Austrias Fitz unter Rangnick im ÖFB-Team? Das wäre überraschend

Dominik Fitz
Am Dienstag gibt Ralf Rangnick seinen Kader für das Nations-League-Play-off gegen Serbien bekannt. Viele Fragen dürften sich dabei um Dominik Fitz drehen. Fans und TV-Experten fordern Austrias Regisseur ins Team. Kann es sein, dass sie sich irren?
Meine These ist, dass Dominik Fitz’ Rolle bei der Austria derzeit nicht mit den Anforderungen im Nationalteam kompatibel ist. Eine Analyse der Daten des Portals wyscout.com zeigt, dass fünf seiner acht Tore Elfmeter sind und vier seiner neun Assists aus ruhenden Bällen stammen. Diese Zahlen werfen die Frage auf, wie er abseits von Standardsituationen im Spielverlauf agiert.
Um die Herausforderungen zu verstehen, muss man sich Rangnicks taktische Anforderungen ansehen, insbesondere das Gegenpressing. Rangnicks Lieblingsdisziplin sieht vor, dass die Mannschaft nach einem Ballverlust sofort versucht, den Ball zurückzuerobern. Die Positionierung im Ballbesitz ist daher von hoher Bedeutung, um im Fall des Ballverlusts schnell reagieren zu können. In Rangnicks System rücken die nominellen Außenspieler, wie zuletzt Marcel Sabitzer und Romano Schmid, ins Zentrum, um dort numerische Überlegenheit zu schaffen.
Dominik Thalhammer, ehemaliger Frauen-Teamchef und Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, analysiert für den KURIER aktuelle Fußballthemen.
Im Fall von Dominik Fitz zeigt die Analyse, dass er im Spielaufbau häufig an die Seitenlinie ausweicht. Dieses Verhalten führt dazu, dass er im Zentrum fehlt, was die Effektivität des kollektiven Gegenpressings beeinträchtigt. Zudem nimmt er sich selbst die Möglichkeit, aus einer zentraleren Position noch mehr Optionen für wertvolle Pässe zu haben. Dazu hat er im Strafraum eine geringere Präsenz, was schade ist, weil er im Torabschluss hohe Qualitäten hat.
Warum weicht Fitz nach außen aus? Möchte er dem höheren Druck im Zentrum entkommen? Handelt es sich um einen taktischen Auftrag des Trainers? Oder würde er aufgrund des Aufbauspiels der Austria in diesem zentraleren Raum – wir nennen ihn den Zwischenlinienraum – nicht genug Bälle bekommen? Spekulation. Fakt ist aber: Die Auswirkungen auf eine mögliche Rolle im Nationalteam sind deutlich.

Der Beleg: Dominik Fitz wird meist über die Seiten gefährlich. Die Grafik von wyscout.com zeigt all seine Schlüsselpässe (die zu Torabschlüssen führen) und Assists aus dem Spiel
Druck auf die Abwehr
Bei Ralf Rangnick wird dieser Zwischenlinienraum gezielt personell überladen, um durch gegenläufige Bewegungen Druck auf die gegnerische Abwehrkette auszuüben, Verteidiger aus ihren Positionen zu ziehen und freie Räume zu schaffen. Dieser im Nationalteam erforderliche Tiefgang fehlt Dominik Fitz im Vergleich mit Teamspielern wie Marcel Sabitzer, Romano Schmid und Christoph Baumgartner.
Was seine physischen Kapazitäten betrifft, so gibt es keinen Zweifel. Zahlen belegen: Fitz erbringt hohe Laufleistungen und eine Vielzahl an hochintensiven Läufen. Diese müssen jedoch effektiv eingesetzt werden und im Kontext der taktischen Anforderungen stehen.
Fazit: Dominik Fitz ist ein talentierter Spieler mit beeindruckenden Statistiken. Allerdings: Aufgrund dessen, wie er seine Position interpretiert, wäre ich von einer Einberufung überrascht.
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