Inter Mailand gegen AC Milan war einmal das Duell um die Vorherrschaft in Mailand, in Italien und sogar im Weltfußball. Die Mailänder Klubs haben aber an Glanz und vor allem Bedeutung verloren. Inter hat sich diese Saison erfangen, AC kickt irgendwo im Tabellenmittelfeld herum.
Im 223. Derby am Sonntag setzte sich Inter mit 4:2 durch. Und das nach 2:0-Führung von Milan und einem starken Auftritt von Zlatan Ibrahimovic, der ein Tor vorbereitete und eines selbst erzielte.
In der Scala des Calcio hat sich auch Italiens Wirtschaftselite duelliert. In der Ehrenloge saßen der Großindustrielle und Inter-Besitzer Moratti und Berlusconi, Medienmogul, Ministerpräsident und AC-Besitzer.
Aber der Glanz der alten Elite ist weg, verkauft.
Inter Mailand
... ist seit 2016 zu 70 Prozent (um 270 Millionen Euro) im Besitz des chinesischen Handelsriesen Suning, dessen Chef Zhang Jindong gehört zu den reichsten Männern in Fernost. Der Vertraute von Staatschef Xi Jinping sitzt auch im Nationalen Volkskongress. Zhang Jindong hat seinen Sohn als Statthalter abgestellt: Inter-Präsident ist Steven Zhang, 28, ein Fußball-Novize.
AC Milan
... wurde von Berlusconi an Li Yonghong übergeben, einen Geschäftsmann aus China, der sich als Hochstapler herausstellte. Der stolze Klub wanderte 2018 in die Hände der Elliott Management Corp., der Hedgefonds aus New York ist spezialisiert auf die Liquidation von Vermögenswerten. Die gab es bei AC aber nicht, weshalb der Verein sportlich und finanziell stabilisiert werden muss. Elliott-Chef Paul Singer hat aber im Sommer ein paar alte Milan-Bekannte ins Boot geholt. Zvonimir Boban ist Geschäftsführer, Paolo Maldini Sportdirektor.
Dass Geld Tradition kauft, ist keine italienische Eigenheit und nichts Neues. Wem gehören eigentlich EuropasTopklubs?
Chelsea
... gehört dem Russen Roman Abramowitsch. Der Oligarch Michail Chodorkowski wurde im Jahr 2003 wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung verhaftet. Genau in diesem Jahr ließ sich der Oligarchen-Kollege in London nieder und kaufte um umgerechnet rund 165 Millionen Euro den Klub.
Manchester United
... gehört mehrheitlich der US-Familie Glazer, die 2005 für ihren Anteil eine Milliarde Dollar zahlte. Der Klub ist seit 2012 an der New Yorker Börse gelistet und wird dort mit rund 3,25 Milliarden Dollar bewertet.
Manchester City
... gehört der City Football Group (CFG), die mehrheitlich im Besitz der Abu Dhabi United Group von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan ist. Der chinesische Medien- und Unterhaltungskonzern CMC hält zwölf Prozent. Der US-Finanzinvestor Silver Lake zahlte im November für seinen Anteil von gut zehn Prozent 500 Millionen Dollar und machte die CFG mit einer Bewertung von 4,8 Milliarden Dollar zum wertvollsten Fußballkonzern der Welt. Die Holding ist auch an New York City aus der Major League Soccer (MLS) in den USA beteiligt sowie an Klubs in Australien, Japan, China, Spanien, Indien und Uruguay.
Liverpool
... gehört seit 2010 dem US-Konzern Fenway Sports Group. Der Eigentümer des Baseball-Teams Boston Red Sox zahlte etwa 350 Millionen Euro. Nach Schätzungen der UnternehmensberatungKPMG ist Liverpool heute mehr als zwei Milliarden Euro wert.
Arsenal
... gehört seit 2018 Stan Kroenke. Der amerikanische Milliardär entschied damals den Machtkampf um die Kontrolle über den 133 Jahre alten Klub für sich. Er übernahm den 30-prozentigen Anteil des russischen Miteigentümers Usmanow.
Juventus Turin
... ist Italiens börsennotierte Rekordmeister. Er wird seit 1923 von der Fiat-Gründerfamilie Agnelli kontrolliert. Seit zehn Jahren ist mit Andrea Agnelli wieder ein Mitglied der Fiat-Besitzer Präsident. Andrea ist der Neffe von Gianni, dem 2003 verstorbenen und charismatischsten aller Agnelli-Klubchefs.
Bayern München
... gehört zu 75 Prozent dem gleichnamigen Stammverein FC Bayern München e.V., jeweils 8,33 Prozent halten Ausrüster Adidas, Audi und die Allianz. Beim Einstieg des Versicherers vor fünf Jahren war der Klub mit 1,3 Milliarden Euro bewertet worden, heute liegt der Wert laut Schätzungen bei mehr als dem Doppelten.
Dortmund
... ist seit 1999 Deutschlands erster börsennotierter Fußballklub. Die zu rund 60 Prozent breit gestreuten Aktien gelten als Fanartikel. Ihren Ausgabepreis haben sie nie wieder erreicht. 14,78 Prozent werden vom Spezialchemie-Konzern Evonik gehalten, 9,35 Prozent von Unternehmer Bernd Geske, 5,53 Prozent vom Verein, 5,43 Prozent vom Versicherer Signal Iduna und fünf Prozent von Ausrüster Puma.
... sind keine Kapitalgesellschaft, sondern gehören ihren Vereinsmitgliedern. Die beiden spanischen Klubs erreichen regelmäßig die höchsten Umsätze in europäischen Vereinsfußball. Der Wert von Real wird von KPMG mit 3,2 Milliarden Euro veranschlagt, der von Barça mit 2,7 Milliarden.
Paris SG
... gehört seit 2011 zu 70 Prozent der Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI), hinter der Thronerbe Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani steht. Katar fördert die unangefochtene Nummer eins in Frankreich vor allem über millionenschweres Sponsoring. 30 Prozent werden seit 2012 vom US-Finanzinvestor Colony Capital gehalten, der damals nur 30 Millionen Euro zahlte. Heute wird der Wert von PSG dank Stars wie Neymar und Kylian Mbappé auf rund 1,3 Milliarden Euro geschätzt.
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