Bundesliga: Die Osterwoche der Wahrheit

Bundesliga: Die Osterwoche der Wahrheit
Corona als übermächtiger Gegner: Fußball-Bund, Bundesliga und Vereine suchen nach Lösungen

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat betont, dass Österreich nach Ostern wieder auferstehen soll. Für den Fußball steht das Schlimmste aber noch bevor: Da die Einnahmen noch länger und die Zuschauer wohl für viele Monate ausbleiben werden, droht ein Finanzkollaps. Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer: „Wenn es noch länger keine Spiele gibt, dann wird es Existenz bedrohend für die Vereine.“ Rapids Geschäftsführer Christoph Peschek stimmte in einer ORF-Diskussionssendung zu: „Ohne Erlöse über Monate hinweg wird es schwierig.“

Ab Ostersonntag stehen daher entscheidende Telekonferenzen an. Am Mittwoch tagt das ÖFB-Präsidium, tags darauf die Bundesliga. Es darf darauf gehofft werden, dass noch davor Vizekanzler Werner Kogler in seiner Funktion als Sportminister konkrete Hilfspläne veröffentlicht.

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Austria-AG-Vorstand Markus Kraetschmer

Die Entscheidungen sind heikel. ÖFB-Präsident Leo Windtner betonte in den Oberösterreichischen Nachrichten, dass „eine Flut an Klagen“ drohe, wenn die Saison vorzeitig abgebrochen werden müsste. So hat Ried als Führender der 2. Liga bereits angekündigt, dass eine Saison ohne Aufsteiger wohl vor Gericht enden wird.

„Schwierig sind für uns alle diese Unklarheiten. Es ist eine Gleichung mit vielen Variablen. Kennen wir die Frist, dann herrscht Klarheit, dann können wir uns danach richten“, meint Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, der gemeinsam mit Sportchef Peter Stöger versucht, den Wirtschaftsbetrieb der Austria aufrechtzuerhalten.

Enormer Schaden

„Wenn diese Situation bestehen bleibt, dann reden wir von einem Schaden in Millionenhöhe, im zweistelligen Bereich“, sagt Kraetschmer. Es geht nicht nur um ausbleibende Zuschauereinnahmen, sondern es droht ein Rattenschwanz an Problemen. Sponsorenverträge könnten storniert oder neu aufgesetzt werden, weil Partner selbst in Schieflage geraten. „Der Fußball ist das eine, aber viele Vereine sind auch mittelgroße Unternehmen. Alle kämpfen derzeit. Das ist kein Lichtschalter, den man auf- und abdrehen kann.“ Je länger die Liga pausiert, desto mehr Klubs sind von einer Insolvenz bedroht.

Einig wie selten mit dem Stadtrivalen kämpft auch Rapid um die Fortsetzung der Liga. „Rapid wurde gegründet, um Fußball zu spielen. Wenn das über einen längeren Zeitraum nicht geht, wird es ganz schwierig“, sagt Geschäftsführer Christoph Peschek. „Ich sehe Geisterspiele positiv. Sie halten das Rad am Laufen“, meint Kapitän Stefan Schwab. Wobei der Wegfall der Zuschauereinnahmen die Hütteldorfer besonders trifft.

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Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek

Alles versuchen

„Die Frage ist, ob ein Geisterspiel eine Veranstaltung ist“, sagt Kraetschmer. Viele Corona-Tests rund um die Spiele wären nötig: „Der Spitzensport kann da Vorreiter sein.“ Bis zur Video-Konferenz am Mittwoch werde auch ein vom ÖFB in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten vorliegen. Alle zufriedenzustellen, wird unmöglich sein. Den „Schwarzen Peter“ will sich der ÖFB bei einer unpopulären Entscheidung in der Bundesliga nicht umhängen lassen.

Im Präsidium sind neben Windtner und den neun Landesverbandspräsidenten auch drei Vertreter der Bundesliga stimmberechtigt: Vorstand Ebenbauer, Aufsichtsratschef Thonhauser (Admira) sowie LASK-Präsident Gruber. Windtner: „Ihr Wort wird sicher großes Gewicht haben.“ Kraetschmer meint mit Blick auf einen drohenden Abbruch: „Es ist unsere Verpflichtung, alle anderen Lösungen zu versuchen.“ LASK-Vizepräsident Jürgen Werner: "Wir wollen die Saison natürlich sportlich fertig bringen. Ich bin nur skeptisch, wenn es über den Juni hinaus geht."

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LASK-Vizepräsident Jürgen Werner

Rechtliche Probleme

Die Verzögerungen im Spielbetrieb bringen auch rechtliche Kopfschmerzen. Genau genommen enden Spielerverträge nach dem letzten Saisonspiel - wann immer das auch stattfindet. Jedenfalls erwarten alle Beteiligten eine Relativierung der Spielergehälter. Werner: "Wenn man wo einsparen kann, dann natürlich bei den Spielern. Ich rechne mit einer Nivellierung schon im Sommer."

Auch Stephan Reiter, Geschäftsführer von Red Bull Salzburg, gibt zu bedenken: "Ein Spieler kann seinen Wert nur halten, wenn er auch spielt." Spielermanager Max Hagmayr sieht das ähnlich: "Nach der Krise werden die Vereine weniger Geld zur Verfügung haben. Daher werden die Ablösen und die Gehälter geringer werden."

Hagmayr rechnet auch auf internationaler Ebene mit einer Reduktion: "Der Markt war doch in den letzten Jahren überhitzt. Die Summen werden sich wieder relativieren."

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