Hans Gartner ist so etwas wie der Dinosaurier unter Österreichs Fußballfunktionären. Seit 2002 steht er als Präsident dem Niederösterreichischen Fußball-Verband vor. Mit einer vierjährigen Unterbrechung. 2012 verlor er eine Wahl gegen Herausforderer Ludwig Binder, den er vier Jahre später wieder ablöste. Insgesamt 19 Jahre ist der 73-Jährige also schon Präsidiumsmitglied im ÖFB. Im Fußball-Bund ist er auch Vizepräsident. 2023, nach dem Rücktritt von Gerhard Milletich, führte er den Verband gar interimistisch als Präsident für einige Monate.
Interna ausgeplaudert
Jene, die ihn kennen, sagen, Gartner sehe sich als legitimer Präsident. Weil er der Dienstälteste im Präsidium ist. So sei sein Amtsverständnis. Dass er nach dem Rücktritt von Klaus Mitterdorfer im vergangenen November als solcher nicht wieder interimistisch „nachgerückt“ ist, um den Verband zu führen, hat er sich dem Vernehmen nach jedoch selbst zuzuschreiben.
Gartner hat sich sozusagen aus dem Rennen genommen. Er hat sich öffentlich verzettelt nach einem Treffen der Verbandsspitze mit dem Mannschaftsrat des Nationalteams mit David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer. Weil er wieder einmal geredet hat, obwohl Stillschweigen vereinbart war. Klaus Mitterdorfer, damals Präsident, hat sich ebenso an die Abmachung gehalten wie die weiteren Vizepräsidenten Sepp Geisler und Philip Thonhauser.
Es ging um die Kündigung von Geschäftsführer Bernhard Neuhold, die die Spieler so nicht akzeptieren wollten. Der Manager genießt in den Reihen des Teams große Wertschätzung, weil er über die Jahre für professionellere Bedingungen gesorgt hat. Hans Gartner gab ein Interview: Die Spieler hätten mit Streik gedroht, so der Funktionär. Eine Behauptung, der rasch entgegnet wurde. Von David Alaba persönlich. „Herr Gartner behauptet hier die Unwahrheit. Wir haben niemals gedroht, nicht zu spielen. Meine Kollegen im Spielerrat können das genau so bestätigen wie der Präsident und die weiteren Vizepräsidenten, die beim Gespräch dabei waren“, sagte der Teamkapitän zum KURIER. Die Bestätigungen waren schnell eingeholt. Von Hans Gartner war in dieser Causa nichts mehr zu hören.
Eigenes E-Mail gefälscht
Über ihn zu lesen war indes schon zwei Tage später wieder. Hans Gartner hat ein E-Mail an Ralf Rangnick geschrieben und es später selbst über die NÖN geleakt, zuvor jedoch den Inhalt entscheidend verändert, um gegenüber dem Teamchef selbst besser dazustehen. Das Profil, dem der originale Mail-Verlauf zugespielt wurde, deckte auf: Hans Gartner hat sein eigenes E-Mail gefälscht.
Im Amt ist er immer noch. Und es wirkt nicht gerade, als hätten die beiden Vorfälle den 73-Jährigen zur Selbstreflexion bewogen.
Kritik an Rangnicks Taktik
Hans Gartner teilt wieder aus, diesmal in Richtung Teamchef. Quasi als selbst ernannter Taktik-Experte. Rangnicks Spielidee sei ausrechenbar. „Mir fehlen die Tore und die Ergebnisse. Ich erwarte mir vom Teamchef neue Ideen“, sagt der Funktionär. „Hinten hineinstellen und abwarten, was vorne geht“, solle man. „Das hat nicht schlechter funktioniert“, erinnert Gartner an den Stil unter Franco Foda.
Wie der Teamchef darauf reagiert und ob er bald genug hat vom ÖFB, bleibt abzuwarten. Hans Gartner hat jedenfalls noch lange nicht genug. Schon nächste Woche, am 5. April, wird er als Präsident des Niederösterreichischen Fußball-Verbands für weitere vier Jahre wiedergewählt. Gegenkandidaten gibt es keinen.
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