Drei Jahre nachdem die Bayern in Lissabon zuletzt den Fußball-Thron Europas besteigen konnten mit dem Champions-League-Sieg in Lissabon steht der Verein vor dem Nichts. Erstmals seit 2012 wird der deutsche Rekordmeister eine Saison ohne Titel beenden, sofern die Spieler von Borussia Dortmund nicht der Schlag trifft im Heimspiel gegen Mainz am kommenden Samstag.
Drei Jahre ist es auch her, dass Oliver Kahn in die Klubführung der Bayern geholt wurde, um ein Jahr später als Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zu beerben. Und beinahe alle großen Entscheidungen des "Titans", wie er zu aktiven Zeiten als Torhüter genannt wurde, sind in die Hose gegangen. Ein Auszug gefällig?
David Alaba war längst Abwehrchef und von Ex-Stürmer Sandro Wagner als Boss innerhalb der Kabine bezeichnet worden. Alaba wollte, dass sein Gehalt an jenes der Bayern-Kapitäne Neuer und Müller angepasst wird. Anstatt die Forderungen zu akzeptieren, ließ man den Wiener ablösefrei zu Real Madrid ziehen und kaufte Dayot Upamecano um 42 Millionen Euro von Leipzig. Ersetzen konnte der Franzose den Österreicher nie.
Robert Lewandowski zu verlängern gelang den Bayern ebenso nicht, der Torjäger trifft jetzt für Barcelona, sein Nachfolger in München – Sadio Mané – trifft Fettnäpfe wie im Zuge einer Handgreiflichkeit mit Leroy Sané.
Erling Haaland zu holen, hatte schon Sportvorstand Hasan Salihamidzic verschlafen, als dieser 150 Kilometer entfernt von München in Salzburg für Furore sorgte. Der Norweger ging nach Dortmund und von dort im Vorjahr zu Manchester City – trotz Kahns Versuche, ihn nach München zu holen.
Trainerentlassung
Und dann kommt da schließlich noch die Entlassung von Julian Nagelsmann. Um 25 Millionen Euro im Jahr 2021 aus Leipzig geholt und mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet, wird die Trennung richtig teuer, weil dem Ex-Trainer (kolportiertes Jahresgehalt: 9 Millionen Euro) laut Kicker eine Vertragsklausel eine "exorbitant hohe Abfindung" zusteht, sofern er innerhalb der ersten beiden Jahre entlassen wird. Eine Trennung im Sommer wäre demnach also weit günstiger gewesen, dennoch warf man Nagelsmann hinaus, obwohl man noch in allen Bewerben dabei war. Kahns Begründung: "Wir haben unsere Ziele für die nächste Saison als gefährdet angesehen".
Nachfolger Tuchel verdient dem Vernehmen nach noch mehr als Nagelsmann, nämlich zwischen zehn und zwölf Millionen pro Jahr bis 2025. Skurril, dass ihm trotz Ausscheidens in der Champions League, DFB-Pokal und verpatzter Meisterschaft zugetraut wird, den Neustart im Sommer zu schaffen.
Aber: Wetten, dass es dann einen neuen Vorstand geben wird?
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