Bayern-Blamage in Mainz: Dortmund übernimmt die Tabellenspitze
Borussia Dortmund nutzte den Umfaller des FC Bayern München und übernahm fünf Runden vor Saisonende die Tabellenführung in der deutschen Fußball-Bundesliga. Der BVB zeigte am Samstag beim souveränen 4:0 (3:0) gegen Eintracht Frankfurt mit Trainer Oliver Glasner überhaupt keine Nerven, anders als der deutsche Rekordmeister kurz zuvor. Die Truppe von Neo-Coach Thomas Tuchel verlor in Mainz trotz Führung mit 1:3 und schlitterte damit tiefer in die Krise.
"Ich habe auch keine Patenterklärung dafür. Wir sind angeknockt, würde ich sagen", sagte Bayern-Routinier Thomas Müller nach dem Spiel auf Sky. Vorstandschef Oliver Kahn war nach dem vierten sieglosen Pflichtspiel in Serie fassungslos. "Ich weiß nicht, wer hier deutscher Meister werden wollte? Es gab rote Trikots auf dem Platz, aber das war ganz bestimmt nicht unsere Mannschaft", schimpfte Kahn. "Mit so einer Ausstrahlung wird es ganz schwer, Meister zu werden. Aber wir werden keinen Millimeter nachgeben." Der Ex-Mainzer Tuchel sah eine "ausgelaugte" Bayern-Elf.
Der elfte Meistertitel in Serie wackelt nach dem Aus im Champions-League-Viertelfinale sowie im DFB-Pokal gehörig, der Rückstand auf den BVB beträgt einen Punkt. Die Dortmunder zeigten gegen Frankfurt eine eiskalte Vorstellung, Jude Bellingham (19.), Donyell Malen (24., 66.) und Mats Hummels (41.) sorgten für Jubel bei der Mannschaft von Edin Terzic. Die Dortmunder feierten damit erstmals neun Liga-Heimsiege in Serie. Glasner verlor hingegen auch das achte Duell seiner Trainerkarriere mit dem BVB (vier mit Frankfurt), nach dem achten sieglosen Ligaspiel in Folge rutschte die Eintracht auf Platz neun ab.
Onisiwos Assist
Österreichs Teamstürmer Karim Onisiwo leistete indes die Vorarbeit zum 2:1 von Mainz, Florian Kainz und Patrick Wimmer trafen für Köln respektive Wolfsburg. Köln siegte in Hoffenheim 3:1, Wolfsburg in Bochum 5:1 und Bremen 4:2 in Berlin gegen Hertha BSC. Damit verpasste ein akut abstiegsbedrohtes Trio jeweils in Heimspielen einen dringend benötigten Punktezuwachs. Bei den Kölnern verkündete der 32-jährige Jonas Hector in der Kabine unterdessen sein Karriereende nach der laufenden Saison. Hector absolvierte 43 Länderspiele für Deutschland und seit 2012 mehr als 300 Pflichtspiele für Köln.
Mainz erwies sich zum dritten Mal in Folge vor heimischer Kulisse als Stolperstein für die Bayern in der Liga. Dabei hatte sich nach Sadio Manés Führungstreffer per Kopf (29.) zunächst ein Münchner Arbeitssieg angekündigt. Doch im Verwaltungsmodus kassierte die Tuchel-Truppe mehrere Gegentore. Erst brachten seine Vorderleute den Ball nicht weg, dann ließ Manuel-Neuer-Vertreter Yann Sommer im Tor einen Schuss nach vorne für Ludovic Ajorque abprallen (65.). Kurz darauf war die Partie gekippt: Onisiwo behauptete sich im Strafraum gegen Josip Stanisic und legte für Leandro Barreiro quer (73.). Tuchel reagierte, wechselte Müller und Joshua Kimmich aus. Mainz aber legte im Übereifer das 3:1 durch Aaron (79.) nach und darf als Sechster vom Europacup träumen.
Starker Wimmer
Viel weniger Spannung gab es in Bochum. Im VfL-Duell präsentierten sich die von Thomas Letsch gecoachten Gastgeber um Kevin Stöger defensiv extrem löchrig. Symptomatisch war dabei das 3:0 noch vor der Pause: Mattias Svanberg, der Torschütze zum 1:0 (10.), machte im Mittelfeld ungehindert Meter, bediente Wimmer und dieser traf mit Seelenruhe und einem abgefälschten Schuss (33.). Wimmer hatte auch vor dem 2:0 von Jakub Kaminski (21.) die Beine im Spiel gehabt und blieb gelbvorbelastet schon zur Pause in der Kabine. Vor Svanbergs 0:4 (56.) verlor Stöger den Ball.
Kainz traf per Elfer
Kainz verwandelte in Sinsheim einen Handelfmeter souverän per Flachschuss in die Mitte (18.). Die Gastgeber um Christoph Baumgartner präsentierten sich im Anschluss wie ein Abstiegskandidat und der FC legte nach. Davie Selke wuchtete sich erfolgreich in eine Flanke aus dem Halbfeld von Kainz (39.). Jan Thielmann für Köln und Kasper Dolberg für Hoffenheim trafen noch in der Nachspielzeit.
Bremen-Stürmer Marvin Duksch erledigte die Hertha mit einem Triplepack (6., 27., 51.) quasi im Alleingang. In der Defensive durfte sich Werder-Kapitän Marco Friedl eine zunächst tadellose Leistung nachsagen lassen, obwohl die Hertha nach dem 0:4 noch auf 2:4 herankam. Bremen entledigte sich der größten Sorgen mit nun 35 Punkten (12.). Der Hertha fehlen weiter fünf Punkte auf den ersten fixen Nicht-Abstiegsplatz, den Bochum (15.) zwei Punkte hinter Hoffenheim (14.) hält.
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