Charmante No-Names
Der Klubmanager des FC Südtirol sitzt in seinem Büro in Eppan an der Weinstraße und erzählt die Geschichte vom wundersamen Aufstieg des FC Südtirol aus den Niederungen der Provinz zu einem Aufstiegsaspiranten in die große Serie A. Mit seinen 33 Jahren ist Hannes Fischnaller nur acht Jahre älter als der Verein, dem er jetzt vorsteht.
Bei der Gründung im Jahre 1995 schienen Gegner wie Milan oder Juventus so realistisch wie der Yeti, nun liegt der Klub in der Serie B fünf Ligapartien vor Schluss als Aufsteiger sensationell auf dem vierten Rang. Die Teilnahme am Play-off, in dem sich die Teams auf den Rängen drei bis acht den letzten Startplatz für die Serie A ausspielen, sollte dem Außenseiter sicher sein, der mit dem drittniedrigsten Budget (15 Millionen Euro) und einer No-Name-Truppe die Liga aufmischt.
Der FC Südtirol hat eine Fußball-Euphorie ausgelöst, wie sie diese Provinz zuvor noch nie erlebt hat. Die 5.150 Karten für das nächste Heimspiel gegen CFC Genoa am 1. Mai waren innerhalb weniger Stunden vergriffen, der FC Südtirol hätte das kleine Drusus-Stadion in Bozen, wo der Aufsteiger seine Partien austrägt, gut und gerne dreimal füllen können.
Was macht den Klub einzigartig?
Italien liebt jedenfalls diesen kleinen Verein aus dem Norden des Landes, der wie ein Gegenentwurf zu den alteingesessenen italienischen Klubs wirkt. Beim FC Südtirol hat kein Patriarch à la Silvio Berlusconi das Sagen,die Verantwortung teilen sich 32 Gesellschafter aus der Region.
„Das Modell ist einzigartig in Italien. Wir können sehr autonom arbeiten, weil wir nicht abhängig von einer einzelnen Person sind“, weiß Klubmanager Fischnaller und streicht ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hervor: „Wir sind der einzige Verein im Land, der mehrere Sprachgruppen abbildet, das Bindeglied zwischen alpin und mediterran. Und weil wir keine Tradition haben, müssen wir eben auf andere Weise punkten. Wir wollen sympathisch rüberkommen.“
Das Trainingszentrum des FC Südtirol ist bereits erstklassig. Im modernen Komplex in Eppan,15 Autominuten von Bozen entfernt, hatte sich die deutsche Nationalmannschaft auf die WM 2018 vorbereitet. „Wir investieren lieber in Steine als in Beine“, erklärt Fischnaller, der auch eine schnelle Aufstockung des Stadions anpeilt. Für die Serie A bräuchte es mindestens 12.000 Plätze. „Für uns wäre es zwar nicht perfekt, wenn wir jetzt schon in die Serie A aufsteigen würden. Aber natürlich würden wir es machen.“
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