Präsidenten-Wetten und Totenmesse: Sturm und GAK im Derby-Fieber

Wett-Gesellen: Vereinsbosse und Showmänner Sükar (l.) & Kartnig.
Seit 1910 gibt es das Duell zwischen Sturm und dem GAK. Dieses Mal, im Cup-Achtelfinale, elektrisiert das Grazer Derby noch mehr.

Sturm gegen GAK. Das ist mehr als nur ein Fußballspiel. Das ist ein Schauspiel für die ganze Stadt Graz, alle Seelen sind gewappnet. Und natürlich auch die Polizei, die weiß, dass sich das Geschehen nicht nur auf das Liebenauer Stadion (Anpfiff ist 20.30 Uhr), das mit rund 16.000 Fans logischerweise ausverkauft ist, beschränkt. Fanmärsche sind angesagt, Straßensperren die logische Folge.

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Graz wird am Donnerstag Schwarz-Rot. Vor dem Cup-Schlager, den es auch im Vorjahr im Achtelfinale gab und der mit einem 1:0-Sieg von Sturm endete, unternimmt der KURIER einen Streifzug durch die Derby-Geschichte.

  • Historische Bilanz

Sturm gewann insgesamt 81 Partien, der GAK 68. Das erste Derby fand am 25. September 1910 statt, das bisher letzte fand nach 15-jähriger Pause am 19. Oktober 2022 im Rahmen des ÖFB-Cups statt. Das erste Aufeinandertreffen in der höchsten Liga ging am 9. Dezember 1951 über die Bühne, Sturm siegte 2:1. Der höchste Sieg gelang dem GAK, der im Juni 1946 in der steirischen Liga 10:1 gewann.

  • "Deppertes" Nachspiel

Am 27. Februar 2005 machte sich ein Sturm-Spieler unsterblich – durch eine Leistung nach dem Spiel. „Ehrenkapitän“ Günther Neukirchner sorgte nach dem 0:4 seiner Schwarz-Weißen für eines der meistgesehenen Videos der Liga-Geschichte. Der Routinier (damals 33) war mit den Fragen des Premiere-Reporters Gerhard Krabath („Wie froh sind sie, dass der Schiri jetzt abgepfiffen hat“) nicht ganz zufrieden, antwortete mit „Was ist denn das für eine depperte Frog’?“. Sekunden später folgte „Das ist die nächste depperte Frog’“, dann wurde Neukirchner erlöst.

  • Rote Hochblüte

Am 9. Mai 2004 siegte der GAK 2:0 und legte in der 34. Runde einen Grundstein für den ersten Meistertitel. Sturm hingegen fand sich in einer bedrohlichen Lage wieder, der Abstieg wurde erst zwei Spieltage später, in der letzten Runde abgewendet. Sturm-Präsident Hannes Kartnig tobte: „Jeder spielte für sich selbst. Aber das ist kein Einzelsport, sondern ein Mannschaftssport. Ich muss ihnen wohl wieder einmal die Leviten lesen.“ Der GAK wurde obendrein Cupsieger – es waren die letzten Titel im Profi-Fußball. Sturm wurde seitdem 2011 Meister, sowie 2010, 2018 und heuer Cupsieger.

  • Schwarzer Jubel

Umgekehrt war es 22. Mai 1999, also fast genau fünf Jahre davor, als Sturm durch ein Tor des Belgiers Jan-Pieter Martens in der 93. Minute 2:1 siegte und damit den vorentscheidenden Schritt am Weg zum zweiten Meistertitel tätigte.

  • Die Totenmesse

Am 17. Mai 2007 siegte Sturm 1:0, es war das letzte Derby bis zum Vorjahr. Das Spiel ging als Totenmesse in die Derby-Geschichte ein, weil der Pleitegeier schon über den GAK kreiste. Sturm-Trainer Franco Foda damals: „Die Derbys werden mir fehlen. Es ist traurig, dass so etwas passiert.“

Präsidenten-Wetten und Totenmesse: Sturm und GAK im Derby-Fieber

Die Welt war „rosa-rot“: Der GAK wurde 2004 Meister und Cupsieger.

  • Die Präsidenten-Wetten

Verlorene Wetten bescherten Hannes Kartnig unliebsame Auftritte. 2005 musste Sturms langjähriger Präsident mit GAK-Boss Harald Sükar in einem McDonalds Restaurant Burger anbieten. Noch mehr schmerzte ihn, dass er in den 1999er-Jahren im GAK-Gewand Fanartikel des ungeliebten Rivalen verlaufen musste.

  • Die Derby-Könige

Die meisten Derby-Tore erzielte Sturm-Legende Ivica Vastic, der insgesamt 17 Mal erfolgreich war. Die meisten Spiele absolvierten Anton Pichler (Sturm/40) und Ales Ceh (GAK/39). Ein einziges Mal gab es ein Cup-Endspiel der beiden Klubs, GAK siegte 2002 mit 3:2. Der Zuschauerrekord datiert aus dem Jahre 1969 (mehr als 20.000).

  • Ausgangsposition

Es ist eher eine Seltenheit, dass sich zwei Tabellenführer duellieren. Sturm liegt in der Bundesliga mit einem Punkt Vorsprung auf Serienmeister Salzburg voran, der GAK hat in der zweithöchsten Liga bereits acht Punkte Vorsprung auf Bregenz. Auch, wenn Sturm am Sonntag gegen die Austria die erste Saison-Niederlage kassierte, gehen beide Konkurrenten mit breiter Brust ins Spiel.

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