Warum ein deutscher Nachzügler Vorbild für Österreich ist

Heidenheim-Trainer Frank Schmidt
Heidenheim setzt schon seit 18 Jahren auf den selben Trainer - den ehemaligen Österreich-Legionär Frank Schmidt.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Auch wenn deutsche Experten dem FC Heidenheim schon zu Allerheiligen, und somit noch vor dem ersten Meisterschaftsviertel, sarkastisch ihr Beileid wegen des drohenden Verlustes der Bundesliga-Zugehörigkeit aussprechen: Den Nachzügler aus Baden-Württemberg können sich österreichische Vereine zum Vorbild nehmen. 

Und das nicht nur, weil über 12.000 der 50.000 Einwohner der Stadt Mitglieder des kleinen FC Heidenheim sind. Sondern auch wegen der einzigartigen Betriebstreue des Trainers: Frank Schmidt wurde 2024 in Deutschland zur Fußballpersönlichkeit des Jahres gewählt.

Derselbe Schmidt, der vor 31 Jahren als Spieler des Amateurklubs Vestenbergsgreuth zum 1:0-Cupsieg über den FC Bayern beigetragen und sich danach beim Wiener Sport-Club (in der Regionalliga) und bei der Vienna (in der zweiten Bundesliga) als Abwehrchef unter jungen Mitspielern (darunter der spätere Teamtormann Jürgen Macho) beliebt gemacht hatte. 

Vom Fünftligisten zum Bundesliga-Rekordmann

Die haben ihn ob seiner ruhigen Art, seines (wegen einer Halswirbelverknöcherung) stets leicht nach rechts gedrehten Kopfes und wegen seiner 50-er Schuhe in Erinnerung. Als keine Nummer zu groß erwies sich der Trainerjob für den bescheidenen Hünen.

Schmidt brachte die Heidenheimer von der fünften deutschen Liga bis in die oberste. In der der 51-Jährige inzwischen zum Rekordmann wurde. 18 Jahre ohne Unterlass hat außer ihm noch kein Trainer im deutschen Profibereich bei ein und demselben Klub gedient.

Einerseits wird allerorts über die hohen Betriebskosten gejammert, andrerseits gerade bei Trainerwechsel nicht gespart. Zumal die „Gefeuerten“ dank längerfristiger Verträge oft monatelang als teure Gehaltsempfänger spazieren gehen.

Auch verpufft der viel zitierte Trainereffekt meist schon nach wenigen Wochen. Das wissen die Entscheidungsträger. Aber ihre Ungeduld ist – bis hinab in den Amateurbereich – oft größer als die Fachkenntnis. Oder wie es Andreas Ogris (jetzt Coach des Frauen-Bundesligateams Neulengbach) via Profil ausdrückte:

„Jeder, der zweimal mit’m Zug bei einem Fußballplatz vorbeigefahren ist, glaubt, dass er sich super auskennt. Aber die kennen sich alle net aus.“

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