Alexander Schriebl: Ich habe zu meiner Frau gesagt: „Schau, der Peter meldet sich, ich weiß nicht, ob er sich nicht verwählt hat.“ Ich war schon überrascht. Und ich habe mich sehr gefreut. In mehreren Gesprächen haben wir dann gemerkt, dass vieles sehr gut zusammenpasst und für mich war von Anfang an klar, wenn der ÖFB sich für mich entscheidet, mache ich es sofort – und das ist zum Glück dann auch so passiert.
Wurden Ihnen da auch langfristige Ziele mitgegeben, in welche Richtung sich Österreichs Frauenfußball entwickeln soll?
Naja, der Peter wusste über mich schon sehr gut Bescheid und über die Art und Weise, wie ich gerne spielen möchte. Deshalb kam ich überhaupt als Kandidat infrage. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir hoch verteidigen wollen, dass wir immer Akzente setzen wollen im Spiel und mutig sein wollen. Ich denke, dass wir da viele Spielerinnen haben, die das auch gut umsetzen können. Und das sind einmal so die ersten Ziele gewesen. Dass man sich langfristig natürlich so weit entwickeln möchte, dass man Qualifikationen positiv gestaltet, ist klar. Für mich wäre es schön, wenn man es schafft, einen Wiedererkennungswert zu kreieren, sodass man immer gleich merkt: Da spielen die Österreicherinnen.
Dieses hohe Anpressen, dieses sehr intensive Spiel ist schon bei den ersten beiden Spielen ins Auge gestochen. War es Vorgabe vom ÖFB?
Es war die Vorgabe, aber es war jetzt für mich nicht schwierig, es so zu machen, weil ich das ja immer schon so praktiziere.
Insbesondere beim 1:4 gegen Deutschland, aber auch gegen Schottland merkte man, dass dieses intensive Spiel nicht 90 Minuten gehalten werden kann.
Also gegen die Schottinnen ist es uns sehr gut gelungen. Und gegen Deutschland ... Wir haben ja 55 Minuten echt gut dagegengehalten, haben bessere Akzente gesetzt, finde ich. Dass Claudia Wenger verletzt behandelt werden musste, haben die Deutschen super ausgenutzt und kurz darauf gleich das 3:1 geschossen. Das war ein Befreiungsschlag für die Deutschen, die dann mit einer unglaublichen Wucht gekommen sind. Aber trotz alledem war es wichtig, auch zu sehen, dass das funktioniert, was wir machen wollen. Das ist natürlich auch eine Frage der Athletik. Und natürlich wollen wir da noch Schritte nach vorne machen – dass wir das, so wie wir es gespielt haben, auch länger spielen können. Gegen so einen Gegner wie Deutschland geht das vielleicht das nächste Mal 70 Minuten, dann vielleicht 80 und irgendwann 120.
Was sind denn so die Punkte, wo man noch arbeitet, Stichwort Aufbauspiel?
Es gibt viele Punkte, wir hatten ja noch wenig Zeit. Dafür, finde ich, ist es unglaublich, wie das in den ersten Spielen umgesetzt wurde. Wir werden auch in den nächsten Spielen noch Lücken haben. Aber die Basis wird das Spiel gegen den Ball sein, so oder so. Das wird auch der Grund sein, warum wir die Spiele gewinnen werden: durch Umschalten und nicht, weil wir alle ausspielen.
Sie haben betont, dass Sie mit dem Team nicht nur erfolgreich Fußball spielen, sondern auch eine Begeisterung den Frauenfußball schaffen wollen. Was braucht es da in Österreich?
Ich denke, da geht es schon auch um Vermarktung. Es wäre schön, wenn Frauenfußball für eine breite Masse zugänglich wäre und dass die Information darüber verbreitet wird. Die Liga ist so stark wie nie zuvor. Die machen Riesensprünge in den Vereinen. Österreich war bei der U20-WM eine von fünf europäischen Nationen. Man müsste eigentlich nur darauf hinweisen, was tatsächlich passiert. Wir haben in Ried gegen Schottland eine tolle Unterstützung gehabt. Es waren 1.500 Zuschauer, aber die haben Lärm gemacht. Es hat uns voll gutgetan. Es wäre natürlich in Zukunft auch klasse, wenn noch mehr kommen. Und wichtig ist auch, dass wir auch mit unserer Spielweise begeistern. Wenn ich ins Stadion gehe, will ich Action sehen und das ist das, was wir liefern wollen und so die Leute mitreißen.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für den Frauenfußball, was wäre das?
Ich finde, es passieren jetzt schon gute Sachen. Zum Beispiel, dass die Wiener Austria immer in der Generali Arena spielt. Dass die Spielstätten dementsprechend angepasst sind. Auch bei Blau-Weiß Linz in dem Stadion zu spielen, ist für die Spielerinnen ein Highlight. Es ist auch eine Art Wertschätzung. Ich glaube, es ist wichtig, groß zu denken.
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