Nach WM-Aus: Müller deutet Abschied an, Kimmich: "Angst, in ein Loch zu fallen"

Nach WM-Aus: Müller deutet Abschied an, Kimmich: "Angst, in ein Loch zu fallen"
Die deutschen Spieler reagierten fassungslos, Thomas Müller deutete seinen Rücktritt an.

WM-Vorrunden-Aus 2018, EM-Achtelfinal-Aus 2021, WM-Vorrunden-Aus 2022 - die so stolze Fußball-Nation Deutschland, dekoriert mit vier WM-Titeln und drei EM-Titeln, hat das Gütesiegel Turniermannschaft endgültig verloren.

Nach dem Knalleffekt kam der nächste Kracher knapp nach 22 Uhr. Thomas Müller deutete live auf ARD seinen Rücktritt von der Nationalmannschaft an. „Es ist eine absolute Katastrophe, ich weiß nicht wie es weiter geht, ob es mein letztes Spiel für Deutschland war. Ich bedanke mich bei allen. Es ist unglaublich bitter, dass die Japaner es geschafft haben, die Spanier zu schlagen.“

Eine absichtliche Niederlage wollte er den Spaniern nicht unterstellen. „Es ist egal, darüber brauchen wir nicht reden. Der maximale Druck war auch auf Spanien, weil sie kurz draußen waren.“

Doppeltorschütze Kai Havertz meinte: „Mit dem Ergebnis von Spanien hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten genug Chancen, um  unsere Spiele zu gewinnen. Wir fliegen verdient heim, mit dieser Qualität darf uns das nicht passieren.“

Teamchef Hansi Flick war nicht sprach-, aber einigermaßen fassungslos: „Ich war sauer, wie wir den Gegner stark gemacht haben. Wir hätten zur Pause schon hoch führen können. Wir hätten höher gewinnen können, das Aus wurde aber nicht heute entschieden. Die Enttäuschung ist riesengroß, das müssen wir erst einmal  verarbeiten.“

Auf Flick und Oliver Bierhoff - die Verantwortlichen im sportlichen Bereich - richtet sich jetzt aber der Fokus. Beide hatten noch im Schockzustand des nächsten Turnier-Desasters deutlich gemacht, dass sie ihre Arbeit fortsetzen wollen, die Heim-EM 2024 ihr nächstes Ziel sein soll. „Mir macht es Spaß. Wir haben eine gute Mannschaft“, sagte Flick. Er will das ausgerufene und weit verfehlte Ziel Titelgewinn sowie die klar verpasste Rückkehr in die Weltspitze „sehr, sehr schnell“ aufarbeiten. „Ich bin immer einer, der sehr kritisch ist, und das wird auch in die Analyse mit einfließen“, sagte er. Die werde sehr zeitnah erfolgen.

Bierhoff schloss persönliche Konsequenzen aus. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl für mich“, sagte der 54-Jährige. Dass aber auch er infrage gestellt wird, war ihm als erfahrenem Profi in der Nacht zum Freitag natürlich sehr wohl bewusst. „Leider habe ich keine Argumente mit drei schlechten Turnieren, die ich dagegenhalten könnte“, sagte er.

Kimmich: "Angst, in ein Loch zu fallen"

Joshua Kimmich kämpfte mit den Tränen. Eine schwarze Plastiktüte mit seinen Schuhen darin baumelte in seiner Hand hin und her. Keinem anderen Spieler waren Schmerz und Betroffenheit über den WM-K.o. der Fußball-Nationalmannschaft so sehr anzumerken wie dem Bayern-Profi. „Wir fahren wieder nach Hause. Dementsprechend habe ich ein bisschen Angst davor, echt in ein Loch zu fallen“, sagte der 27-Jährige nach dem 4:2 gegen Costa Rica am frühen Freitagmorgen Ortszeit in der Interviewzone des Al-Bait Stadions in Al-Chaur. „Für mich ist es echt, würde ich sagen, der schwierigste Tag meiner Karriere“, fügte Kimmich an. Trotz des Sieges schied die Nationalmannschaft als Dritter der Gruppe hinter Japan und Spanien aus.

FIFA World Cup Qatar 2022 - Group E - Costa Rica v Germany

Ein Ende seiner DFB-Karriere schloss Kimmich nach dem bitteren dritten Turnier-Aus nacheinander aus. „Nein“, lautete die kurze Antwort auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt. Ein Makel bleibt nun aber an seiner Laufbahn haften, befürchtet Kimmich. „Das ist schon für mich persönlich nicht so einfach zu verkraften. Weil ich persönlich mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werde“, sagte er.

„Ich bin 2016 dazugekommen, davor war Deutschland immer im Halbfinale. Dann kommt man dazu und scheidet zweimal in der Vorrunde aus, im letzten Jahr im Achtelfinale. Das ist nichts, wofür man stehen möchte“, sagte Kimmich. Nach dem WM-Aus sei durch das erneute Scheitern „die Wunde wieder aufgekratzt“ worden. Die WM werde er nun aus München als Fernsehzuschauer nicht weiter verfolgen.

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