Alessandro Schöpf erinnert sich an Ajax-Coach Ten Hag

Erik ten Hag und Alessandro Schöpf
Österreichs Teamspieler wurde so wie Kevin Friesenbichler einst bei den Bayern Amateuren vom Niederländer gecoacht.

Wenn sich Alessandro Schöpf Spiele von Ajax Amsterdam ansieht, dann weiß er manchmal schon, was im nächsten Augenblick passieren wird. Wo der Ball gleich landet, welche Positionen die Spieler beziehen, was auf den Gegner zukommt. „Ich entdecke immer wieder Spielzüge und einstudierte Abläufe, die ich schon von Bayern II kenne“, verrät Schöpf.

Beim Amateurteam des deutschen Rekordmeisters hatte der Ötztaler seinerzeit das Vergnügen, unter Erik ten Hag zu arbeiten. Unter jenem Trainer also, der mit seiner jungen Mannschaft von Ajax und seinem erfrischenden Offensivspiel gerade in der Champions League für Furore sorgt und nach dem 1:0-Auswärtserfolg gegen Tottenham vor dem Einzug ins Endspiel steht.

Schon damals sei die Fußballphilosophie des Niederländers klar erkennbar gewesen, erinnert sich Schöpf an die gemeinsame Zeit in der Saison 2013/’14. „Er hat großen Wert auf das Positionsspiel gelegt und wollte vor allem immer, dass wir schnell nach vorne spielen“, sagt der Tiroler. „Das, was man heute Umschaltspiel nennt.“

Spielintelligenz

Mit diesen fast überfallsartigen Angriffen warf Ajax bereits Titelverteidiger Real Madrid und Juventus Turin aus dem Bewerb. Auch die damalige junge Bayern-Mannschaft rund um Kapitän Alessandro Schöpf hatte mit diesem typischen Ten-Hag-Stil die Gegner oft alt aussehen lassen. Erst in der Relegation gegen Fortuna Köln hatte die Zweier von Bayern 2014 knapp den Aufstieg in die dritte Liga verpasst.

Auf dem Spielfeld und im Kader standen neben Schöpf damals noch weitere österreichische Talente: Kevin Friesenbichler (heute WAC), Oliver Markoutz (FAC), Christian Derflinger (Viktoria Köln) und Yilli Sallahi (Karriereende). Manche von ihnen schwärmen heute noch vom Training unter Ten Hag. „Er hatte eine brutale Spielintelligenz“, erzählt etwa Kevin Friesenbichler. „Er sieht Sachen, die andere nicht sehen.“ Unter dem Niederländer war der Stürmer damals mit 15 Saisontoren der Topscorer von Bayern II, und der Steirer profitierte auch von der offensiven Spielweise. „Für mich war es eine gute Zeit, ich habe unter Ten Hag viele Scorerpunkte gemacht“, ergänzt Friesenbichler.

Alessandro Schöpf profitiert noch heute von den taktischen Feinheiten, die er bei Erik ten Hag gelernt hat. Oder besser: vom Niederländer Tag für Tag eingetrichtert bekommen hat. „Bei jedem Training ging es sicher 20 Minuten lang nur um taktische Sachen“, berichtet der österreichische Teamspieler. „Am Anfang war das für uns alle eine große Herausforderung, weil man immer denken musste, was genau zu machen ist. Aber irgendwann hatte sich das dann alles automatisiert.“

Diese einstudierten Abläufe kann Schöpf jetzt auch bei der Mannschaft von Ajax Amsterdam erkennen. „Man sieht, dass da jeder Einzelne weiß, was er zu tun hat. Da sind die Laufwege perfekt abgestimmt, deshalb sind auch die Leute, die von der Bank kommen, eigentlich immer sofort im Spiel.“

Feingefühl

Bei allem Verlangen nach taktischer Disziplin ist Erik ten Hag zugleich aber auch ein äußerst umgänglicher Typ, wie Alessandro Schöpf und Kevin Friesenbichler unisono versichern. „Ich finde, dass er sehr viel Feingefühl hat und sich in die Lage der Fußballer versetzen kann. Deshalb kann er auch sehr gut mit jungen Spielern umgehen“, sagt Schöpf. Dem Offensivmann von Schalke ist allerdings auch die strenge Seite des 49-Jährigen in Erinnerung geblieben: „Wenn irgendein Spieler die falschen Socken anhatte, dann hat ihm das nicht gepasst.“

Während Schöpf vergeblich versuchte, mit seinem ehemaligen Coach telefonisch in Kontakt zu bleiben („wahrscheinlich hat er eine neue Nummer“), hätte Kevin Friesenbichler beinahe wieder unter Erik ten Hag gespielt. „Er wollte mich zu Utrecht holen, aber als er anrief, hatte ich schon bei der Austria unterschrieben.“

Alessandro Schöpf verhehlt nicht, dass er wie so viele andere auch Ajax Amsterdam und seinem Ex-Coach in der Champions League die Daumen drückt. „Ich bin grundsätzlich ein Anhänger des attraktiven Fußballs. Warum sollte also nicht Ajax heuer den Titel holen?“

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