ÖFB-Cup: Der ewig junge Jantscher gegen den ältesten Klub
Alter ist relativ. Mit 32 Lenzen befindet man sich freilich nicht unbedingt im sogenannten besten Fußballer-Alter, aber das Adjektiv „alt“ muss einem deswegen noch nicht anhaften. Routiniert, erfahren oder wertvoll sind wohlklingendere Varianten einer Bezeichnung, auch mit einem Wein ließe man sich gut und gerne vergleichen.
Jakob Jantscher wischt das Thema mit einem herzhaften Lachen aus dem Telefonhörer. „Das Alter ist sekundär, vielmehr geht es doch um die Qualität.“
Und die führt er seit vielen Monaten bei Sturm Graz ins Treffen. Der ehemalige Nationalteamspieler gilt als Mitgrund für den Höhenflug der Grazer, der am Freitag im ÖFB-Viertelfinale daheim gegen die Vienna eine Fortsetzung finden soll. Der „alte“ Mann trifft auf den ältesten Verein Österreichs.
Sturm-Trainer Christian Ilzer weiß, was er an Jantscher hat. Nicht nur einen außergewöhnlichen Fußballer, sondern auch einen Leader. „Er ist das Sturm-Gesicht, eine Führungsperson, auf dem Platz, aber auch abseits des Feldes.“ Jantscher spürt das Vertrauen des Coaches, das er für seine Form benötigt. „Ilzer hat schnell erkannt, wo er mich braucht.“
Universell einsetzbar
Der Flügelflitzer wurde aufgrund der Mittelfeld-Raute, in der die Flankenspieler offensiv nicht wie gewohnt zur Geltung kommen, zunächst ins Zentrum des Mittelfeldes auf die „Acht“ gestellt und danach in die Spitze beordert. „Derzeit funktioniert alles gut“, freut sich der gebürtige Grazer. „Es ist kein Problem für mich, wenn ich das Spiel nicht wie gewohnt vor mir habe.“
Weil er den meisten Innenverteidigern körperlich eher unterlegen ist, lässt er die Bälle gerne prallen, um sich gleich wieder für Läufe in die Tiefe in Position zu bringen. „Außerdem macht man als Achter im zentralen Mittelfeld beachtliche Wege nach hinten, die erspare ich mir jetzt weitgehend“, sagt der ehemalige Legionär lachend, dessen Wege nach Moskau, Luzern, Rize und Nijmegen geführt hatten.
Im Sommer läuft sein Vertrag bei Sturm aus, ob Graz somit seine letzte Karriere-Station ist, kann und will er gar nicht sagen. „Wir führen Gespräche, Sturm ist mein erster Ansprechpartner.“ In Österreich kommt für ihn derzeit kein anderer Klub als Sturm in Frage. Einigt man sich nicht auf einen neuen vertraglichen Doppelpass, dann würde er einen abermaligen Wechselpass ins Ausland nicht ausschließen.
Vielleicht irgendwann auch über den ganz großen Teich, wer weiß. „Ich habe keinen Stress, oft geht es im Fußball sehr schnell. Durch die Corona-Pandemie ist derzeit eben viel in Schwebe, da kann ich auch die Perspektive des Klubs gut verstehen.“
Gegen die Vienna möchte Sturm der Favoritenrolle gerecht werden und ins Halbfinale einziehen.
Herausforderer
Die Wiener wiederum versuchen sich abermals in der Rolle des Favoritenschrecks. Sportdirektor Markus Katzer geht mit einem Schuss Gelassenheit in das Duell.
„So oder so sind wir nicht der Favorit, daher haben wir auch bei weitem nicht so viel zu verlieren wie Sturm.“ Die letzten Testspiele (1:1 gegen Liefering, 6:1 gegen Blau-Weiß Linz) zeigten, dass die Döblinger gut in Schuss sind. „Wir werden eine kleine Chance haben. Nutzen können wir sie nur, wenn vieles passt. Dazu brauchen wir einen sehr guten Tag.“
Und Sturm einen schlechten.
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