Um genau zu sein: Zwei Rapidler, die direkt hintereinander Torschützenkönig werden, hat es in der vor 50 Jahren gegründeten Bundesliga überhaupt noch nie gegeben.
Die Rekordsaison von Marco Grüll
Marco Grüll hält seit Saisonbeginn bei 20 Treffern und 10 Assists in 31 Pflichtspielen. „Das ist mein Job als Offensivspieler“, sagt er bescheiden. In diesem für Grüll ebenso historischen wie aufregenden Jahr stellt sich die Frage: Warum gerade heuer?
Liegt es an der befreienden Wirkung der Unterschrift bei Werder gleich nach dem Ende der Wintertransferzeit? „Vielleicht hat das unterbewusst geholfen“, sagt der frühere Postler, der knapp vor seiner Entscheidung für Bremen um rund eine Million Ablöse noch zu Union Berlin verkauft werden hätte können. In Absprache mit Sportdirektor Markus Katzer entschied der Schlüsselspieler, lieber den Vertrag zu erfüllen und im Sommer ablösefrei zu gehen.
So wie es der Blondschopf im Februar 2021 mit Rapid vereinbart hatte, ehe er Ried beinahe im Alleingang den Klasserhalt sicherte.
Brillant unter Trainer Robert Klauß
Wie groß ist die Bedeutung des Trainerwechsels? Zur Erinnerung: Grüll erzielte erst in der 10. Runde sein erstes Ligator. Unter Robert Klauß ist die Bilanz hingegen unglaublich. An 16 der gesamt 21 Treffer war der Schlüsselspieler direkt beteiligt: 10 Tore, 3 direkte Assists und 3 eingeleitete Tore.
„Dass Marco so gut performt, liegt nicht in erster Linie an mir, sondern daran, dass er ein sehr guter Spieler ist“, meint Klauß.
Grüll behält die Barisic-Zeit positiv in Erinnerung: „Wir haben unter Zoki gut gespielt, nur die Ergebnisse haben nicht gepasst.“
Die Unterschiede? „Wir trainieren sehr intensiv, weil wir intensiv spielen wollen. Wir bekommen viel mit für die Spiele und verhalten uns auch schlauer.“
Das Derby und die Folgen als Knackpunkt
Nicht schlau war Grülls Verhalten bei der Fan-Feier nach dem Derby. Er hat sich immer wieder entschuldigt und wurde krank. Klauß erinnert sich: „Marco ist durch die Berichte in und über Bremen mehr im Fokus als alle anderen gestanden. Diese Aufregung hat ihn sehr beschäftigt, das hat auch sein Immunsystem gemerkt.“
Nach Sperre und Krankheit schoss Grüll beim Comeback Hartberg mit drei Toren im Alleingang ab. Wie ist das möglich?
Der Fan-Liebling verweist auf sein Lebensmotto: „Wenn du nicht aufgibst, jeden Tag alles probierst, wirst du irgendwann belohnt. Alles kommt zurück.“
Außerdem geht es ihm um sein Andenken: „Im Verein und bei den Fans soll es heißen: Das war einer, der bis zuletzt alles für Rapid gegeben hat. So will ich in Erinnerung bleiben.“
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