Die Frauen laufen heute mehr als einst Österreichs Cordoba-Helden

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Die Fußball-WM der Frauen wurde zum Sieg über Vorurteile. Und zeigte die Qualität der Frauen-Stars auf dem Rasen.

Österreich nicht dabei und dazu konsumentenfeindliche TV-Zeiten aufgrund der Zeitverschiebung – wenig überraschend, dass die ORF-Quoten bei den WM-Übertragungen anfänglich desaströs waren. Überraschend hingegen, wie sehr sich der Frauenfußball weiterentwickelte.

Die WM in Ozeanien wurde zum Erfolg für die ganze Branche. Davon werden auch die Herren Kicker profitieren. Vor allem in Ländern wie Australien, in denen Fußball bisher nicht Number-One Sport war.

Wenn Donald Trump nach dem WM-Out von Titelverteidiger USA die US-Doppelweltmeisterin Megan Rapinoe wegen ihres vergebenen Elfers auf der Social Media-Plattform Truth Social verhöhnt, ist das Indiz dafür, dass der Ober-Populist den verdammten Soccer nicht mehr ignorieren kann.

Abgesehen von der Trump-Attacke löste die Frauen-WM auch sonst an linken wie rechten Rändern Diskussionen aus. Kam’s doch Premieren gleich, als ...

die Marokkanerin Nouheila Benzina mit einem Haar und Hals verhüllenden Hajib einlief; und die Kanadierin Quinn wissen ließ, dass sie sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühle.

Beschränkt auf den deutschen Sprachraum sah sich ZDF-Moderator Sven Voss mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert, nachdem er über Schiedsrichterin Stephanie Frappart gemeint hatte: „Eine süße Stimme hat sie so nebenbei bemerkt auch.“

So nebenbei bemerkt und nicht nur in Erinnerung an einen von Armin Assinger gehörten Spruch („Hüte dich vor der Intoleranz der Toleranten“) ist’s ohnehin angebracht, die WM der Frauen lieber sportlich zu beurteilen. Ihre technischen Fähigkeiten verblüffen selbst Skeptiker.

Nebst spektakulären Toren waren Spielverlagerungen über 30, 40 Meter plus perfekter Ballannahme zu sehen. Schwächen ließen am ehesten Torfrauen erkennen. Auch weil’s ihnen im Vergleich zu Männern doch an einigen Zentimetern fehlt.

Mit 11, 12 Lauf-Kilometern (wenngleich bei weniger Sprints) erreichten etliche WM-Ladys durchaus Männerwerte. Ja sogar klar bessere als jene, die einst bei einer KURIER-Messung vor der 78er-WM den späteren Cordoba-Helden attestiert wurden. Als Außenverteidiger Gerhard Breitenberger mit neun Länderspiel-Kilometern der Fleißigste war. Chips unterm Trikot (wie jetzt bei der WM ) waren freilich damals noch unüblich, die Werte nicht annähernd so präzise.

1956 soll Alfred di Stefano, obwohl er als Real Madrids Laufwunder galt, laut einer Uni-Studie sechs Kilometer pro Spiel unterwegs gewesen sein. Auf so viele, verriet Manuela Zinsberger, 27, kürzlich im KURIER, brächte sie es heute als Torfrau.

Läuft’s gut, werden sie und Österreich 2027 erstmals bei einer WM zu sehen sein.

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