Nach dem Europacup-Aus in Rom: Ist Salzburgs Team zu jung?
Es ist ein schmaler Grat zwischen Salzburger Jugendstil und Jugendwahn. Jahr für Jahr hat der Serienmeister seinen Kader verjüngt, hat sich aber dennoch sportlich weiterentwickelt und (auch internationale) Erfolge gefeiert. Aktuell sieht es jedoch ein bisschen anders aus, der Start ins Jahr war ein holpriger.
Trainer Matthias Jaissle spricht immer von einem „mutigen Weg“, den Salzburg geht, Sportdirektor Christoph Freund nennt ihn auch „riskant“. Aber war es zu viel Mut zum Risiko? Spätestens nach dem 0:2 in Rom muss diese Frage gestattet sein. Denn der Mut hat die Salzburger plötzlich verlassen, gegen den Top-Klub aus der Serie A hatten sie diesmal keine Chance und verspielten den 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel.
Salzburger Angst
„Wir haben Angst gehabt“, gab Junior Adamu nach dem schwachen Auftritt im ausverkauften Stadion (62.593) zu. „Wir haben so gespielt, als hätte uns irgendetwas beeindruckt“, rätselte Freund, „vielleicht war es die Kulisse, oder deren aggressives Spiel.“
Fakt ist, dass Salzburg wieder einmal (zum fünften Mal in Folge) in einem K.-o.-Duell eines UEFA-Hauptbewerbs gescheitert ist. Zuletzt gelang im Februar 2019 gegen Club Brügge der Aufstieg ins Europa-League-Achtelfinale, danach zog man gegen Napoli, Eintracht Frankfurt, Villarreal und Bayern München den Kürzeren.
Jaissle bleibt konsequent
Ernüchternd? Auf jeden Fall. „Wir haben es verabsäumt, den Mut und das Selbstverständnis auf den Platz zu bringen“, analysierte Jaissle. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass die Gazzetta dello Sport von Romas „schönster Halbzeit der Saison“ schrieb. Zu jung? „Wir sind so eine junge Mannschaft, das ist nicht immer wegzustecken“, gab Jaissle zu, „ich hoffe, dass sie daraus lernen.“ Zum extrem jungen Weg sagte er: „Dessen war ich mir bewusst, als ich den Job angetreten habe.“ Er wolle den eingeschlagenen Pfad mit dem Verein „konsequent“ weitergehen, wie er nicht müde wird zu betonen.
Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass der Deutsche nicht mehr ganz glücklich ist mit der Situation. Spätestens seit dem Verkauf von Max Wöber im Winter schwingt bei ihm ein leichtes Hadern mit – auch wenn er sich das nicht anmerken lassen will. Die internationale Saison will sich der Coach aber nicht schlechtreden lassen: „Die Jungs haben eine gute Visitenkarte auf europäischer Ebene abgegeben.“ Mit dem Cup-Aus gegen Sturm Graz und dem Scheitern in Rom kann der Februar beim Meister aber durchaus als verkorkst bezeichnet werden.
Jetzt kommt Ried
Der Vorteil ist, dass man sich jetzt voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren kann, in der Liga führt man sechs Punkte vor Sturm. An einen Knacks in seinem jungen Team glaubt Jaissle nicht: „Jetzt heißt es sowieso: Krone richten und weiter geht’s.“
Nämlich schon am Sonntag gegen Schlusslicht Ried.
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