Wir haben ein tolles Team, das sich darum kümmert. Ich bin informiert und eingebunden bei manchen Entscheidungen. Wir wollen ja zeitgerecht für perfekte Rahmenbedingungen sorgen.
Was sagen Sie eigentlich zur Auslosung mit Frankreich und den Niederlanden?
Einfach ist die Gruppe sicher nicht. Meine Einstellung ist: Wer weiß, wofür es gut ist, dass wir gleich in der Vorrunde gefordert sind.
Was spricht für das Team?
Ich kann nur erzählen, was ich in den letzten sechs Monaten miterlebt habe. Auf der einen Seite gibt es ein tolles Trainerteam, andererseits haben die Spieler hohe Qualität. Und sie spielen mit Herz und Leidenschaft im Nationalteam. Das macht es in Summe aus. Daher traue ich ihnen sehr viel zu.
Sie verfügen über die Trainerlizenz. Wie betrachten Sie ein Länderspiel – mehr als Präsident oder Trainer?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber es wird wohl eine Mischung sein. Aber ich maße mir nicht an, irgendetwas zu beurteilen. Da müssen wir schon die Kirche im Dorf lassen.
Der ÖFB will sportliche Nachhaltigkeit. Ist die WM 2026 das langfristige Ziel?
Muss es ja sein. Wir wollen uns generell für Endrunden qualifizieren. Mit diesem Team und den Spielern, die nachrücken, ist das auch absolut denkbar. So sieht das auch das Trainerteam.
Haben Sie nicht Angst, dass Teamchef Ralf Rangnick Interesse weckt und abhanden kommen könnte? Diese Nachhaltigkeit ist mit seiner Person verbunden.
Ralf Rangnick bereitet es eine Freude, dieses Team zu betreuen. Natürlich ist im Fußball alles denkbar, aber ich bin nicht von Ängsten getrieben. Aber wenn der Weg erfolgreich ist, hat auch der Teamchef Spaß daran.
Das Frauen-Team hat in der Nations League auch begeistern können.
Absolut. Es hätte fast niemand den Frauen diesen Erfolg zugetraut in dieser Gruppe mit drei WM-Teilnehmern. Das war großartig. Es ist wichtig für den gesamten Mädchenfußball.
Lange hat es gedauert, jetzt wird der ÖFB-Campus in Aspern endlich Realität. Wann gehts’s los?
Nach einer dreijährigen Projektphase haben wir es gemeinsam mit der Stadt und dem Bund endlich finalisieren können. Der Baubeginn wird im Jänner 2024 sein mit einer Bauphase von eineinhalb Jahren. Für den österreichischen Fußball ist es etwas ganz Notwendiges, wir finden eine Heimat mit der Geschäftsstelle und fünf Plätzen. Die Lehrgänge aller Teams werden dort stattfinden, auch die Aus- und Fortbildungen der Trainer und Schiedsrichter. Das hat es gebraucht.
Sind die Kosten unterm Strich durch die Teuerungen und Verzögerungen höher als geplant?
Nein, wir hatten mit einem Totalunternehmer eine Fixpreisgarantie vereinbart. Daher ist es nicht teurer geworden, wir sind dankbar für die Unterstützung der Stadt und des Bundes.
Wie diplomatisch muss man als ÖFB-Präsident sein? Es ist bekannt, dass Generalsekretär Thomas Hollerer und Wirtschaftsgeschäftsführer Bernhard Neuhold keine Freunde mehr werden. Wie vermitteln Sie?
Ich habe in den letzten Monaten erlebt, dass es in vielen Ebenen notwendig ist, ausgleichend einzugreifen. Das betrifft verschiedenste Ebenen und ist eine Herausforderung. Mir ist wichtig, dass in der öffentlichen Wahrnehmung nicht persönliche Befindlichkeiten und Streitereien im Fokus stehen. Bis jetzt ist es ganz gut gelungen, dass wirklich der Fußball im Mittelpunkt steht.
Haben Sie die Schaufel dauernd in der Hand, um Gräben im Präsidium zuzuschütten?
Das ist das Ziel. Ob es mir nachhaltig gelingt, wird man sehen. Aber die Lage hat sich schon beruhigt, ich versuche alle einzubinden.
Sie haben bei der Ärztekammer einen Vollzeit-Job. Wie groß ist Ihr Arbeitspensum?
Es ist in der Praxis eine große Herausforderung, weil ich es strikt trennen möchte. Die Wochenenden und jeder Urlaubstag wird in die Arbeit beim ÖFB investiert, das ist auch mit meiner Familie so abgestimmt. Und ich stehe in der Mittagspause oder ab 17 Uhr für Termine zur Verfügung. Da muss man diszipliniert sein und schauen, dass man genügend Kraft besitzt.
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