Die Tränen der Bayern nach dem Champions-League-Aus

Trostspender: Franck Ribery nahm seinen jüngeren Mitspieler David Alaba in die Arme.
Nach dem 2:2 in Madrid gab es Ernüchterung, aber auch viel Lob: "Habe Bayern in der Form viele Jahre nicht gesehen".

Nach dem knapp verpassten Champions-League-Endspiel konnten auch Lobeshymnen auf die große Moral und die Leistung die Bayern-Spieler zunächst nicht aufrichten. Auch Trainer Jupp Heynckes rang nach seinem letzten Königsklassenspiel um Fassung. „Leider sind wir nicht im Endspiel. Das bedeutet für meine Spieler und für mich eine große Enttäuschung“, sagte der 72-Jährige nach dem dramatischen 2:2 im Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid, das nach dem 1:2 in München nicht zum Weiterkommen ausreichte. Heynckes lobte seine Mannschaft für die „großartige Moral“ und „Fußball vom Feinsten“, wie man ihn selten auf den Plätzen in Europa sehe.

Beim Bankett im Teamhotel rühmte auch Karl-Heinz Rummenigge die mit enttäuschten Mienen zuhörenden Spieler in seiner Rede. „Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich ihn ziehen und mich vor der Mannschaft verneigen“, sagte der Vorstandschef unter dem Applaus der Edelfans.

Vor über 80 000 Zuschauern hatten am Dienstagabend die Tore von Joshua Kimmich und James Rodríguez nicht gereicht. Karim Benzema traf zweimal für Real. Die Schlüsselszene war im Nachhinein das selbst verschuldete Gegentor zum 1:2 direkt nach der Pause. Sven Ulreich patzte nach einem unnötigen Rückpass von Corentin Tolisso. Heynckes musste dem Manuel-Neuer-Vertreter einen „Blackout“ ankreiden.

„Wir machen einfach zu viele deutliche individuelle Fehler“, sagte Kapitän Thomas Müller. Es liege aber nicht an etwas Grundsätzlichem, dass es seit Jahren nicht ganz reiche in Europa. „Die Enttäuschung ist riesig, da muss man nicht drumherum reden. Wir waren verdammt nah dran, ins Finale einzuziehen“, sagte Teamkollege Mats Hummels.

„Wir sind alle ein Stück traurig, weil es heute einfach möglich war, das große Real in den Abgrund zu stoßen“, haderte auch Rummenigge. „Wir haben heute Abend das beste Spiel in der Champions League gesehen, das ich in den letzten fünf Jahren mit Bayern München erlebt habe“, erklärte der 62-Jährige aber auch. „Ich glaube, nicht nur Bayern, sondern Deutschland und die ganze Fußballwelt wird unserer Mannschaft und unserem Cheftrainer Jupp Heynckes mit seinem Gespann höchsten Respekt und höchstes Lob zollen.“

Abschied

Heynckes machte auch das Fehlen mehrerer verletzter Leistungsträger sowie die in beiden Halbfinalspielen mangelhafte Chancenverwertung mitverantwortlich für das erneute Bayern-Scheitern gegen eine spanische Mannschaft kurz vor dem Endspiel. Trotzdem habe er den Spielern in der Umkleidekabine gesagt: „Ich habe den FC Bayern in der Verfassung, in der Form schon viele Jahre nicht mehr gesehen.“

Für ihn selbst war es das letzte internationale Spiel. „Natürlich ist das jetzt eine Situation, wo ich weiß, es ist endgültig, dass ich nie mehr auf die Trainerbank zurückkehre bei einem Champions-League- Spiel. Und ich finde, das ist auch gut so“, sagte Heynckes, der im vergangenen Oktober nach der Trennung von Carlo Ancelotti noch einmal zum FC Bayern zurückgekehrt war: „Ich denke, nicht viele gehen mit 72 Jahren noch solche Abenteuer ein.“

Rummenigge richtete den Blick aber auch schon wieder nach vorne auf das letzte Saisonspiel am 19. Mai gegen Eintracht Frankfurt: „Jupp hat sich eben in der Kabine bei den Spielern bedankt. Das war sehr emotional. Und er hat dann noch etwas Wichtiges gesagt: Wir haben zwar nicht das Champions-League-Finale erreicht, aber wir haben noch ein Finale im DFB-Pokal in knapp zweieinhalb Wochen in Berlin. Und ich glaube, es ist jetzt in unserer Verantwortung und das Ziel, dass wir zumindest das Double gewinnen und mit diesem Halbfinale heute eine Saison abrunden, die ihresgleichen sucht.“

Ich habe den FC Bayern in der Verfassung, in der Form schon viele Jahre nicht mehr gesehen.

von Jupp Heynckes

Reals Ausnahmestellung

Mit dem dritten Finaleinzug in Serie und dem vierten Endspiel in fünf Jahren hat Real seine Ausnahmestellung im europäischen Fußball dokumentiert. „Die Qualität haben viele Mannschaften in Europa, aber du brauchst auch das gewisse Etwas in diesen Champions-League-Spielen“, sagte der Deutsche Toni Kroos.

„Es ist nicht normal, zum dritten Mal in Folge im Finale zu sein. Aber jetzt sind wir da und müssen natürlich versuchen, den Titel zu gewinnen. Wir werden alles versuchen, unseren Titel zu verteidigen“, sagte Trainer Zinedine Zidane. „Drei Endspiele in Folge sind schon etwas Tolles“, sagte der Franzose. Nie zuvor schaffte ein Klub in der Geschichte der Champions League den Endspiel-Hattrick.

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