Rubiales verteidigt sich nach WM-Skandal: "Darf ich dir ein Küsschen geben?"

Luis Rubiales, der ehemalige Chef des spanischen Fußballverbandes (RFEF), hat am Dienstag vor Gericht beteuert, die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung der Fußball-WM der Frauen im August 2023 einvernehmlich geküsst zu haben.
"Ich fragte sie: 'Darf ich dir ein Küsschen geben?' Und sie sagte 'Okay'", so Rubiales bei seiner mit Spannung erwarteten Aussage vor Gericht. Er sei sich "völlig sicher, dass sie mir ihre Zustimmung gegeben hat“ und es sei "völlig spontan" passiert. Hermoso wirft er vor, ihre Version der Geschichte verändert zu haben. Er habe keinen Druck auf die Spielerin ausgeübt, den Vorfall herunterzuspielen.

Großer Medienandrang: Rubiales Aussage am Dienstag wurde mit Spannung erwartet. Er muss sich wegen sexuellen Übergriffs und Nötigung verantworten
"Viele männliche Fußballer mit Küssen bedeckt“
Der Hauptangeklagte sagte zu seiner Verteidigung vor Gericht unter anderem auch aus, er habe bei ähnlichen Situationen "auch viele männliche Fußballer mit Küssen bedeckt“. Der Kuss bei der Siegerehrung in Australien sei jedoch ein Fehler gewesen, räumt er ein. "Ich hätte einen kühleren Kopf bewahren und mich von der Situation nicht mitreißen lassen sollen."
Rubiales muss sich des Vorwurfs der sexuellen Aggression und der Nötigung erwehren. Seit einer Reform des spanischen Strafrechts gilt ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexueller Übergriff. Die weltweit im Fernsehen übertragene Szene löste einen öffentlichen Aufschrei aus, Kritiker werteten sie als Machtmissbrauch.
Nach dem Skandal hatte Rubiales wochenlang an seinem Amt festgehalten. Vom Weltverband Fifa wurde er für drei Jahre gesperrt. Dem 47 Jahre alten Ex-Profi droht eine mehrjährige Haftstrafe.
Lippenleser entlastet Rubiales
Gestützt werden soll Rubiales' Version des einvernehmliches Kusses von einem Lippenleser. Der von der Verteidigung vorgeladene Gutachter David Murillo Buendía habe ein Tiktok-Video analysiert und erkannt, dass Rubiales zu Hermoso gesagt habe: "Darf ich dir ein Küsschen geben?“ Er habe "keine Zweifel. Ich habe es mehrere Male gesehen und bin mir sicher“, beteuerte der gehörlose und als Lippenleser ausgebildete Mann in der Gebärdensprache vor dem Staatsgerichtshof in Madrid.
Ob die Fußballerin geantwortet habe, sei auf dem Video jedoch nicht ersichtlich. Ein weiterer Gutachter sagte aus, das Video sei echt und nicht manipuliert worden.
"Ekel und Abscheu"
Jennifer Hermoso hatte gleich am ersten Verhandlungstag berichtet, der unfreiwillige Kuss nach dem Finale der Frauen-WM 2023 in Sydney habe bei ihr "Ekel und Abscheu" ausgelöst und "einen der glücklichsten Tage meines Lebens überschattet“.

Der Kuss habe bei Jennifer Hermoso "Ekel und Abscheu" ausgelöst, sagte die Fußball-Weltmeisterin am ersten Verhandlungstag in Madrid
Sie habe bei der Siegerehrung keinem Kuss zugestimmt und keine Frage nach Erlaubnis vernommen. Der Verbandschef habe sie am Kopf gepackt und sie habe nicht schnell genug reagieren können, um sich dem Kuss zu entziehen.
Die 34-Jährige, die aktuell für Tigres Feminil in Mexiko spielt, hatte auch erzählt, sie sei in den Tagen nach der WM von Rubiales und damaligen Verbandsmitarbeitern unter Druck gesetzt worden, damit sie die Sache herunterspiele und Rubiales nicht beschuldige.
Verhandlung läuft bis zum 19. Februar
Die Staatsanwaltschaft fordert für Rubiales zweieinhalb Jahre Haft. Er soll das Opfer zudem mit 50.000 Euro entschädigen. Für jeden der drei Mitangeklagten - Ex-Teamchef Jorge Vilda, der Spaniens Frauen 2023 zum WM-Titel geführt hatte, sowie zwei ehemalige Funktionäre des Fußballverbands - werden eineinhalb Jahre Haft gefordert.
Die mündliche Verhandlung läuft bis zum 19. Februar. Die Urteilsverkündung wird erst nach einigen Tagen oder Wochen erwartet.
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