Man könne alles spielen, sagt Foda, der von der Vielseitigkeit seines Teams überzeugt ist. Sei es Angriffspressing, sei es flottes Umschalten aus dem Mittelfeld heraus. Allein: Zu sehen war in den letzten Spielen davon herzlich wenig.
Selbst ehemalige Teamspieler suchen beim Zusehen vergeblich nach einem durchgängigen Plan. Foda gibt in Detailarbeit seinen Spielern viele Informationen mit auf den Weg aufs Feld, vielleicht sogar zu viele. Dabei hat er eine Generation an Kickern, die mit dem Angriffspressing aufgewachsen ist.
Unter Teamchef Marcel Koller kamen die Spieler lange Zeit (bis nach der EURO 2016) mit großer Vorfreude zum Team. Der Schweizer hatte eine verschworene Einheit gebildet, die sich nicht zuletzt dank der guten Stimmung für die EM-Endrunde qualifizieren und eine Euphorie im Land entfachen konnte.
Von Enthusiasmus kann aktuell keine Rede sein, die bevorstehende EM gilt als noch getrübter Lichtblick für Spieler und Fans. Der Zerfall der Mannschaft nach dem 0:1 der Dänen lässt vermuten, dass sich einige Dinge nicht ganz im Lot befinden.
Das Spiel des österreichischen Teams wirkt derzeit großteils humorbefreit, es fehlen Schmäh und Finesse. Christoph Baumgartner ist in Abwesenheit von Marko Arnautovic der einzige Spieler, der das Eins gegen Eins sucht und sich mit diesem Stilmittel auch durchzusetzen vermag. Die meisten seiner Kollegen sind sehr gute Passspieler, deren Wirkung dann am Besten zur Geltung kommt, wenn die Positionierung stimmt.
Das Dänemark-Spiel hat indirekt bewiesen, dass David Alaba ausschließlich ein Verteidiger von Europa- und Weltformat ist und als solcher auch im Nationalteam spielen sollte. Foda ist nach Koller der zweite Teamchef in Folge, der sich am Thema Alaba und dessen Wünschen die Zähne ausbeißt und damit für eine Dauerbaustelle sorgt.
Andreas Ulmer sagt „danke“ und sammelt so Länderspiel um Länderspiel.
Nach dem Ausfall von Martin Hinteregger wäre es das Naheliegendste gewesen, auf einen Innenverteidiger des Champions-League-Siegers zu setzen. Solange der Teamchef bei diesem Thema kein Machtwort spricht, wird ihm das Problem immer wieder um die Ohren fliegen, zumal er so auch andere Spieler in einer Kettenreaktion auf nicht 100 Prozent gewohnte Positionen schieben muss.
Es gibt Trainer, die aufgrund ihrer ausgeprägten Empathie sehr gut auf Spieler eingehen, andere begegnen ihnen vermehrt auf der fachlichen Ebene und lassen Ergebnisse für ihre Arbeit sprechen. Problematisch wird es, wenn diese wie zuletzt gegen Schottland (2:2) und Dänemark (0:4) ausbleiben.
Eine Teamchef-Diskussion wird voraussichtlich ebenso ausbleiben, weil die ÖFB-Spitze vor der EM nicht handeln will. Präsident Leo Windtner: „Bei allem Respekt vor der Leistung der Dänen, aber die Leistung unseres Teams in der zweiten Halbzeit wird unseren Ansprüchen nicht gerecht. Jetzt über den Teamchef zu diskutieren, geschehe ohnehin zu einer Unzeit. “
Mit Blick auf die EM stellt der Präsident klar, dass das Überstehen der Gruppenphase das Ziel ist.
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