77 Minuten Hoffnung: So reagierte Bosnien auf die WM-Zitterpartie
Haris Tabaković ließ die bosnischen Fans am Dienstag auf ein Ticket zur WM hoffen: In der 12. Spielminute gegen Österreichs Nationalelf schoss der 31-Jährige sein Team in Führung. Erst in der 77. Minute folgte der Ausgleich von Michael Gregoritsch, der Österreich damit schließlich die erste WM-Teilnahme seit 1998 bescherte.
Doch statt böses Blut am Spielfeld zu vergießen, trug die bosnisch-herzegowinische Mannschaft den Ausgleich mehr oder weniger mit Fassung. Tränen vergossen Spieler wie Esmir Bajraktarević, Kerim Alajbegović und Tarik Muharemović. Dennoch mussten sich die Schützlinge von Trainer Sergej Barbarez eingestehen: Die Österreicher hatten über die gesamte Spielzeit Ballbesitz und Initiative, die Bosnier wehrten – bis zur verhängnisvollen 77. Minute – alle Angriffe diszipliniert ab.
Arnautović: "Wir waren geschockt"
Auch von österreichischer Seite gab es lobende Worte. Marko Arnautović sagte gegenüber bosnischen Medien: "Ich möchte der bosnisch-herzegowinischen Nationalmannschaft meinen größten Respekt zollen. Was sie im vergangenen Jahr geleistet haben, welche Spieler sie nominiert haben – Hut ab! Ich hoffe, sie überstehen die Play-offs und wir sehen uns bei der Weltmeisterschaft wieder."
Die Österreicher seien sich bewusst gewesen, dass es ein hartes Spiel gegen die bosnisch-herzegowinische Mannschaft werden würde. "Wir waren geschockt, als wir das Gegentor kassierten, aber wir haben den Glauben nicht verloren. Gott sei Dank haben wir noch ein Tor erzielt", sagte Arnautović. Auch den rund 25.000 bosnisch-herzegowinischen Fans zollte Arnautović Respekt. Er selbst habe viele Freunde aus Bosnien-Herzegowina, die ihm Videos aus Wien geschickt hätten.
Auch Trainer Barbarez ist die große Zahl bosnisch-herzegowinischer Fans nicht entgangen. Er verbeugte sich nach dem Spiel vor den Fans auf der Tribüne, woraufhin es Standing Ovations und tosenden Applaus gab. "Davon kann man nicht einmal träumen. Es war vielleicht die höchste Zuschauerzahl aller Zeiten und ich bin stolz darauf, dass wir für sie spielen konnten", sagte Barbarez.
"Traurigkeit in ganz Bosnien-Herzegowina"
Anteilnahme an der Enttäuschung der bosnisch-herzegowinischen Mannschaft gab es von Seiten der Medien. Die bosnische Tageszeitung Oslobođenje fing wohl am besten die Emotionen der Nation ein: "Gregoritsch hat unsere Träume von der WM-Qualifikation zunichte gemacht".
Der Serbische Telegraf titelte: "Traurigkeit in ganz Bosnien und Herzegowina, Nachbar verliert WM-Qualifikation in der 77. Minute, Marko Arnautović jubelt am Ende." In der Analyse heißt es weiter: "Bosnien-Herzegowina stand kurz vor einer Meisterleistung und die Fans sorgten für eine großartige Atmosphäre im Stadion".
Die serbische Zeitung Mozzart Sport schrieb: "Es roch nach einem Wunder, doch der Superwechsel war fatal für Bosnien." Das bosnische Team sei der WM-Qualifikation so nahe gewesen, dass sie es förmlich riechen konnten.
Kommentare