Sportdirektor Ortlechner: "Am Liebsten würde ich mit elf Austrianern spielen“

Bis zur letzten Runde spielte die Wiener Austria in der vergangenen Saison um den Titel mit, musste sich am Ende aber mit Rang drei zufrieden geben. Die Veilchen investierten in den Kader und wollen in drei Bewerben angreifen. Sportdirektor Manuel Ortlechner nennt die sportlichen Ziele und erklärt, warum die Austria mit Transfers noch nicht die nötigen Millionen eingenommen hat.
KURIER: Neue Saison, neues Glück. Welche Erwartungen haben Sie ?
Manuel Ortlechner: Grundsätzlich starten wir mit einer Mannschaft, die nur vereinzelt verändert worden ist. Die Zeitpunkte der ersten Bewertungen werden dann die Länderspielpausen im September und Oktober sein. Der Vorteil heuer ist, dass wir nicht komplett alles umdrehen mussten so wie im Vorjahr.
Welche konkreten Ziele steckt sich die Austria?
Es ist clever, dass man bei dem Modus, den wir in Österreich haben, in Etappen denkt. Die erste Etappe ist der Beginn in die Saison mit den Quali-Spielen im Europacup, der ersten Cuprunde und dem Start in die Liga. Danach wird man sehen, wie man sich in den einzelnen Bewerben so tut, wie zum Beispiel in der Conference League.
Apropos, die Austria steigt in die 2. Quali-Runde ein. Der Weg bis zur finanziell interessanten Gruppenphase ist steinig. Und auch machbar?
Vor einiger Zeit hätte der dritte Platz noch gereicht für einen anderen Bewerb, in Kombination mit der Fünfjahreswertung war dies jetzt nicht der Fall. So müssen wir durch die Quali-Mühle, die wir annehmen. Die Planbarkeit ist dadurch nicht die einfachste, weil wir den Kader nicht aufblähen können ohne zu wissen, ob wir in die Gruppenphase kommen. Daher werden wir die nächsten Wochen noch abwarten.

Der sportliche Bereich kann zum Finanzgebaren in zwei Bereichen beitragen: Europacup-Einnahmen und Transfererlöse. Rapid hat eben erst Millionen eingenommen. Warum hinkt die Austria den eigenen Erwartungen hinterher?
Ich warne davor sich immer zu vergleichen, noch dazu in derselben Stadt. Wir müssen uns auf unsere Hausaufgaben konzentrieren. Ich versuche mein Kind auch nicht permanent mit anderen Kindern zu vergleichen. Wir bemühen uns einen Kader zusammen zu stellen, der sportlich maximal erfolgreich ist. Wenn wir dann in eine Europacup-Gruppenphase kommen sollten, erhalten die meisten Spieler durch die Bühne gleich ein anderes Preis-Etikett. Es ist zu früh ein Fazit zu ziehen, die Transferzeit geht noch lange.
Wer sind die heißesten Aktien aktuell?
Es gibt drei, vier Kandidaten, bei denen wir wissen, da kann noch was passieren. Aber der Markt muss das auch hergeben. Fitz ist ein interessanter Spieler, ebenso Barry, der über viel Potenzial verfügt, oder auch Malone.

Sie haben immer wieder von der Durchlässigkeit gesprochen – Spieler aus der eigenen Akademie sollen es bis in die Kampfmannschaft schaffen. Wo sind die?
Es mag von außen so wirken, dass sich das verschoben hat. Leider haben sich die großen Talente der letzten Jahre mit Wustinger und El-Sheiwi schwer verletzt. Aber es kommt jetzt eine neue Generation nach, wir haben einige Einberufungen in den Perspektivspieler-Lehrgang von Teamchef Ralf Rangnick. Am Ende des Tages müssen sie sich aber durchsetzen, damit sie der Trainer aufstellt. Es ist einen Tick schwieriger geworden vielleicht.
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Oder sind sie derzeit noch nicht gut genug?
Das macht aber nichts. Wir geben ihnen Zeit, haben keinen Stress. Es können auch nicht alle schaffen.
Sportvorstand Jürgen Werner möchte eine Mannschaft kreieren, die sofort Erfolg haben kann. Ist das nicht dann ein Widerspruch?
Nein, aber es ist ein schwieriger Spagat. Es wird in der Akademie gut gearbeitet mit Meistertiteln in der U16 und U18 in den letzten zwei Jahren. Ich würde gerne mit elf Austrianern spielen, aber das ist eine Wunschvorstellung. Wir haben die höchsten Abo-, Mitglieder- und Zuschauerzahlen. So falsch kann unser Weg nicht sein. Wir wollen Erfolg haben und Eigenbauspieler integrieren. Das ist kein Widerspruch, sondern eine Zeitfrage.
In der Vergangenheit hat es immer wieder Kritik an Ihnen gegeben, Sie wurden als Marionette von Jürgen Werner bezeichnet. Hat Sie das gekränkt und geärgert?
Ich kam 2021 zur Austria, da war ich als Sportdirektor allein verantwortlich. Mit Jürgen Werner hat sich meine Rolle verändert. Von der Senior- in die Junior-Rolle. Das muss man sich mit seinem Ego ausmachen, was mir gelungen ist. Ich bin ein Teamplayer. Ich arbeite nicht für Jürgen Werner oder Finanz-Vorstand Harald Zagiczek, sondern für Austria Wien.
Vergessen wir nicht die Frauenmannschaft, die Zweite wurden, ins Cupfinale einzogen und nun Champions-League-Quali spielen. Steigt dadurch die interne Wertschätzung?
Dem Frauenbereich bei Austria Wien mangelt es nicht an Wertschätzung, weil wir das Thema leben. Wir treffen gemeinsame stets Entscheidungen.
Erwarten Sie den nächsten sportlichen Schritt?
Wir sind näher an St. Pölten heran gerückt, auch wenn der Serienmeister über mehr Möglichkeiten verfügt. Den Frauenbereich wollen wir bei der Austria auch im Nachwuchs ausweiten, damit es auch im Unterbau eine gezielte Ausbildung und Nachhaltigkeit gibt.
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