Drei Monate bis zur Bescherung: Winter-WM nach der gekauften Wahl
Am 20. November startet Gastgeber Katar in die Endrunde. Warum trotz gekaufter Wahl im Advent gekickt wird und welches Luxusproblem den ORF plagt.
20.08.22, 05:00
In genau drei Monaten wird die erste Winter-WM der Fußballgeschichte eröffnet. Ebenso ungewöhnlich wie der Gastgeber Katar ist die Änderung im Spielplan: Vier Monate nach der Auslosung wurde doch auf das 2006 eingeführte Ritual umgestellt, die Hausherren treten im ersten Spiel an, deswegen geht die WM schon einen Tag früher als geplant los.
Wie kam es dazu, dass am 20. November ausgerechnet mit der Partie Katar – Ecuador das weltweit am aufmerksamsten verfolgte Sport-Event beginnt? Der KURIER beantwortet wichtige und ungewöhnliche Fragen.
Warum müssen die besten Kicker der Welt überhaupt in Katar spielen?
2010 wurden die Endrunden 2018 (Russland) und 2022 im Doppelpack vergeben. Katar setzte sich mit 14 zu acht FIFA-Stimmen gegen die USA durch und baute im Abstand von maximal 55 Kilometern sieben neue Stadien. Viele Wahlmänner waren nachweislich korrupt, die gekauften Stimmen sorgten aber nicht für eine Absage an den Wüstenstaat. Die USA bekommen die WM 2026. Vorstöße für einen WM-Boykott, wie vom norwegischen Verband, versandeten.
Warum wird die WM im Advent ausgetragen?
Völlig überraschend erkannten die FIFA-Bosse nach der geschobenen Wahl, dass eine WM bei über 40 Grad problematisch wird. Katar garantiert zwar durch teure Kühlungsanlagen, dass auf dem Feld maximal 25 Grad zu erwarten sind, doch die Bedingungen für Spieler und Fans abseits der Stadien wären bedenklich. 2015 wurde die WM deshalb in den Winter verschoben, das Finale findet am 18. Dezember, dem vierten Adventsonntag, statt.
Was ist mit den Bauarbeitern passiert?
Bei den Stadionbauten sollen bis zu 6500 Arbeitsmigranten aus verschiedenen Ländern verstorben sein. Fest steht, dass sowohl die Arbeitsbedingungen als auch auch die Unterkünfte der Arbeiter in Katar gegen übliche Mindeststandards verstoßen haben.
Gibt es einen Beitrag aus Österreich?
Die WM-Chance wurde unter Ex-Teamchef Foda in Wales vergeben, die Schiedsrichter sind bei Großereignissen traditionell nur Zuseher. Lediglich zwei Salzburg-Legionäre dürften in Katar dabei sein: Der Schweizer Stürmer Noah Okafor und das kroatische Mittelfeldtalent Luka Sucic.
Ausgerechnet einer der größten Quali-Hits wurde nicht ausgetragen. Am 5. September 2021 kam es in São Paulo zum Skandal: Drei Argentinier wurden wegen angeblicher Verstöße gegen Corona-Bestimmungen vom Platz geholt, das Spiel wurde früh abgebrochen. Weil Brasilien und Argentinien rasch qualifiziert waren, weigerten sich die Verbände, das Spiel nachzuholen. Die FIFA gab gegen Zahlung einer Strafe von jeweils 150.000 Franken nach und sagte die Partie ab.
Erwartet Österreichs Bundesliga die längste Winterpause der Geschichte?
Auch wenn das von vielen Funktionären zu hören ist, stimmt es nicht. Die 81 freien Tage zwischen dem 13. November und dem Cup-Viertelfinale (ab 3. Februar) sind ungewöhnlich viele, und die Vereine tüfteln noch, wie sie damit umgehen. Die längste Pause dauerte aber sogar 105 Tage. 1982 wurde das Ligaformat umgestellt: Nach der Runde am 27. November 1982 ist es erst wieder mit dem Cup-Achtelfinale am 12. März 1983 weitergegangen.
Bekommt der ORF ein Sport-Luxusproblem?
Die Nordamerika-Rennen in Killington, Lake Louise und Beaver Creek kollidieren mit dem WM-Spielplan: Zur Primetime wird Fußball statt Ski gesendet. Ohne TV-Präsenz auf ORF, SRF und Eurosport will die FIS die Rennen allerdings nicht durchführen. Ein Kompromiss könnte sein, dass der ORF ausnahmsweise auf beiden Sendern Live-Sport zeigt und die Ski-Rennen auf ORF2 ausweichen.
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