ÖFB-Präsident Milletich: "Foda ist der richtige Mann"
Gerhard Milletich (65) ist von Teamchef Franco Foda überzeugt, glaubt an Österreichs WM-Teilnahme in Katar und traut dem Frauenteam bei der EM-Endrunde in England einiges zu.
Gerhard Milletich führt seit 17. Oktober als Präsident die Geschicke des ÖFB. Der Unternehmer und Geschäftsmann entschied sich noch im November für den Verbleib von Teamchef Franco Foda. Er ist zuversichtlich, dass Österreich im März das WM-Ticket lösen wird, die Frauen bei der EM in England erfolgreich auftreten werden. Im KURIER sprach der 65-Jährige über die künftigen Herausforderungen, sein Amtsverständnis, die Teamchefsuche und die Corona-Belastung.
KURIER:Wenn Sie einen Wunsch ans Christkind frei hätten, wie würden Sie ihn formulieren?
Gerhard Milletich: Dass wir im März erfolgreiche Play-off-Spiele absolvieren und dann im November an der WM in Katar teilnehmen.
Das Jahr 2021 brachte Licht und Schatten – was überwiegt für Sie?
Eindeutig das Licht. Wir waren bei der EM erfolgreich, die WM-Quali hat zwar nicht den Erwartungen entsprochen, das ist schon richtig. Aber mit einem Punkteschnitt von 1,8 ist Franco Foda der erfolgreichste Teamchef der letzten Zeit.
Kritiker halten aber dagegen, dass es keine Erfolge gegen stärkere Teams gab.
Wenn man sich das Spiel gegen Italien ansieht, dann hat man gegen den Europameister mitgehalten. Daher sehe ich das nicht so.
Video: SPORT TALK mit ÖFB-Präsident Gerhard Milletich
Worauf freuen Sie sich mit dem Blick auf 2022?
Zunächst haben wir die Highlights im März mit den Play-offs, dann weitere im Juni mit vier Top-Spielen in der Nations League. Und natürlich die EM der Frauen in England.
Was trauen Sie dem Team von Cheftrainerin Irene Fuhrmann zu?
Ich bin zuversichtlich, dass unser Team erfolgreich abschneiden wird. Vorgaben wird es von mir sicherlich keine geben. Die Kombination mit Teamchefin Fuhrmann und den Spielerinnen ist sehr harmonisch und vielversprechend.
Gelingt die WM-Teilnahme, dann wäre Foda der erfolgreichste Teamchef. Was, wenn es nicht gelingt?
Dann endet automatisch der Vertrag mit Foda. Sportdirektor Schöttel ist beauftragt zu überlegen, ob wir mit Foda dann weitermachen oder ob es bessere Alternativen gibt.
Im Herbst hat man auf Etappen Foda bestätigt. Warum dieser Weg?
Als neuer ÖFB-Präsident wollte ich nicht aus der Hüfte schießen. Zuerst habe ich Gespräche geführt, dann gab es die Entscheidung. Ich war gut beraten, diesen Weg zu gehen. Foda arbeitet akribisch, das Ganze funktioniert kompakt und sachlich. Ich glaube, dass man künftig erfolgreich sein kann.
Hat Geld eine Rolle gespielt? Ein Rauswurf wäre dem ÖFB teuer gekommen.
Wir hätten den Vertrag womöglich bis nach Katar erfüllen müssen. Aber das war nicht der entscheidende Grund.
Hätte sich der ÖFB das leisten können?
Wir hätten es uns leisten müssen.
Sehen Sie aktuell Kandidaten, die verfügbar und finanzierbar wären und es besser machen würden?
Es werden ja die üblichen Namen genannt. Sportdirektor Schöttel macht sich schon seit längerer Zeit ein Bild vom Markt. Ich glaube aber an Franco Foda.
Wie soll die künftige Teamchefbestellung – unabhängig vom Namen – aussehen? Sie wollen bekanntlich einer Sportkommission vertrauen.
Genau. Da sitzen Leute, die ihr Fach verstehen. Darüber hinaus habe ich Gespräche mit einigen Ex-Teamspielern geführt, um mir ein großes Bild zu machen. Die Entscheidung wird von sportlich kompetenten Menschen gefällt. Wir im Präsidium haben zu entscheiden, ob es finanziell machbar ist.
Sind Sie als Präsident dabei die letzte Instanz?
Die Vorschläge kommen von der Kommission, es wäre falsch von mir, diese zu ignorieren.
Ex-Teamspieler haben auch im KURIER klar gesagt: Profis für die Profis, die Landespräsidenten für die Amateure. Ist das Ihr Modell?
Fußballspieler können Fußball spielen. Einige maßen sich an, auch andere Entscheidungen zu treffen. Man kann es nicht so runterbrechen, dass man selbstverständlich auch solche Entscheidungen treffen kann, nur weil man Profi war. Und gleichzeitig wissen die Landespräsidenten nicht, worum es geht. Dem möchte ich schon widersprechen. Es kommen alle in irgendeiner Form aus dem Fußball.
Wie sieht das künftige Anforderungsprofil an einen Teamchef aus?
Das kann ich jetzt so nicht beantworten, weil genau das Aufgabe der Kommission ist, welcher Teamchef zum aktuellen Team passen könnte. Sportdirektor Schöttel, der alle Spieler kennt, kann beurteilen, welcher Trainer passen könnte.
Wie werden Sie das Präsidentenamt anlegen? Melden Sie sich regelmäßig zu Wort?
Ich war noch nie einer, der im Vordergrund stehen muss. Das war auch im Beruflichen so, ebenso im Fußball. Es gibt viele Dinge zu erledigen und Herausforderungen zu bewältigen. Wie zum Beispiel die Mädchen und die Burschen wieder zurückzugewinnen für den Fußball, weil sie durch das Coronavirus abhandengekommen sind. Ich hoffe, dass die Pandemie endlich zurückgedrängt werden kann.
Apropos Corona: Sind Sie stolz, dass es bis dato bei den A-Teams keinen Corona-Fall gegeben hat?
Stolz ist vielleicht der falsche Ausdruck. Das ganze Thema ist nicht leicht zu handeln, und man braucht auch Glück dabei. Aber wir haben das Präventionskonzept sehr gut umgesetzt.
Es gab eine Diskussion um Teamarzt Fiedler, der nicht geimpft sein soll. Wie stehen Sie dazu – zwischen der Freiheit des Einzelnen und Empfehlungen des Verbandes?
Ich kann niemanden zur Impfung zwingen. Umgekehrt kann uns keiner nötigen, wer der Teamarzt sein soll. Wir haben schon die Möglichkeit zu entscheiden, dass Betreuer geimpft sein sollen. Darauf werden wir künftig achten.
Die neue Mehrzweckhalle in Wien soll laut Finanzstadtrat Hanke nicht wie veranschlagt 250 Millionen Euro kosten, sondern 750. Um die Differenz könnte man ein Nationalstadion bauen.
Mit offenen Armen würden wir das nehmen. Unsere Priorität ist aber derzeit unser Trainingszentrum, wo im kommenden Jahr der Spatenstich erfolgen soll. Für ein Nationalstadion wären wir aber auch Feuer und Flamme.
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