Die Premier League steht wirtschaftlich weit über allen anderen Ligen, 16 Milliardäre zahlten ein. Dennoch war für den Weg an Europas Spitze Geduld gefragt.
Eine Spurensuche, warum die englische Liga so dominant ist, muss letztlich zur Frage führen, warum die englischen Klubs nicht schon seit Jahren dominieren. 2019 zeigte sich schließlich die Macht der Premier League in all ihrer Gewalt. Erstmals in der Europacup-Geschichte kamen die vier Finalisten der beiden Bewerbe aus England. Liverpool besiegte in der Champions League Tottenham, Chelsea gewann das London-Derby in der Europa League gegen Arsenal.
In der Champions League hatte es zuvor ein einziges rein englisches Finale gegeben – im Jahr 2008 holte Manchester United gegen Chelsea den Titel. In den kommenden elf Jahren siegte dann nur Chelsea mit viel Glück im Finale in München gegen die Bayern.
Es ging schon damals um viel Geld. Der europäische Fußball ist zum ökonomischen Markt geworden, besonders der englische. In der Liste der „Wertvollsten Fußballmarken“ von Brand Finance scheint Manchester United mit 1,344 Milliarden Euro auf – das ergibt binnen vier Jahren eine Steigerung um 48 Prozent.
Keine andere Liga kassiert so viel Geld für Fernsehrechte, lässt sich im Ausland so gut vermarkten, und nirgendwo sonst verdienen Fußballprofis und Trainer so hohe Gehälter wie auf der Insel. „Die Champions League ist für Vereine ein eigener Wirtschaftsfaktor geworden“, sagt Christoph Breuer, Professor für Sportmanagement an der Sporthochschule Köln.
Wo Geld ist, kommt Geld dazu. Immer mehr Hochvermögende steigen ein. Europaweit engagieren sich 53 Personen, die laut Forbes ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro besitzen. Bei 16 der 20 Klubs der Premier League haben die Superreichen das Sagen. Ein Überblick, gereiht nach Vermögen:
Manchester City
Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi (Vermögen 26 Milliarden Euro, dank Öl) kaufte 2008 86 Prozent des Klubs um 230 Millionen Euro.
Chelsea
Roman Abramowitsch aus Russland (Vermögen 12 Milliarden Euro, Rohstoffe) kaufte den Klub 2003 um 155 Millionen Euro.
Wes Edens und Nassef Sawiris aus den USA und Ägypten (Vermögen 7,3 sowie 0,8 Milliarden Euro, Investoren) kauften 2018 55 Prozent des Klubs um 100 Millionen Euro.
Arsenal
Stanley Kroenke aus den USA (Vermögen 7 Milliarden Euro, Immobilien) kaufte 2007 97 Prozent des Klubs um 840 Millionen Euro.
Fulham
Shahid Khan, ein US-amerikanisch-pakistanischer Auto-Zulieferer (Vermögen 6,2 Milliarden Euro) kaufte den Klub 2013 um 221 Millionen Euro.
Wolverhampton
Die chinesische Investmentfirma Fosun International unter der Leitung von Guo Guangchang (Vermögen 5,9 Milliarden Euro) kaufte 2016 den Klub um 50 Millionen Euro.
Tottenham
Joe Lewis aus England (Vermögen 4,1 Milliarden Euro, Finanzen) kaufte 2000 82 Prozent des Klubs um 40 Millionen Euro.
Die Familie Glazer aus den USA (Vermögen 4 Milliarden Euro, Immobilien) kaufte 2005 90 Prozent des Klubs um 875 Millionen Euro.
Southampton
Gao Jisheng aus China (Vermögen 3,3 Milliarden Euro, Immobilien) kaufte 2017 80 Prozent den Klubs um 240 Millionen Euro.
Leicester
Der bei einem Hubschrauberunglück verstorbene Vichai Srivaddhanaprabha aus Thailand (Vermögen 3,1 Milliarden Euro, Handel) kaufte 2010 den Klub um 44 Millionen Euro.
Lai Guochuan aus China (Vermögen 2,5 Milliarden Euro, Investor) kaufte den Klub 2016 um 250 Millionen Euro.
Liverpool
John W. Henry aus den USA (Vermögen 2,3 Milliarden Euro, Investor) kaufte den Klub 2010 um 310 Millionen Euro.
Everton
Der iranisch-britische Investor Farhad Moshiri (Vermögen 2,1 Milliarden Euro) kaufte 2016 77 Prozent des Klubs um 105 Millionen Euro.
Newcastle
Michael Ashley aus England (Vermögen 2,1 Milliarden Euro) kaufte den Klub 2007 um 195 Millionen Euro.
West Ham
Der Waliser Porno-Milliardär David Sullivan (1,3 Milliarden Euro) und der englische Investor David Gold (500 Millionen Euro) kauften den Klub 2010 um 58 Millionen Euro.
Brighton
Anthony Grant Bloom aus England (Vermögen 1,1 Milliarden Euro, Glücksspiel) kaufte 2009 75 Prozent des Klubs um 105 Millionen Euro.
Bei den Finalisten der Champions League findet sich mit Manchester-City-Scheich Mansour bin Zayed einer der Reichsten im Fußballzirkus. Chelsea hat mit Roman Abramowitsch den Mäzen Nr. 1 weltweit. Der russische Rohstoffmagnat hat seit 2003 rund zwei Milliarden Euro in den Klub gesteckt. Als er zuletzt über einen Verkauf grübelte, stellte er als Preis für Chelsea drei Milliarden Euro in den Raum. Jim Ratcliffe, der reichste Brite, der sich mit Lausanne in der Schweiz und Nizza in Frankreich schon zwei Klubs leistet, zeigte trotzdem Interesse.
Vor einem Jahr war ungewiss, ob die Meisterschaft zu Ende gespielt werden kann. Oder ob im Falle eines Abbruchs, die TV-Gelder zurückgezahlt werden müssen. Es wurde gespielt, Manchester United und City, sowie Liverpool haben sogar im Corona-Jahr einen Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro gemacht. Die Basis dafür bilden die enormen Gelder aus den TV-Verträgen.
In England werden jährlich 2,6 Milliarden Euro aus der TV-Vermarktung relativ gleichmäßig auf die 20 Erstliga-Vereine aufgeteilt. Der Meister kassiert zwischen 180 und 190 Millionen. Und der Absteiger bekommt noch mehr als 100 Millionen nur an TV-Geldern.
Deutschlands Serienmeister Bayern München verdient durch den neuen TV-Vertrag ab Sommer mehr als je zuvor, kommt aber „nur“ auf 105 Millionen Euro.
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