Kraetschmer zu Cup-Protesten: "Populistische Diskussion"

PK FK AUSTRIA WIEN VOR WIENER DERBY UND PRÄSENTATION DES LOGOS DER NEUEN GENERALI-ARENA: KRAETSCHMER
Bei dem Spiel gegen Sturm gab es "Kraetschmer raus"-Sprechchöre. "Wir haben einen Vertrag mit dem ÖFB", sagt dieser.

Austria-Club-Vorstand Markus Kraetschmer hat die Diskussionen um den Austragungsort des ÖFB-Cup-Finales und um seine Person "etwas verwundert" verfolgt. "Dass die Austria-Fans jetzt mich als Sündenbock auserkoren haben, habe ich zu akzeptieren", sagte Kraetschmer nach dem Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Sturm Graz (0:1). Die Diskussion um eine Verlegung des Finales sei eine populistische.

Der Fan-Ärger über den Vereins-Vorstand entzündete sich zuletzt an der Tatsache, dass Rapid und Red Bull Salzburg das Cupfinale am 1. Mai in der Austria-Heimstätte absolvieren sollen. Diesbezüglich kam es am Wochenende im Stadion zu Protestaktionen. So wurde am Samstag etwa der Spieler-Tunnel und der Zugang zur Osttribüne versperrt. Am Sonntag skandierte der harte Kern des Anhangs in der ersten Match-Hälfte in Zehn-Minuten-Abständen "Kraetschmer raus" und enthüllte ein Transparent mit der Aufschrift: "Zulange ließen wir uns blenden. Besser wär's deine Amtszeit zu beenden!"

Kraetschmer erinnerte im Anschluss an Beschlüsse der Austria-Gremien. "Es ist ganz klar, dass ich hier und in der Gewinnung anderer Spiele so gehandelt habe, wie wir das von Beginn an klar definiert haben." Sein Handeln fuße auf einer wirtschaftlichen Vorgabe. "Denn die Austria hat immer gesagt: Wir können dieses Stadion nur bauen, wenn es uns gelingt, für die Refinanzierung auch andere Spiele herzuholen."

"Nicht fair, sondern populistisch"

Diese Strategie funktioniere auch gut. "Wir hatten schon das Länderspiel, wir werden nächstes Jahr das Champions-League-Finale der Frauen hier hosten können und wir haben eben auch das Cupfinale für die nächsten vier Jahre gewonnen." Diesem "Gewinn" sei ein langer Prozess mit dem ÖFB, den Sponsoren und verschiedenen Vertretern zuvorgegangen. "Wo man klar gesagt hat: Man möchte das Cupfinale aufwerten, die Marke ÖFB-Cup stärken - mit einem Finale, wo es möglicherweise auch eine Ticketverknappung gibt, damit man auch entsprechend schöne Bilder hat."

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Erst mit der Final-Qualifikation von Rapid sei "eine komplett neue Diskussion entbrannt", die nicht "fair, sondern populistisch" geführt werde. "Wenn die Austria das berühmte Finale 'Dahoam' erreicht hätte, dann würde man mich jetzt wahrscheinlich belobigen. Wenn das Finale Salzburg - LASK wäre, hätte man es wahrscheinlich auch akzeptiert", sagte Kraetschmer.

Die Austria bleibe trotz aller Kritik vertragstreu. "Wir haben einen klaren Vertrag mit dem ÖFB, den wir von unserer Seite erfüllen wollen und werden." Auch der ÖFB wolle, so sein Informationsstand, den Vertrag erfüllen. Spielentscheidend könnten nun die Entscheidungen der Behörden in punkto Sicherheit werden. Am Montagvormittag ist laut Kraetschmer eine solche Konferenz mit allen Vertretern angesetzt. "Anschließend müssen wir sicher auch die Diskussion mit unseren Fan-Vertretern führen. Und uns die Frage stellen, was das für künftige Spiele in der Generali-Arena bedeutet."

Sorgen um Familie und Freunde

Er selbst erlebe in seinem 22. Jahr bei der Austria angesichts von in der Stadt kursierenden "Seelenverkäufer"-Stickern "nicht die angenehmste Situation, wobei ich persönlich damit gut umgehen kann. Mehr Sorgen mache ich mir ehrlich gesagt um meine Familie und meine Freunde. Ich bekomme aber irrsinnig viel Zuspruch in diesen Tagen."

Eines mache ihn nicht zuletzt traurig. "Wir sprechen beim österreichische Cup-Finale - wir hätten sogar das 100-jährige Jubiläum und mit Salzburg-Rapid sicher ein attraktives Finale - nur darüber, was denn passieren und zerstört werden könnte. Wir reden aber nicht darüber, dass man hier ein Finale abwickeln kann, wenn ich in ein Stadion gehe und mich so verhalte, wie es der gesunde Menschenverstand eigentlich jedem sagen würde."

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