Obwohl das Match Kroatien gegen Belgien am vergangenen Donnerstag schon um 16 Uhr startet, sind viele in T-Shirts der kroatischen Nationalmannschaft in die Bars und Cafés unterwegs. Die Fahnen werden bei Außentemperaturen um die null Grad als Schal getragen. „Bitte nicht fotografieren, ich muss eigentlich noch arbeiten“, sagt ein junger Mann mit einem verschmitzten Lächeln, als der KURIER vor dem Café Code mit einigen Besuchern spricht. An der Bar ein Getränk zu bekommen, ist fast unmöglich, denn abgesehen davon, dass der Barmann gebannt auf den Fernseher starrt, ist es zu voll, um bis ins Innere des Lokals vorzudringen.
„Es ist schon blöd. Die Spiele sind sehr früh, und man kann nicht gemütlich im Schanigarten schauen. Aber wir müssen unser Team ja trotzdem unterstützen“, sagt Fan Dario. Er sitzt mit seiner Freundin vor dem Lokal und schaut durch das Fenster zu. Bei großen Turnieren der vergangenen Jahre standen die Menschen hier auf der Straße und legten den Verkehr lahm. Sogar die Polizei hatte sich bei den Spielen in der Vergangenheit mit vielen Einsatzkräften dort postiert.
Diesmal ist das anders, und man feiert eben drinnen. „Ich bin selbst überrascht, dass so viele Leute gekommen sind. Wir waren nicht sicher, ob die Gäste auch im Winter zum Fußballschauen kommen. Aber wie man sieht, ist es voll und ich bin sicher, dass das noch mehr wird, wenn unser Team oder Serbien weiterkommt“, sagt Oroz Alen, Betreiber des Café Code. Und auch das fällt auf: Serben und Kroaten feiern hier gemeinsam. „Heute habe ich dieses Leiberl an, und morgen komme ich mit dem serbischen“, sagt eine Frau.
Natürlich muss auch die Frage gestellt werden, was denn die Fans zum Austragungsort Katar sagen. Den meisten ist die öffentliche Kritik aber egal: „Es geht um Fußball. Kritik gab es bei Russland auch schon, da dürfte man ja gar nicht mehr schauen“, sagt David.
Und dann kommt sogar im Freien noch etwas Stimmung auf, als zwei Männer einen Grill anheizen und nach Ende des Spiels kurz das obligatorische Hupkonzert auf der Straße zu hören ist.
Die Spiele werden übrigens ausnahmslos auf Kroatisch übertragen. Ist man dieser Sprache nicht mächtig und ist obendrein Brillenträger, ist von einem Besuch auf der „Balkanmeile“ vielleicht eher abzuraten. Für alle anderen gibt es dort derzeit aber mehr WM-Stimmung als an allen anderen Orten der Stadt.
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