Wie Kicker mit Migrationshintergrund die ÖFB-Teams stützen
Die U17 stürmte ins Semifinale der WM.
Kein einziger Nicht-Wiener war bei der WM 1954, bei der Österreich Platz drei erreicht hatte, auf eine Einsatzminute gekommen. Heute sind Hauptstädter längst in der Minderheit. Nur sechs von Ralf Rangnicks 25 zuletzt Auserwählten, wuchsen in Wien auf:
Neben den mit Nikolaus Wurmbrand,19, Leopold Querfeld, 21 und Ersatzgoalie Nikolas Polster, 23, jüngsten Kadermitgliedern sind das Phillipp Mwene, 31, David Alaba, 32, und Marko Arnautovic , 36.
Zur Erinnerung: Arnautovic hätte sich auch für Serbiens Nationalelf und damit für die Heimat seines Vaters entscheiden können. So wie Mwene für Kenia. Alaba war von Nigeria umworben worden, worauf Teamchef Didi Constantini den damals 17-jährigen Sohn einer Philippinin und eines Nigerianers vom FC-Bayern-Regionalligaspieler zum ÖFB-Team-Debütanten machte.
Auch einige Sensationsbuam der U-17-Auswahl, die sich mit 15:1 Toren und beim sechsten Sieg erstmals mit ein bissel Bauchweh fürs WM-Semifinale (gegen Italien) qualifizierten, könnten laut Statuten noch einen Nationenwechsel vornehmen. Auch so manch Elternteil stammt aus einem anderen Land. Ein Trend, der sich nicht auf Fußball beschränkt. Siehe Levi-Slalomsieger Lucas Pinheiro Braathen, dem (und seiner Mama) zu Ehren erstmals im Ski-Weltcup die brasilianische Hymne gespielt wurde. Siehe Marcel Hirscher, der bei Olympia für die Niederlande (Heimat von Mama Sylvia) carven will. Siehe Handball-Teamkapitän Mykola Bilyk (Papa Ukrainer), siehe Tennis-Daviscup-Spieler Jurij Rodionov (Eltern aus Weißrussland).
In Spanien ragt Barcelonas Lamine Yamal, dessen Eltern durch die afrikanische Wüste Richtung Norden marschierten, aus dem Ballzaubererparadies noch heraus. In der französischen, englischen und mittlerweile auch deutschen Nationalauswahl wirbeln Offensivgeister mit afrikanischen Wurzeln.
Hüne mit Herz
Hierzulande nicht so im Mittelpunkt, doch beim WM-Quali-Finale als Abwehrbollwerk der in Wahrheit wertvollste Mann: Kevin Danso. Der hünenhafte Tottenham-Legionär hat nie vergessen, dass er die ersten Lebensjahre in der Steiermark verbrachte. Als Dank dafür, dass man ihn seinerzeit so gut aufnahm, hilft er bei gelegentlichen Heimatbesuchen sozial Schwachen, malte deren Vereinsheim eigenhändig aus. Der rekonvaleszente David Alaba wiederum hält auch als Non-Playing-Captain den Teamspirit dermaßen hoch, dass nicht nur Spezi Arnautovic die Nationalmannschaft seine zweite Familie nennt. Der Zusammenhalt dieser verschworenen Gemeinschaft, heißt es, sei entscheidend für die gelungene WM-Qualifikation gewesen.
Teamwork, ließe sich daraus ableiten, ist eine Verschwörung der Mittelmäßigkeit. Ein den Erfolg schmälerndes Argument, dessen man sich nach den U-17-WM-Siegen prompt auch in diversen Foren bedient. Wenigstens das ist noch typisch wienerisch.
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