Als Österreich Spanien besiegte und U-18-Europameister wurde

ÖFB
Vor 90.000 Zusehern in Madrid gab es 1957 einen historischen Triumph.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Von Österreich nach Katar ist’s zwar drei Mal so weit wie nach Barcelona, trotzdem waren österreichische Nachwuchsfußballer nach Spanien einst fünf Mal so lang unterwegs. Das geht aus Zeitungen hervor, die im April 1957 den Finaleinzug österreichischer Jungkicker beim bedeutendsten internationalen Turnier gefeiert hatten, wie das jetzt vor dem WM-Endspiel der Unter 17 der Fall ist.

TV-Stationen waren noch nicht live dabei. Dafür 90.000 Zuschauer im Bernabeu-Stadion von Madrid, als man mit den Rapidlern Walter Glechner und Walter Skocik und dem 1,64 Meter kleinen, ganz groß auftricksenden Admiraner Norbert Schilling gegen Spanien 3:2 gewann. Und Österreich damit nach 1950 zum zweiten Mal das U18-Turnier gewann.

Eine WM für Junioren organisierte die FIFA damals aus Kostengründen noch nicht. Gespart wurde auch beim ÖFB, der die Spieler mit dem Zug nach Barcelona schickte, wo’s nach mehrtägiger Anreise im Billighotel kein Warmwasser gab. Kalte Duschen setzte es dann für die Gegner: Griechenland 3:0, England 3:0, Niederlande 5:1 und 3:2 gegen Frankreich im Semifinale.

Im Endspiel ließen sich die jungen Österreicher weder durch die anfängliche spanische Offensive noch durch die 90.000er-Kulisse einschüchtern, obwohl sie in Österreich davor nur vor maximal 600 Zuschauern gespielt hatten. So war der spätere Austria- und Nationalteam-Torjäger Horst Nemec vom Wiener-Liga-Klub Helfort in die Auswahl berufen worden.

Zehn Jahre später schaffte es ein ÖFB-Team erneut in ein europäisches Endspiel. Erneut auf spanischem Boden. Als man Amateur-Europameister wurde. Im Finale schlug das ÖFB-Team auf Mallorca Schottland 2:1. Prominentester Spieler war der spätere Teamspieler und Teamchef Josef Hickersberger. Obwohl damals schon bei Austria unter Vertrag, konnte man Pepi gegenüber den Veranstaltern noch als Amateur „verkaufen“. Was gar nicht so gelogen war. Erfuhr doch der 19-jährige Amstettener beim Zahnarzt in Wien, dass ihn die Austria nicht einmal sozialversichert hatte.

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