Weshalb ein Co-Trainer als neuer Chefcoach immer riskant ist

Pep Lijnders
Wie man Risiken bei der Trainerbestellung reduzieren und einen neuen Coach auch scouten kann.
Dominik Thalhammer

Dominik Thalhammer

Eine neue Saison ist oft ein Neubeginn – auch für neue Trainer. Viele versuchen den Übergang vom Co-Trainer zum Chefcoach. Aktuell der LASK: Der neue Coach João Sacramento ist zum ersten Mal Chef. Die Vita des Portugiesen ist spannend: Er bringt Erfahrungen aus dem Scouting- und Analysebereich mit und war Assistent bei Tottenham, AS Roma und Paris SG. Trotzdem stellt sich die Frage: Kann das funktionieren?

Die Kompetenzen zwischen Headcoach und Co-Trainer sind grundverschieden: Der Cheftrainer trägt die Gesamtverantwortung, behält das große Ganze im Blick, trifft strategische Entscheidungen und tritt öffentlich in Erscheinung. Der Co-Trainer indes unterstützt, bringt spezialisierte Fachkenntnisse ein und fungiert als Bindeglied zwischen Trainer und Spielern.

Wenn der Chef klubintern aufsteigt, bleibt das Risiko für den Verein überschaubar, da man die Eignung des früheren Assistenten einschätzen kann.

Beispiel Lijnders

Spannender ist es, wenn ein neuer Headcoach von außen kommt, der nie oder nur kurz „Chef“ war. Ein Beispiel ist die Verpflichtung von Pep Lijnders in Salzburg im Sommer 2024. Zuvor Assistenztrainer von Jürgen Klopp bei Liverpool, machte Lijnders zunächst einen smarten Eindruck. Doch der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Nun kehrt er in der Funktion des Assistenten zu Manchester City zurück.

Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass sich Assistenztrainer nicht scouten lassen. Scouting bei Trainern? Ja, Sie haben richtig gelesen. Internationale Trends zeigen, dass Trainer zunehmend datenbasiert gefiltert werden. Sich allein auf Empfehlungen von Beratern zu verlassen, ist enorm riskant.

Basierend auf dem eigenen Spielstil kann der Verein einen Index erstellen, um Trainer zu finden, die gut zur Vereinsidentität passen. Dieser Index kann je nach Ansatz – sei es dominanter Ballbesitz oder Pressing – angepasst werden.

Oft folgen nach der Datensichtung Online-Meetings und persönliche Gespräche. Doch in diesen Fällen gestaltet sich ein effektives Datenscouting schwierig, da die erforderlichen Informationen über Assistenztrainer fehlen.

Wichtige Gespräche

Wie laufen in weiterer Folge die Gespräche mit den Verantwortlichen ab? Worüber wird gesprochen? Geht es um Spielideen, Trainingsmethoden, Teamführung oder Medienkompetenz? Diese Aspekte mussten Assistenztrainer zuvor nicht unter Beweis stellen.

Fakt ist: Die Position des Cheftrainers ist für jeden Verein strategisch von entscheidender Bedeutung. Der Chef ist gezwungen, täglich Entscheidungen zu treffen, oft unter erheblichem Druck. Wenn du nie zuvor in dieser Rolle warst, musst du in diese Aufgabe hineinwachsen.

Entscheidungen zur Verpflichtung von Trainern wie Pep Lijnders und João Sacramento sind daher oft schwer zu rechtfertigen. Das Risiko ist erheblich. Das heißt aber nicht, dass es nicht gut gehen kann.

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