Rapid-Ärger vor Europacup-Auslosung: "Wir haben viel Wut in uns"
Die Europa League war nahe. Aber Rapid verspielte in zwei Minuten die 2:0-Führung gegen Braga und damit die zehnte Teilnahme am früheren europäischen Lieblingsbewerb.
Nach dem 2:2 gegen die starken Portugiesen wartet die erste Teilnahme an der Europa League, die ebenfalls im neuen Ligamodus mit 36 Team ausgetragen wird.
Es gibt leidglich sechs Spiele (statt acht) und weniger Promi-Vereine. Um 14.30 Uhr startet die Auslosung - Chelsea als Heimspiel wäre der Jackpot für die Hütteldorfer.
Direkt nach dem Aus galt die Conference League noch nicht als Trostpflaster.
"Wir waren dort, wo wir sein wollten"
„Wir haben viel Wut und Trauer in uns. Wir waren dort, wo wir sein wollten, und haben es dann hergeschenkt. Das tut weh“, haderte Trainer Robert Klauß.
Guido Burgstaller sagte: „Wir sind mega-enttäuscht, weil wir es komplett unnötig hergeschenkt haben. Diese Fehler dürfen auf diesem Niveau einfach nicht passieren.“
Lob für Rapid gab es von Braga-Trainer Carvalho: „Das war ein Sieg der Seele gegen einen schwierigen Gegner. Wir haben viel leiden müssen, gegen ein sehr schnelles Team. Ihr System kennen wir aus Portugal nicht.“
Nach der Auslosung der Conference League muss sich Rapid schnell wieder sammeln. Am Sonntag geht es in der Liga gegen Salzburg weiter – noch ein weiterer Kraftakt wird nötig sein.
Sperre für Klauß
Im ersten Spiel in der Ligaphase der Conference League wird wohl Klauß gesperrt fehlen.
Der Trainer hatte sich von Taylor nach (!) Schlusspfiff Rot abgeholt. Weil er den Promi-Schiri auf dem Feld stellte, was nicht mehr geduldet wird.
Was ist davor passiert?
Es war ein packender Europacup-Abend in Wien-Hütteldorf, allerdings mit dem schlechteren Ende für die Wiener. Nach dem 1:2 aus dem Hinspiel reicht das 2:2 gegen Braga nicht.
Rapid war nach der Grgic-Sperre mit der erwarteten Elf gestartet: Moritz Oswald sollte gemeinsam mit Mamadou Sangare das Zentrum kontrollieren. Erstmals auf der Bank saß Stürmertalent Niki Wurmbrand, 18.
Braga setzte auf jene Spieler, die das Heimspiel im Finish zum 2:1 gedreht hatten.
Während die Rapidler beim Hinspiel mit der unglaublichen Chance von Dion Beljo und der Roten Karte nach drei Minuten für Lukas Grgic einen Katastrophenstart hingelegt hatten, brachte Donnerstagnacht der erste Angriff gleich ein Tor.
Arrey-Mbi hatte bei einem Seidl-Eckball den Fuß unglücklich hingehalten und mit seinem Eigentor mitgeholfen – 1:0 (7.). Jetzt wurde das schon lange ausverkaufte Weststadion endgültig zum Tollhaus. Lediglich der Gästsektor war leer wie sonst nur gegen die WSG.
Es dauerte 22 Minuten bis zur ersten Möglichkeit der Gäste. Zalazar hatte geköpfelt, Niki Hedl hielt sicher.
Feine Klinge
Mit viel Leidenschaft wurde gegen die feine Klinge des Favoriten verteidigt. Vor allem Zalazar zeigte außergewöhnliche Dinge am Ball, der immer seltener bei Rapid war.
Die Fouls wurden mehr, deswegen trat der Promi-Schiedsrichter in Erscheinung.
Anthony Taylor hatte bei der EM für Aufregung gesorgt – mit dem nicht gegebenen Handelfmeter des Spaniers Cucurella gegen Deutschland. „Damals hab’ ich mich geärgert, aber für so ein Spiel ist das eine Freude, weil Taylor ein Top-Schiri ist“, kündigte Klauß, der Deutsche, an.
Als Taylor für kurzes Reklamieren von Sangare gleich Gelb zeigte, war der Rapid-Trainer dann nicht mehr so begeistert.
Nach 38 Minuten zollte der erste Spieler der hohen Intensität in der Hitze Tribut: Bragas Abwehrchef Bambu musste mit einer Muskelverletzung raus.
Die rackernden Rapidler – allen voran der dauerbeschäftigte Bendeguz Bolla – wurden vom Publikum getragen, hatten aber auch Glück: Zalazars Weitschuss landete an der Stange (41.).
Nach dem Wiederanpfiff gewann Rapid schnell den Ball, kombinierte wie sonst nur Braga, und nach einem Auer-Pass schaltete Isak Jansson den Turbo ein. Arrey-Mbi hatte das Nachsehen, der Schwede verwertete mit dem tatsächlich ersten Torschuss von Rapid und mit links nach nur 64 Sekunden – 2:0.
Von den 21.400 Zuschauern tobten 21.380.
Selbst geschwächt
Mit nun ganz breiter Brust kombinierten sich die Rapidler nach vorne, Beljo schoss drüber (63.); Burgstaller zu zentral (65).
Erstmals wirkten die Wiener stärker – und schwächsten sich selbst. Jansson, sonst überragend, verlor den Ball und foulte Martinez. Joker El Ouazzani verwertete den Elfmeter zum 2:1 (68.).
Plötzlich schwächelte auch Nenad Cvetkovic im Zweikampf gegen Martinez und Ricardo Horta traf trocken ins Eck – 2:2 (70.).
In nur zwei Minuten wurde der Lohn des immensen Aufwands verspielt – aber Rapid kam wieder. Matheus hielt gegen Burgstaller (80.). Ein Treffer des Routiniers war abseits (81.). Und einen Seidl-Freistoß parierte wieder der Goalie (83.).
Das war's.
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