualifiziert. Weshalb Trainer Franck Haise bleibt und sich Danso aus Solidarität irgendwie verpflichtet fühlt, es seinem Chef gleichzutun, der ihn so erfolgreich forcierte. Wie überhaupt Dankbarkeit zu Dansos – im Profigeschäft eher seltenen – Charaktereigenschaften zählt.
Steirische Taufpatin
Vor wenigen Tagen erst besuchte der Frankreich-Legionär seine steirische Taufpatin Nina Lantos, um mit ihr gemeinsam in Söding bei Voitsberg ein Sozialprojekt zu starten. Danso griff selbst zu Kelle und Pinsel. Half mit beim Ausmalen des Vereinsheims, das vor allem Kindern als Anlaufstelle dienen soll.
DANnso betitelt Kevin seinen Sozialklub. Was bedeuten soll: Wenn Jugendliche Probleme haben, dann sollen sie spüren, dass sie – unabhängig von Herkunft und Hautfarbe – nicht ihrem Schicksal überlassen werden. Und dass vor allem sozial schwächeren Familien (u.a. mit sinnvoller Freizeitgestaltung) geholfen wird. Kurzum: Dass DANnso Integration funktioniert.
Dansos Vater war einst in den 1990er Jahren aus Ghana kommend nach monatelanger Odyssee und Fußmarschen via dem Balkan im Lager Traiskirchen gelandet. Ehe er bei der Kinderpädagogin Lantos und deren Familie im steirischen Voitsberg Aufnahme und Geborgenheit fand.
Zwei Jahre später ließ Papa Danso Frau und Söhnchen Emmanuel nachkommen. Emmanuels Brüder Josef und Kevin kamen später in der Steiermark auf die Welt.
Bevor die Dansos – Kevin war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alt – nach England übersiedelten. Dort soll Kevin beim Kicken nicht nur der Kleinste, sondern auch der Schwächste gewesen sei. Dann aber wuchs er seinen Brüdern im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf. Worauf ihn der Bundesligist Augsburg in dessen Akademie holte. Und Emmanuel alsbald beim ÖFB anrief und wissen ließ, dass Kevin österreichischer Staatsbürger und sicher eine Verstärkung sei. Bei Nachwuchsauswahlspielen zeigte sich, dass der Bruder nicht übertrieben hatte.
Mittlerweile ist Emmanuel Kevin Dansos Manager. Von London aus sondiert er die vielen Angebote. Dennoch bestärkt er nun (wie auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick) seinen 1,90 Meter großen kleinen Bruder im Vorhaben, in Lens noch eine Saison anzuhängen. Nicht nur, weil im aufgelassenen Kohlerevier für Kevin jetzt die Kohle stimmt, sondern vor allem wegen der Champions League.
Es sei immer schon sein großer Traum gewesen, auf dem Feld stehend die Champions-League-Hymne zu hören, sagt Kevin. Ähnlich spornt ihn die österreichische an. Obwohl er den Text in einer Schule nie lernte, singt er – im Gegensatz zu manch Kollegen – brav mit.
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