Austria-Sportdirektor Muhr: "Ich sehe mich als Hackler"

Austria-Sportdirektor Muhr: "Ich sehe mich als Hackler"
Ralf Muhr über die kommende Saison, die Akademie und seine Rolle, wenn Peter Stöger kommt.

Beinahe geht neben den Verhandlungen mit Peter Stöger als neuem Sportvorstand unter, dass die Austria am heutigen Samstag (17 Uhr) in der ersten Runde des ÖFB-Cups in Köttmannsdorf antritt. In Kärnten wollen die Violetten kein blaues Wunder erleben, gilt das Erreichen des Cup-Finales doch als deklariertes Ziel. Vor Anpfiff der neuen Saison sprach Austria-Sportdirektor Ralf Muhr über die wichtigen Themen im Verein.

KURIER: Haben Sie noch Arbeit, sollte Peter Stöger als Sportvorstand zur Austria kommen?

Ralf Muhr: Ja, es ist ohnehin genug zu tun. Gerade im sportlichen Bereich ist es notwendig, sich weiter zu professionalisieren. Das sage ich nicht aus Berechnung oder Angst. Ich bin sicher, dass der Peter mit seiner Expertise und seiner Herangehensweise das Schiff auf Kurs hält. Sein Netzwerk und seine Inputs können der Austria helfen.

Wie darf man Sie dann nennen? Nach wie vor Sportdirektor?

Ja. Man kann mir viel vorwerfen, aber sicher nicht Eitelkeit. Bei mir steht der Klub im Vordergrund. Ich sehe mich als operativen Hackler. Aktuell habe ich einen Vorstand, danach vielleicht zwei, wobei es im sportlichen Bereich nur einen geben wird.

Derzeit ist nicht viel Geld vorhanden. Was kann man im nächsten Halbjahr tun?

Beobachten, evaluieren, repräsentieren. Wir haben bei den Transfers bestmöglich gehandelt, die Möglichkeiten sind aber überschaubar.

Austria-Sportdirektor Muhr: "Ich sehe mich als Hackler"

Was erwarten Sie konkret von der neuen Saison?

Ich bin überzeugt, dass wir das Trainierte diesmal alle besser auf den Platz bringen. Das ist uns im Vorjahr viel zu wenig gelungen. Trainer Christian Ilzer hat einen klaren Plan, nichts Abgehobenes, es gibt kein Herumeiern. Er ist extrem klar in der Idee, kann diese aber an die Qualität der Spieler anpassen. Das ist eine Kunst.

Es kann doch nur besser werden als im Vorjahr.

Ich muss aufpassen, was ich sage (lacht). Wir waren sehr unzufrieden mit den Leistungen und den Resultaten. Aber immerhin haben wir uns für den Europacup qualifiziert. Ich bin überzeugt, dass wir eine bessere Austria sehen werden. Wir wollen im Europacup weiterkommen, ebenso im Cup.

Werden Sie künftig wieder mehr das Bindeglied zur Klub-Akademie sein?

Detailiert wurde noch nichts besprochen. Aber das ist durchaus denkbar.

Hätten in den letzten Jahren nicht mehr Spieler den Weg aus der Akademie in die erste Mannschaft schaffen müssen?

Ja. Ich sehe es extrem kritisch, dass es uns in den letzten Jahren, vielleicht Jahrzehnten nicht gut genug gelungen ist, die Austria-Nachwuchsspieler – wie Dragovic, Suttner oder Okotie als Beispiele – oben einzubinden.

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Okotie war übrigens der letzte Eigenbau-Stürmer, der mindestens zehn Tore pro Saison erzielt hat. Warum ist es so schwer, Profi-Stürmer zu formen?

Wir wollten vor ein paar Jahren in sämtlichen Altersgruppen den Torschützenkönig stellen. Mit einem Frank, Kvasina oder Koglbauer haben wir gesehen, dass es möglich ist. Aber der letzte Sprung ist nicht gelungen. Das gilt aber nicht nur für Stürmer ...

Was kann man ändern?

In der Kaderplanung muss man den Jungen glaubwürdig vermitteln, dass man auf sie setzt. Wenn ich beispielsweise auf ein Talent wie Fitz setze, dann aber auf seiner Position zwei ältere Spieler hole, die weiter sind in der Entwicklung, dann wird er auf der Bank sitzen. Man muss noch mehr den Mut haben, das durchzuziehen mit den jungen Spielern.

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