Offenbar hat dabei ein Rapidler mit einer Unsportlichkeit über die Stränge geschlagen. Es geht um Torhüter Niklas Hedl. Am Montag wurde laut KURIER-Recherchen beraten, ob vom Disziplinarankläger der Bundesliga ein Verfahren eingeleitet wird.
Der Grund dafür: Der 23-jährige ÖFB-Teamspieler soll sich nach Spielende und einer "Verabschiedung" der Austria-Fans zu einer obszönen Geste Richtung Fanblock hinreißen haben lassen. Hedl hatte in der zweiten Spielhälfte des Derbys das Tor vor dem Austria-Fanblock gehütet.
Auf KURIER-Anfrage heißt es von der Bundesliga: "Wir können bestätigen, dass sich die Bundesliga mit dem Sachverhalt und entsprechenden Bildern beschäftigt. Am Dienstag soll entschieden werden, ob ein Verfahren eröffnet wird."
Wer hat was gesehen?
Der Disziplinarankläger der Bundesliga kann den Bestimmungen zufolge dann tätig werden, wenn ein Vergehen vorliegt, das außerhalb des Wahrnehmungsbereiches des Schiedsrichters stattgefunden hat. Dieser Punkt dürfte im Fall von Hedl erfüllt sein. Außerdem muss geklärt werden, ob der VAR Meldung erstatten hätte können bzw. sollen.
Im Fall von Niklas Hedl gibt es jedenfalls eine ungewöhnliche Vorgeschichte.
Strafe auf Bewährung
Nach den homophoben Gesängen mehrerer Spieler und Betreuer von Rapid nach dem 3:0-Derbysieg vor knapp einem Jahr war der Tormann bereits für 3 Spiele gesperrt worden, davon zwei Partien auf Bewährung. Nach einem Einspruch von Rapid wurde die Sperre vom Protestkomitee in drei bedingte Partien umgewandelt, weil Hedl beim ausgewerteten Video nicht gesungen hat, also nicht aktiv beteiligt war.
Ein später aufgetauchtes Video, in dem Hedls Heimatbezirk Favoriten u.a. vom Tormann als "Hurensbezirk" besungen wurde, führte nicht zu einem weiteren Verfahren.
Die Strafe auf Bewährung ist nach fast einem Jahr - knapp aber doch - noch gültig. Was droht dem Goalie?
Fall Avdijaj ähnlich
Es gibt einen Präzedenzfall - mit einer ganz ähnlichen Geste. Im April 2024, mit Hartbergs Donis Avdijaj. Der Kosovare war damals im Heimspiel gegen Rapid mit Gelb-Rot ausgeschlossen worden. Nach seinem Platzverweis ließ sich der Stürmer damals von den mitgereisten Rapid-Fans provozieren und fasste sich auf dem Feld an die Hoden.
Weil die Geste damals dem Unparteiischen entgangen war, wurde seitens Disziplinarankläger ein Verfahren eingeleitet. Die Folge: Avdijaj wurde für ein Spiel gesperrt - aber nur in erster Instanz.
Auch in diesem Fall wurde die Sanktion nach einem Einspruch des Vereins vom Protestkomitee in eine bedingte Strafe geändert.
Unbedingte Sperre oder nicht - alles offen
Laut KURIER-Recherchen wäre bei einem Verfahren gegen Hedl alles möglich, weil unterschiedliche Paragrafen für ein unterschiedliches Vergehen im Verglich zur Strafe 2024 zur Verhandlung kommen dürften.
Eine Sanktion ohne Spielsperre, eine weitere Strafe auf Bewährung - wie bei Avdijaj. Oder eine unbedingte Sperre plus eine bedingte, die sich aus Hedls damaliger Strafe und einer neuen zusammensetzt. Es gibt dafür keine endgültigen Vorgaben.
Fix ist, dass die betroffenen Senate versuchen, schnell zu urteilen. Es könnte also nach Einleitung eines Verfahrens noch vor dem Rapid-Spiel beim LASK am Sonntag ein Urteil in erster Instanz geben.
Kommentare