Auch sein Vater war als effizienter Stürmer bekannt. Für Rapid schoss Daniel Rodriguez, Künstlername Coquito, in acht Teilzeiteinsätzen immerhin drei Tore. Der KURIER begab sich auf Spurensuche eines vergessenen Legionärs.
Peter Schöttel versucht sich an das Wirken des zwölffachen Teamspielers im Frühjahr 1989 zu erinnern. „Ich weiß, dass Coquito eigentlich Daniel geheißen hat und dass sein linker Fuß sehr stark war. Mehr ist aber nicht hängen geblieben“, sagt der Rekord-Rapidler.
Der Tipp des ÖFB-Sportdirektors, Andreas Herzog zu befragen, ist freilich ein Volltreffer. „Ich hab’ in der HAK Spanisch gelernt und war einer der wenigen Ansprechpartner eines wirklich herzlichen Mitspielers“, erzählt der neue Co-Trainer des Nationalteams aus Südkorea.
Ein Blick ins Archiv zeigt, dass der KURIER das Thema Sprache schnell aufgriff. Hans Krankl war damals Trainingsgast bei Rapid – nur fünf Monate später sollte der Goleador als Cheftrainer übernehmen – und mit den in Barcelona angeeigneten Sprachkenntnissen für den KURIER Simultan-Übersetzer. Coquito erzählte, dass er sich soeben beim Sprinten am Oberschenkel verletzt hat, aus einer armen Familie mit sieben Geschwistern stammt, in Wien alleine im Hotel sitzt – und nur ab und zu mit dem Austrianer Enrique Baez einen Landsmann als Ansprechpartner hätte.
Der junge Herzog bemühte sich fortan um den Neuen, „auch wenn er im Bus immer gleich seine Kopfhörer aufgesetzt hat“. In der Kabine zeigte der damals 23-Jährige Fotos her. „Er ist bei der Copa Liberatores aufgefallen. Wir haben gemerkt, dass da eigentlich ein richtig starker Spieler gekommen ist.“ Einen neuen Spitznamen gab es auch: „Coccobello.“
Bei der Fahrt nach Innsbruck wollte der Südamerikaner nicht glauben, dass auf den hohen Bergen freiwillig Menschen leben würden: „Er hat zum ersten Mal Schnee gesehen, da musste ich ihn natürlich reinstoßen.“
Durchgespielt hat Coquito aber nie – bei einem gemeinsamen Besuch des Masseurs sah Herzog auch den Grund: „Auf seinem Knöchel war ein Reißverschluss – anders kann man die enorme Narbe einer OP nicht beschreiben.“ Bereits einen Tag nach der Last-Minute-Verpflichtung hatte der KURIER von „drei Beinbrüchen“ Coquitos berichtet.
Neben der Sprache fehlte es also auch an der Fitness. Im Rückblick glaubt Herzog trotzdem, dass sich Coquito durchsetzen hätte können: „Trainer Markovic war nicht sehr gesprächig. Wenn der Hans damals schon als Coach übernommen hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen: Ein effizienter Stürmer mit einem linken Hammer, mit dem er auf Spanisch reden hätte können – ich glaube, unser Coccobello wäre unter Krankl aufgeblüht.“
Tatsächlich wurde Coquito nach einer Halbsaison durch einen gewissen Jan Age Fjörtoft ersetzt. Der Mann aus Uruguay zog nach Spanien weiter – und bekam dort seinen Sohn Alvaro.
Bleibt noch eine Frage: Warum ist Rapid damals als regierender Meister nur Vierter geworden? Herzog: „Vorne waren wir stark. Das sieht man ja auch daran, dass einer wie Coquito nur Joker war. Aber die Abwehr rund um den Schötti war schwach.“
Schöttel kontert trocken: „Wenn der Herzerl einmal bei den Fakten bleiben würde, hätte er gesehen, dass wir die zweitbeste Defensive hatten. Aber bei den geschossenen Toren waren wir leider nur Vierter.“
Kommentare