Stürmer-Star Benzema: Die erfolgreiche Rückkehr eines Aussortierten
Eigentlich sollte sich Karim Benzema gerade auf Sommerfrische befinden. So wie er es bei den vergangenen Endrunden zuletzt immer gemacht hatte. Der Stürmer und die französische Nationalmannschaft – dieses Kapitel schien längst geschlossen, und zwar unwiderruflich.
Immerhin hatte Didier Deschamps noch im Oktober 2019 glaubhaft versichert, dass er in seiner Teamchef-Ära den Angreifer nie und nimmer mehr berücksichtigen werde. Seine Nominierung wäre „nicht gut für die Nationalmannschaft“, erklärte Deschamps damals.
Dem vorausgegangen waren mehrere handfeste Skandale um Karim Benzema. Einmal soll der Stürmer an einer versuchten Erpressung beteiligt gewesen sein, ein anderes Mal äußerte er Rassismus-Vorwürfe gegen Deschamps.
Umso erstaunlicher war es, als der Name Karim Benzema nun plötzlich wieder im Kader für die EM aufschien. Immerhin heißt der französische Teamchef noch immer Didier Deschamps, und dem Weltmeistercoach von 2018 mangelt es nun wahrlich nicht an Stürmern mit Torgefahr (Mbappé, Griezmann, Giroud, Dembélé).
Großes Lob
Aber ein Karim Benzema in Torlaune und Bestform steht auch einer so hochkarätig besetzten Mannschaft wie der Équipe Tricolore gut zu Gesicht. Das wurde beim 3:0 gegen Wales deutlich, Karim Benzemas erstem Länderspiel seit Oktober 2015. Zwar verschoss der Goalgetter von Real Madrid einen Elfmeter, der 33-Jährige wurde aber allseits als belebendes Element gelobt. „Er war präsent und hat viele gute Sachen gemacht“, sagte Deschamps.
Die Analyse von Joachim Löw nach dem 1:1 am Tivoli gegen Dänemark fiel weniger wohlwollend aus. Am 15. Juni sind die Franzosen in München der EM-Auftaktgegner von Deutschland, aber im Vergleich mit dem Weltmeister fiel der vorletzte Test nicht so positiv aus.
Statistiker werden jetzt behaupten, dass das in der Ära Löw schon Tradition hat, denn sieben von acht vorletzten Partien vor einer Endrunde wurden nicht gewonnen. Aber der allseits erhoffte Aha-Effekt durch die Rückkehr der zwei Weltmeister Mats Hummels und Thomas Müller wollte sich nicht einstellen. „Wir belohnen uns häufig nicht“, klagte Löw.
Großer Frust
Auch im Lager von Österreichs EM-Gegner Niederlande war man schon euphorischer. Der Ärger über das 2:2 gegen Schottland ging in der harschen Kritik von Jasper Cillessen an Bondscoach Frank de Boer beinahe unter. Die niederländische Nummer eins war nach einem positiven Corona-Test aus dem EM-Kader gestrichen worden und klagte: „Ich habe mich noch nie so machtlos, böse und schrecklich gefühlt.“
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