Vieles deutet darauf hin, dass der letzte Vorhang im Theater um den Fußball-Bund erneut nicht fallen und keine Ruhe einkehren wird. Der neueste Akt? Ralf Rangnick muss sich von Funktionären öffentlich Kritik gefallen lassen. ÖFB-Interimspräsident Wolfgang Bartosch richtet dem für mehr Professionalität eintretenden Teamchef aus: „Ich kann nicht nur fordern und auf der anderen Seite Geld liegen lassen.“ Gemeint ist der verpasste Aufstieg in die stärkste Gruppe der Nations League.
Niederösterreichs Fußball-Boss Hans Gartner schießt nach: „Seine Spielweise ist ausrechenbar. Mir fehlen die Tore und die Ergebnisse. Ich erwarte mir vom Teamchef neue Ideen.“ Der 73-jährige Funktionär dürfte auch am Freitag eine tragende Rolle spielen, wenn es um die Suche nach einem neue Präsidenten geht.
Die Sitzung
Nach der Präsidiumssitzung um 14 Uhr, wo unter anderem über die Zukunft der Regionalligen beraten wird, tagt erstmals der Wahlausschuss. Am Tisch bleiben da nur noch die neun Landesverbandspräsidenten und der Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesliga, Philip Thonhauser.
Das Wort ergreifen wird Martin Mutz. Der Jurist und Präsident des Kärntner Verbandes wurde Ende Jänner zum Vorsitzenden des Wahlausschusses erkoren. Sein Stellvertreter ist Tirols Präsident Sepp Geisler.
Das Duo wird in Folge alle Kandidaten für das Amt des Präsidenten präsentieren und nach den Hearings mit ebendiesen Persönlichkeiten deren Vorschläge, Ideen und Konzepte vorstellen. Was dann passiert, ist völlig offen. Kommt es zu einer ausgiebigen Diskussion, die ob der Tragweite der Entscheidung auch angebracht wäre? Oder grätscht einer der Funktionäre dazwischen, um den Prozess im eigenen Interesse zu beschleunigen?
Fakt ist: Jeder Einzelne ist dazu befugt, einen der Kandidaten vorzuschlagen und über diesen – oder diese – abstimmen zu lassen. Nicht auszuschließen ist, dass es dann schnell geht. Denn eines ist auch klar: Wie immer bei Sitzungen dieser Art werden im Vorfeld Gespräche geführt – vielleicht sogar Absprachen getroffen.
Glaubt man entsprechenden Meldungen, so könnte Johann Gartner der sein, der dazwischengrätscht und Johannes Wutzlhofer vorschlägt. Dem Vernehmen nach brüstet sich der Anwalt aus dem Burgenland damit, bereits eine Mehrheit für seine Kandidatur gefunden zu haben. Falls dem so ist, könnte der Jurist rasch als neuer ÖFB-Boss designiert sein.
Wutzlhofer hat mit der Funktion eines Aufsichtsratsvorsitzenden – wie die Rolle nach der geplanten Strukturreform im ÖFB heißen soll – bereits Erfahrung: Der Forchtensteiner fungierte als Aufsichtsratsvorsitzender bereits bei Kika/Leiner.
Der Vorschlag
Am Dienstag zeigte sich der Jurist auf KURIER-Nachfrage noch zurückhaltend. Er wisse nur, dass er von mehreren Kollegen im Präsidium als Kandidat vorgeschlagen worden sei, so Wutzlhofer.
Gartner jedenfalls gilt als einer, der sich ungern etwas sagen lässt und demzufolge auch den internen Aufstieg eines Kollegen befürwortet. Im Zuge der Demontage von Ex-Sportdirektor Willibald Ruttensteiner und der Ernennung von Peter Schöttel zum Nachfolger meinte Gartner einst, Ruttensteiner habe den ÖFB „wie sein Unternehmen geführt, der Schöttel lässt sich auch was einreden“.
Auf sein kolportiertes Votum für Wutzlhofer angesprochen sagt Gartner zum KURIER: „Ich weiß nur so viel, wie in der Zeitung steht.“
Gartner dürfte nicht der Einzige sein, der will, dass man im ÖFB-Präsidium unter sich bleibt. Dass eine externe Persönlichkeit zum Zug kommt, wie etwa Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl, Unternehmer Roland Schmid oder Uniqa-Vorstand Kurt Svoboda, ist daher unwahrscheinlich. Letzterer hat am Mittwoch dem ÖFB sogar abgesagt, weil er keine Möglichkeit sah, seine Ideen umzusetzen. Sollte ein „Externer“ doch auf Zustimmung treffen, könnte es zu einer Stichwahl kommen.
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