Arnautovic verrät Schwäche: "Es ist nicht so, dass ich perfekt bin"

Marko Arnautovic
Marko Arnautovic hat bei seinem Klub Roter Stern Belgrad von seinem Trainer ein freies Wochenende bekommen. Gegen Liga-Schlusslicht Napredak (3:0) musste der 36-Jährige am Sonntag nicht dabei sein. Ergo: Arnautovic ist fit und ausgeruht, um am Donnerstag in der WM-Qualifikation gegen San Marino zu stürmen. Und ob er nun will oder nicht: Natürlich wird Österreichs Rekordnationalspieler (127 Länderspiele) im Mittelpunkt stehen beim eingeplanten Pflichtsieg, bei dem es nicht nur um drei Punkte gehen soll.
Österreichs Team will am Donnerstag in Wien auch etwas fürs Torverhältnis tun, denn dieses ist im FIFA-Bewerb bei Punktegleichheit wichtiger, als das direkte Duell. Es geht also um Tore, und es geht auch um Tore von Marko Arnautovic, der sich anschickt, Österreichs Torrekord von Toni Polster zu brechen. 44 Mal hat der heute 61-Jährige für das ÖFB-Team getroffen. Drei Tore fehlen Arnautovic, um diese Marke zu egalisieren.
Toni Polster scheint damit kein Problem zu haben. Er werde artig gratulieren, wenn es so weit ist. Und Arnautovic? "Ich werde mich artig freuen", schmunzelt der Routinier, der ob seiner Erfahrung beim Medientermin am Dienstag auch vorbereitet war, auf diese Fragen. "Natürlich ist das immer irgendwo im Hinterkopf. Aber der San-Marino-Tormann war beim letzten Mal auch gegen mich", scherzt Arnautovic, über den gehaltenen Elfmeter beim 4:0-Auswärtssieg im Juni.
Er wird wieder schießen
Ob er wieder zum Punkt gehen würde, im Fall der Fälle? "Das bestimmt der Trainer", sagt Arnautovic. Ob das wirklich so ist? "Wenn ich am Platz stehe, werde ich höchstwahrscheinlich schießen. Auch wenn ich nicht will, werden sie mir den Ball geben."
Ob ihm von den 41 Toren irgendeines besonders viel bedeute? "Ich weiß überhaupt nicht, gegen wen ich aller getroffen habe." Tatsächlich exakt vor 15 Jahren zum ersten Mal gegen Aserbaidschan. "Aja. Der Maierhofer hat mir den Ball aufgespielt", erinnert sich Arnautovic. Eine große Bedeutung hatte für den Stürmer jedenfalls der verwandelte Elfmeter bei der EM 2024 gegen Polen. Wegen seines Vaters. "Der hat da eine schwere Zeit durchgemacht. Da habe ich ein paar Tränen in den Augen gehabt."
Sein schönstes Tor
Und das schönste Tor? "Gegen Norwegen. Wo bis heut noch die Latte wackelt", erinnert er sich gerne an den Treffer zum 1:0 beim 5:1-Kantersieg in Linz vor einem Jahr. Die Latte hat tatsächlich schon öfters gewackelt bei Marko Arnautovic. Weil er, wie er zugibt, es sehr gerne krachen lässt und seine Tore am liebsten mit voller Wucht erzielt. "Der Sabi attackiert mich auch oft deshalb".
Warum er immer "mit hunderttausend km/h" aufs Tor schießen müsse, fragt Kollege Marcel Sabitzer oft. Ja warum denn? "Da bin ich immer aggressiv, wenn ich vor dem Tor stehe. Das kommt bei mir in diesem Moment und ist etwas, was mir fehlt. Es ist ja nicht so, dass ich perfekt bin. Wenn ich perfekt wäre, wäre ich bei Real Madrid, wie der David." Den Ball locker lässig mit der Innenseite ins Eck schieben, wie es Harry Kane gerne tut, sei nicht seine Sache. "Deswegen ist Harry Kane auch Harry Kane. Und ich bin ich." Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Oder? "Sicher. Man kann auch in meinem Alter, mit 36, noch dazulernen."
Die erfolgreiche Tochter
Zeit, um zu lernen, hätte Arnautovic in Belgrad jedenfalls. Der zweifache Familienvater ist alleine in der serbischen Metropole, während Frau Sarah mit den beiden Töchtern weiterhin in Italien lebt. "Wir wollten zusammenleben, aber das ist schwierig mit den Pferden." Tochter Emilia ist begeisterte Springreiterin und soll das auch bleiben. "Mein Vater hat mir früher auch nicht den Ball weggenommen. Warum sollte ich meiner Tochter das Pferd wegnehmen?"
Er sei der überglücklichste Vater, sagt Arnautovic und erzählt, was ihm seine 13-jährige Tochter gerade vorgemacht hat. "Sie musste unter die Top-12 von 127 Teilnehmern und ist Neunte geworden." Damit hat sich Emilia für ein großes Turnier in Verona qualifiziert. "Für die Ponys ist das das größte Turnier der Welt.“ Für die Fußballer wäre das die WM 2026. Da gilt es für Papa Arnautovic, gleichzuziehen.
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