Hazard, Touré oder Ex-Rapidler Körner: Wenn die WM zur Familiensache wird

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Fünf Brüderpaare stehen in Katar in den Teamkadern, das natürliche Gendoping gibt es bei Weltmeisterschaften aber schon lange.

Ghana hat das familiärste Team bei dieser Endrunde. Im Kader stehen nicht nur die Ayew-Brüder, sondern auch einer der beiden Williams.

Zwei Brüder fahren zur WM – doch nicht für dieselbe Nation. Nur 24 Stunden lagen zwischen ihren Debüts für ihre Teams: Die Brüder Iñaki und Nico Williams treten zwar im Verein gemeinsam für Athletic Bilbao an, doch bei der WM spielt der 20-jährige Nico für Spanien, der 28-jährige Iñaki für Ghana. Ihre Eltern flohen vor der Armut aus Ghana. Um als Flüchtlinge zu gelten, gaben sie sich an der spanischen Grenze als Einwohner Liberias aus, wo Bürgerkrieg herrschte. Damals war ihre Mutter Maria Arthuer die mit ihrem Ehemann Felix in Accra aufgebrochen war, bereits im siebenten Monat mit Iñaki schwanger. Sie hatte die Sahara zu Fuß durchkreuzt, um in Europa ein besseres Leben zu finden.

Die restlichen vier Brüderpaare in Katar spielen für dasselbe Land. Jordan und André Ayew sind Teamkollegen von Iñaki Williams bei Ghana und die Söhne des ehemaligen Superstars Abedi Pelé. Sie wurden in Frankreich geboren, weil ihr Vater damals dort spielte.

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Theo und Lucas Hernández sind für Frankreich nominiert – der 25-jährige Milan-Verteidiger Theo ersetzte im Auftaktspiel gegen Australien seinen 26-jährigen Bruder. Der Bayern-Verteidiger hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen und wurde schon in Innsbruck von Christian Fink operiert.

Sergej und Vanja Milinković-Savić stehen im serbischen Aufgebot. Der Mittelfeldspieler von Lazio Rom (27 Jahre) und der Tormann von Torino (25 Jahre) wurden in Spanien geboren und kickten im Nachwuchs des GAK, weil dort Vater Nikola ab 2001 Profi war.

Thorgan und Eden Hazard kicken – wie auch schon 2018 in Russland – gemeinsam für Belgien. Der 29-jährige Thorgan von Dortmund und sein 31-jähriger Bruder von Real sind aber nicht die Geschwisterrekordler. Denn Yaya und Kolo Touré brachten es für die Elfenbeinküste auf drei WM-Teilnahmen (2006, 2010 und 2014).

Und den Bruder-Rekord stellten Wilson, Johnny und Jerry Palacios auf: 2010 und 2014 nahm das Trio für Honduras an den Endrunden in Südafrika und Brasilien teil.

Dass zwei Brüder für zwei Länder spielen, gab es schon mit Jérôme und Kevin-Prince Boateng für Deutschland (Jérôme) und Ghana (Halbbruder Kevin-Prince für das Geburtsland des gemeinsamen Vaters). 2010 gewann Jérôme mit Deutschland 1:0. Vier Jahre später endete die Partie 2:2. Zum direkten Duell der Williams-Brüder in Katar könnte es frühestens im Viertelfinale kommen.

Die WM-Brüder-Historie ist lang, sie begann schon mit der ersten Weltmeisterschaft 1930. Mario und Juan Evaristo absolvierten bei der WM 1930 in Uruguay jeweils vier von fünf Partien. Erst im Finale verloren die beiden mit Argentinien gegen die Gastgeber. Bei derselben WM gab es im Kader der Mexikaner sogar zwei Brüderpaare. Kapitän Rafael und Francisco Gutiérrez in der Abwehr, Manuel und Felipe Rosas im Mittelfeld. Manuel Rosas erzielte das erste Elfmetertor der WM-Geschichte und ist nach Pelé der zweitjüngste WM-Torschütze der Geschichte.

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Fritz und Ottmar Walter sind zwei der Helden von Bern, die 1954 mit Deutschland sensationell Weltmeister wurden. Deutschland hat ein zweites WM-Brüderpaar: Karlheinz und Bernd Förster verloren 1982 das Endspiel gegen Italien.

Sogar Österreich hat ein WM-Paar. Die beiden Rapidler Robert und Alfred Körner waren bei der WM 1954 im Einsatz. Während Robert bei allen Partien dabei war, fehlte Alfred nur beim gewonnenen Spiel um Rang drei gegen Uruguay.

René und Willy van de Kerkhof standen sowohl 1974 als auch 1978 im Kader der Niederlande. Beide Male verloren sie im Finale. Ronald und Erwin Koeman spielten beide für die Niederlande bei der WM 1990 in Italien.

Bei Italien spielten 1978 die Brüder Patrizio und Claudio Sala, beide waren aber keine Stammspieler.

Michael und Brian Laudrup waren 1998 für die Dänen bei der WM und bestritten dabei alle fünf Spiele. Brian erzielte zwei Tore, Kapitän Michael traf einmal.

Robert und Niko Kovac spielten nicht nur bei den Bayern zusammen, sondern auch 2002 und 2006 mit Kroatien bei den Weltmeisterschaften. Sie kamen dabei aber nicht über die Gruppenphase hinaus.

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